Schlenkerla

Heller Bräu Trum GmbH
RechtsformGmbH
Gründung1405
SitzBamberg, Deutschland
LeitungMatthias Trum
Mitarbeiterzahl10 (2015)[1]
BrancheBrauereiwesen
Websitewww.schlenkerla.de
Wirtshaus Zum Schlenkerla

Das Schlenkerla (früher Zum blauen Löwen, auch Brauerei Heller) ist eine historische Brauereigaststätte in Bamberg. Sie wurde erstmals 1405 urkundlich erwähnt und ist die bekannteste Rauchbierbrauerei Deutschlands.

Geschichte

Das Gebäude Zum Blauen Löwen, in dem sich heute die Gaststätte Schlenkerla befindet, wurde erstmals 1405 urkundlich erwähnt.[2] Zu dieser Zeit lag das Gebäude rund um die Klosterkirche der Dominikanermönche in der Hand der Familie Zollner. Der Büttner Asmus Schneider war 1538 vermutlich der erste Eigentümer, der in dem Gebäude Zum blauen Löwen eine Gaststätte und Brauerei einrichtete. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Anwesen fast vollständig zerstört. 1649 erwarb Jakob Stengel die Ruine und begann mit dem Wiederaufbau.[2]

In den darauffolgenden Jahren wurde das Haus mit einem Rückgebäude erweitert. 1714 sah sich der neue Besitzer, Georg Zimmermann, durch seine Misswirtschaft gezwungen, Konkurs anzumelden.[2] Johann Peter Hirsch, Unterschultheiß des St.-Georgen-Viertels, erwarb das gesamte Anwesen und das Braurecht. 1738 kaufte Johann Wolfgang Heller die Brauerei und gab ihr den noch bestehenden Namen Hellerbräu. Zusätzlich eignete er sich einen Felsenkeller auf dem Kaulberg an, den er mit Feld und Garten seiner Tochter vererbte. Sein Enkel Josef Heller übernahm 1797 die Geschäfte und kaufte den Felsenkeller auf dem Kaulberg zurück.[3]

Mit dem Erwerb der Brauerei durch Konrad Graser 1866 begann eine neue Ära. Die Brauerei ist noch heute in Händen seiner Nachkommen. Mit der Heirat seines Sohnes Andreas 1877 zog sich Konrad aus dem Geschäft zurück. Nach Andreas' Tod übernahm 1906 dessen Sohn Michael die Geschäfte. Er erweiterte durch den Kauf eines weiteren Grundstücks am Oberen Stephansberg den Felsenkeller und baute die Sommerwirtschaft aus. 1926 erweiterte er auch die Gaststätte durch Pachtung der Dominikanerklause. Zusätzlich ließ er 1936 ein Sudhaus und eine Flaschenabfüllanlage errichten. Nach seinem Tod 1943 führten seine Witwe Margarete und die Tochter Elisabeth die Brauerei in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs. Gegenwärtig befindet sich die Brauerei im Besitz von Matthias Trum, dem Enkel von Jakob und Elisabeth Trum.[3]

Namensgebung

Unter dem Namen Heller ist die Brauerei nur den wenigsten bekannt. Ihren im Volksmund verbreiteten Namen Schlenkerla verdankt sie Andreas Graser. Von 1875 bis zu seinem Tod im Jahr 1905 war er Braumeister der Brauerei Heller. Überlieferungen zufolge sollen dem Brauer beim Ausladen der Fässer vom Karren die Pferde durchgegangen sein. Er wurde vom Fuhrwerk erfasst und verletzt. Seitdem musste er die Verletzung beim Gehen mit dem Schlenkern der Arme ausgleichen.[3]

Eine Bamberger Reimchronik fasst es folgendermaßen zusammen: „Weil er gern mit seina Orm a wengla gschlenkert hot, drum hom´s ihn Schlenkerla getauft aus Übermut und Spott“.[4]

Biersorten

Aktuell produziert die Brauerei Schlenkerla sieben Biersorten:

