Schleuse Charlottenburg

Schleuse Charlottenburg
Blick über die Schleusenkammer in Richtung Westhafenkanal
Blick über die Schleusenkammer in Richtung Westhafenkanal

Blick über die Schleusenkammer in Richtung Westhafenkanal

Lage
Schleuse Charlottenburg (Berlin)
Koordinaten52° 31′ 52″ N, 13° 17′ 10″ O
Land:Deutschland Deutschland
Ort:Berlin
Gewässer:Spree-Oder-Wasserstraße
(Spree/Westhafenkanal)
Gewässerkilometer:km 6,10
Daten
Eigentümer:Bund
Betreiber:Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt
Zuständiges WSA:Spree-Havel, Außenbezirk Spandau
Planungsbeginn:1997
Bauzeit:1998–2003
Betriebsbeginn:Dezember 2003
Sanierung:Ersatz für „Alte Schleuse“ von 1885
Stilllegung:Die benachbarte Alte Schleuse ist im Bedarfsfall nutzbar.
Schleuse
Typ:Binnenschleuse
Kategorie:Großmotorgüterschiffe
Nutzlänge:115,00 m
Nutzbreite:12,50 m
Durchschnittliche
Fallhöhe:
1,23 m
Obertor:Drehsegmenttor mit Füllmuschel
Untertor:Stemmtor mit Schützen
Kammer füllen; leeren:15 Minuten
Sonstiges
Zugehöriges Wehr:im Spreelauf
Website:[1]
Stand: Juni 2022

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Die Schleuse Charlottenburg ist eine Schleuse der Spree im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Sie verbindet den höheren Wasserspiegel zwischen der Staustufe Mühlendamm und der Staustufe Charlottenburg (mit dem Wehr in der Jungfernheide), dem Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, dem Westhafen und dem Westhafenkanal einerseits mit dem niedrigeren Wasserspiegel des Unterlaufes der Spree bis zur Mündung in die Havel und des Havelseengebietes bis zur Vorstadtschleuse Brandenburg an der Havel andererseits. Die Schleuse Charlottenburg liegt am Kilometer 6,10 der Bundeswasserstraße Spree-Oder-Wasserstraße. Zuständig für Betrieb und Unterhaltung ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Spree-Havel. Die Gesamtlänge der Anlage einschließlich der Vorhäfen beträgt 1585 Meter, davon die Gesamtlänge der Schleuse 152,5 Meter. Die Wassertiefe bei Unterwasser beträgt 4,00 Meter und wird durch das benachbarte Spreewehr beeinflusst. Eine Schleusung dauert 15 Minuten. Der Anrufkanal liegt auf UKW Kanal 82.

Geschichte

Die erste Staustufe der Spree in der damaligen Stadt Charlottenburg wurde in den Jahren 1883 bis 1885 als Charlottenburger Schleuse gebaut. Ihre Benutzung war bis zum Ende des Jahres 1900 kostenlos, es handelte sich um eine Freischleuse. Ab dem 1. Januar 1902 wurde sie zollpflichtig. Mittels eines öffentlichen Einspruchs sollte die Erhebung der Abgabe wieder abgeschafft werden.[1]

In den Jahren 1959–1961 wurde die Doppelschleuse instand gesetzt und auf den Stand der damaligen Technik gebracht. Ihre zwei Schleusenkammern haben eine jeweilige Breite von zehn Metern und eine nutzbare Länge von 65 bzw. 82 Meter. Die alte Schleusenanlage wird nicht mehr genutzt. Mitte der 1950er Jahre wurde die Spree in ihrem Unterlauf bis zur Mündung in die Havel aus schifffahrtstechnischen Gründen begradigt. Im Jahr 1956, mit der Fertigstellung des Westhafenkanals konnten Binnenschiffe mit einer Tragfähigkeit bis 1000 Tonnen den Westhafen in Berlin erreichen. Bereits in den 1930er Jahren gab es Überlegungen für den Neubau einer Zwillingsschleuse in Berlin-Charlottenburg. Eine Grundstücksfläche wurde damals schon für diesen Zweck vertraglich reserviert.

Der Neubau

Die neue Schleuse Charlottenburg ist Bestandteil des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 17. Dieses Projekt beinhaltet den Ausbau der Wasserstraße zwischen Hannover über Magdeburg nach Berlin. Diese Wasserstraße wird wirtschaftlich befahrbar gemacht für Großmotorgüterschiffe mit einer Länge von 110 Meter und einer Breite bis zu 11,40 Meter und Schubverbänden mit einer Länge bis zu 185 Meter und der genannten Breite. Mit der Fertigstellung des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg im Oktober 2003 und der Inbetriebnahme der neuen Schleuse Charlottenburg im Dezember 2003 ist es diesen Schiffen möglich, vom westeuropäischen Wasserstraßennetz kommend den Berliner Westhafen zu erreichen. Zum Schleusenbereich gehören Koppel- und Wartestellen für die Berufsschifffahrt sowie Sportbootwartestellen in den Vorhäfen.[2]

Technik

Die Schleusenkammer wurde in Stahlspundbauweise erstellt. Verschlossen wird sie im Oberhaupt durch ein Drehsegmenttor mit Füllmuschel. Das Unterhaupt verschließt ein Stemmtor mit Schützen. Vor den Toren im Innenbereich der Schleusenkammer befinden sich Stoßschutzeinrichtungen in Form von entfernbaren Stahlseilen zum Schutz des Tores gegen Schiffsstoß.

