Schlipsheim
Schlipsheim Stadt Neusäß | |
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Koordinaten: | 48° 23′ N, 10° 47′ O |
Höhe: | 486 m ü. NN |
Einwohner: | 441 (1987) |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 |
Postleitzahl: | 86356 |
Vorwahl: | 0821 |
Karte von Neusäß mit seinen Stadtteilen | |
Kapelle St. Nikolaus von Tolentino Schlipsheim |
Schlipsheim ist ein Dorf und Ortsteil der Stadt Neusäß im schwäbischen Landkreis Augsburg in Bayern (Deutschland). Schlipsheim gehört zur katholischen Pfarrei Sankt Stephanus in Hainhofen.
Geschichte
Im 10. Jahrhundert schenkte Bischof Ulrich von Augsburg den Zehent seines Kirchengutes Schlipsesheim dem Hospital Heilig-Kreuz in Augsburg. Die zersplitterte Güterbesitz befand sich zeitweise in Händen des Augsburger Domkapitels, der Markgrafschaft Burgau (die auch die Hochgerichtsbarkeit ausübte) sowie Augsburger Patriziergeschlechter, darunter bis 1747 den Rehlinger. Seit 1785 war das Schloss und die Herrschaft Schlipsheim im Besitz des Augsburger Klosters Heilig-Kreuz.
1789 zählte das Dorf 48 Häuser und 88 Familien. Nach der Säkularisation kam der Ort an Bayern. In den 1860er Jahren finden sich in Schlipsheim drei Großbegüterte und vier Söldner, welche Feldgründe besitzen. Die übrigen Bewohner wohnten in kleinen, ärmlichen Häusern und verdienten ihren Lebensunterhalt meist als Taglöhner, Maurer, Besenbinder und Hirten.[1] Schlipsheim war eine selbstständige Gemeinde und wurde im Zuge der Gebietsreform in Bayern am 1. Juli 1972 nach Neusäß eingemeindet.[2]
Jüdische Gemeinde
Wenigstens seit dem späten 17. Jahrhundert bis Ende 1865 bestand in Schlipsheim eine eigenständige jüdische Gemeinde mit dem „Judenhaus“ als Synagoge und Gemeindezentrum (heute Schlipsheimer Straße 124 – 128). Der Flurname "Judendauche" deutet auf die Mikwe. Im Jahr 1809 wurden 104 Juden in Schlipsheim registriert, ein halbes Jahrhundert später ging durch Abwanderung die Zahl auf 20 zurück. 1865 löste sich die Gemeinde auf. Die Einrichtung der Synagoge wurde verkauft. Aus Schlipsheim stammt der jüdische Maler und Kunsthändler David Heinemann, der in München eine der bedeutendsten Kunsthandlungen Europas etablierte. Die Online-Datenbank der "Galerie Heinemann" umfasst heute weit über 40.000 bedeutende Gemälde aller Epochen.
Sehenswürdigkeiten
- Kapelle St. Nikolaus von Tolentino
Persönlichkeiten
- Joseph Leopold (1810–1868), deutscher Räuber, Sträfling und Strohhutfabrikant
- David Heinemann (1819–1902), jüdischer Porträtmaler und Kunsthändler
Einzelnachweise
- ↑ Anton von Steichele: Das Bistum Augsburg. Historisch und statistisch beschrieben von Anton Steichele (5-8: fortgesetzt v. Alfred Schröder; 9-10: beschrieben v. Friedrich Zoepfl). Bd 2-10, Lfg 2. [Mehr nicht vorh.] Schmid, 1864, S. 64.
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 424.
Literatur
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (Hrsg.), München 1988, ISBN 3-87052-393-X, S. 276.
Weblinks
- Stadt Neusäß, offizielle Homepage
- http://jhva.wordpress.com/2011/11/17/uber-die-juden-im-schwabischen-schlipsheim/
- http://www.neusaess.de/de/Unsere-Stadt/Stadtteile/Schlipsheim-
- http://www.alemannia-judaica.de/schlipsheim_synagoge.htm
- Galerie Heinmann online
- Schlipsheim in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 6. Januar 2023.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Das Neusäßer Stadtwappen
Autor/Urheber: Neitram, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Karte von Neusäß mit seinen acht Stadtteilen.
Autor/Urheber: Neitram, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Schlipsheim, von einer Anhöhe am Waldrand bei Hainhofen fotografiert.
Autor/Urheber: Jkü, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Kapelle St. Nikolaus von Tolentino in Neusäß-Schlipsheim, Saalbau über rechteckigem Grundriss mit Dachreiter mit Zwiebelhaube, Neubau wohl von Johann Stephan Gelb, 1793; mit Ausstattung.