Begleitmaßnahmen

Zu den begleitenden Maßnahmen des Schleusenneubaues gehörten die Herstellung und der Ausbau von durchgehenden Geh- und Radwegen an der Nordseite der Schleuse vom Nonnendamm zur Mörschbrücke. Am Südufer der Spree vom Schlosspark Charlottenburg zur Rohrdammbrücke wurde als Ausgleichsmaßnahme der Uferweg saniert. Mit dem Bau der neuen Schleuse entstand eine Insel zwischen der alten und der neuen Schleuse. Diese ist nicht identisch mit der als „Schleuseninsel“ bezeichneten Lage zwischen Spree mit Spreewehr und der alten Schleuse. Um die Zufahrt zum östlichen Abschnitt des Nonnendamms auf der neuen Insel zu gewährleisten, erhielt dieser eine geänderte Straßenführung mit einer neuen Brücke über den Westvorhafen mit steilen Rampen. Im gesamten Schleusenbereich wurden neue Grünanlagen angelegt und Bäume gesetzt. Die entstandenen Schrägufer wurden begrünt und in Teilbereichen Röhricht angepflanzt. Alte bauliche Anlagen wurden entfernt und der Boden entsiegelt. Amphibienausstiege wurden gebaut.

Literatur

  • H.-J. Uhlemann: Berlin und die Märkischen Wasserstraßen. DSV-Verlag, Hamburg 1994, S. 115–118, 138 ISBN 3-344-00115-9.
  • Schriften des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e. V. WESKA (Westeuropäischer Schifffahrts- und Hafenkalender), Binnenschifffahrts-Verlag, Duisburg-Ruhrort. OCLC 48960431

Karten

  • Folke Stender: Redaktion Sportschifffahrtskarten Binnen 1. Nautische Veröffentlichung Verlagsgesellschaft, ISBN 3-926376-10-4.
  • W. Ciesla, H. Czesienski, W. Schlomm, K. Senzel, D. Weidner: Schiffahrtskarten der Binnenwasserstraßen der Deutschen Demokratischen Republik 1:10.000. Band 4. Herausgeber: Wasserstraßenaufsichtsamt der DDR, Berlin 1988, OCLC 830889996.

Weblinks

Commons: Schleuse Charlottenburg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Charlottenburger Schleuse ist seit dem 1. Januar 1901 eine Zollschleuse, in: Königlich privilegierte Berlinische Zeitung, 5. September 1902.
  2. Presseinformation Nr. 09/2003 der WSD Ost – Neue Schleuse Charlottenburg fertiggestellt

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Stemmtor Charlottenburg.JPG
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Stemmtor im Unterhaupt der Schleuse Charlottenburg, Sicherheitseinrichtung wird entfernt
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Schleuse Charlottenburg
Spreewehr-Spreeweg (93).jpg
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Das Spreewehr an der Schleuse Charlottenburg hält den Wasserstand in der Innenstadt auf dem notwendigen Niveau.
AA Nonnendamm Charlottenburg FIS-map.jpg
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Der Nonnendamm ist eine Straße auf einer histrischen Handels-Trasse der von Spandau duch Berlin nach Polen führte. Die Spandauer Nonnen legten einen Knüppeldamm um zu ihren Grundstücken (heute: Nonnenwiesen) zu kommen. Durch den Ausbau der Siemens-Werke in Spandau wurde der westliche Abschnitt in Nonnendammallee ausgebaut. Mit dem Anlegen der Neuen Schleuse Charlottenburg und dem Westhafenkanal wurde die Straße im östlichen Abschnitt unterbrochen. Bei Bau der Stadtautobahn wurde die Charlottenburger Trasse mit Kopfsteinpflaster mit einer Brücke mit Asphaltbelag angebunden. Zudem wurde der Abschnitt der über Siemensgelände führte 1960 entwidmet. Die Straße unter diesem Namen liegt in den Berliner Ortsteilen Siemensstadt, Charlottenburg-Nord und Charlottenburg. Der Kartenausschnitt aus der FIS-Broker Karte 1:5000 Berlin, hergestellt von den bezirklichen Vermessungsämtern stellt die Lage des Nonnendamms an der Orteilgrenze Charlottenburg-Charlottenburg-Nord dar. Zudem sind die teilweise Führung durch den Westhafenkanal und die entsprechede Grundstücksaufteilung am Nonnendamm erkennbar.
Berlin location map.svg
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Positionskarte Berlin, Deutschland. Geographische Begrenzung der Karte:
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