  • Rauchbier: Das Aecht Schlenkerla Rauchbier ist ein dunkles, untergäriges Märzenbier. Gelagert wird es traditionell in einem Eichenholzfass.[5]
  • Urbock: Der vollmundige und herbe Urbock wird zur Starkbierzeit im Herbst ausgeschenkt.[5]
  • Rauchweizen: Das Weizenbier wird mit hauseigenem Rauchmalz gebraut und erhält daher seinen zarten Rauchgeschmack.[5]
  • Lager: Die Brauerei Schlenkerla verwendet für den Brauvorgang des Rauchbieres und des Lagers dieselben Kupferkessel und vor allem dieselbe Hefe. Dadurch erhält das Aecht Schlenkerla Lagerbier seinen subtilen Rauchgeschmack.[5]
  • Kräusen: Die Kombination eines Jungbieres mit einem bereits ausgereiften Bier bezeichnet man als Kräusen. Das Kräusen entsteht aus einem Lagerbier, welchem Märzenbier hinzugefügt wird.[5]
  • Fastenbier: Durch seine untergärige, vollmundige Hefe erhält das Fastenbier seine leichte Trübung. Es besitzt einen feinen Rauchgeschmack und eine dezent bittere Note.[5]
  • Eiche: Das Doppelbock der Brauerei Schlenkerla, das Eiche genannt wird, wird nur zur Weihnachtszeit ausgeschenkt. Das Malz wird dafür nicht wie üblich über Buchenholz, sondern über Eichenholz getrocknet.[5]

Brauverfahren

Die Brauerei Schlenkerla braut nach dem Reinheitsgebot von 1516. Die Gerste wird im ersten Schritt, dem Weichen, in Wasser eingelegt, um zu keimen. Sobald der Wassergehalt im Korn 35 % beträgt, werden Enzyme gebildet, welche Eiweiß und Stärke zersetzen. Dieser Prozess dauert sieben Tage, während derer der Braumeister das Keimgut stetig belüftet und wendet. Das daraus entstehende Grünmalz wird nun im dritten Schritt, dem Darren, traditionell über Buchenholzfeuer, getrocknet, dessen Rauch dem Bier später sein spezielles Aroma verleiht.

Nun wird das Malz in einer Schrotmühle zerkleinert. Dieser Prozess nennt sich Schroten. Das Malzschrot wird nun während des Maischens in einem Maischbottich mit Wasser vermischt. Bei einer Temperatur von 45 °C bis 77 °C wird die Stärke in der Maische in Malzzucker umgewandelt. Dabei entstehen feste Bestandteile, die Trebern. Diese werden von den flüssigen Bestandteilen, der Würze getrennt. Diesen Prozess nennt man Abläutern. In der Würzepfanne werden im folgenden Schritt, während des Kochens, die Würze und der Hopfen vermengt. Die Hitze löst die Bitterstoffe des Hopfens, und es entsteht durch Verdampfung von Wasser die sog. Stammwürze. Einige unlösliche Rückstände dieses Verfahrens, der Heißtrub, wird während des Kühlens und Anstellens entfernt.

Im Anschluss wird die Würze gekühlt, belüftet und mit Hefe versetzt; diesen Schritt bezeichnet man als Anstellen. Die anschließende Hauptgärung dauert dann sieben Tage. Während dieser Zeit wird der Malzzucker in Alkohol umgewandelt. Schließlich reift das Rauchbier nun mehrere Wochen im Lagerkeller der Brauerei und entfaltet so sein gesamtes Geschmacksprofil. Den letzten Schritt im Brauprozess bildet die Filtration. Hierbei werden dem Bier Hefe und weitere trübende Stoffe entzogen.[6]

Abfüllung

Das Aecht Schlenkerla Rauchbier wird noch traditionell in Eichenholzfässern gelagert und verkauft. Um ein schaumfreies Befüllen der Fässer zu garantieren, werden diese unter Gegendruck gesetzt. Dieses Verfahren wird auch bei der Abfüllung des Bieres in Flaschen genutzt.[6]

Wissenswertes

Die Brauerei ist einer der Schauplätze der Erich-Kästner-Verfilmung Das fliegende Klassenzimmer (1973). Die Gaststätte heißt im Film Zum tollen Hund.

Auszeichnungen

Märzenbier:

  • 1984, 1988, 1990, 1992, 1994, 2000, 2004, 2006, 2008, 2010, 2012 Großer DLG Preis in Gold.[7]
  • 1996 Gold beim World Beer Cup (USA).[7]
  • 1999 Gold beim Stockholm Beer Festival.[7]
  • 2003 Ehrenurkunde der CMA.[7]
  • 2007, 2008 Gold beim Stockholm Beer Festival.[7]
  • 2009 1. Platz beim Internationalen Bier-Festival.[7]
  • 2009 Bestes Importbier beim CAMRA London Drinker Beer Festival.[7]
  • 2009 Silbermedaille bei den NZ Beer Awards.[7]
  • 2010 Silbermedaille bei den Australian Beer Awards.[7]
  • 2012 Goldmedaille beim Stockholm Beer Festival.[7]
  • 2013 Goldmedaille beim Stockholm Beer Festival.[7]
  • 2014 Silbermedaille bei den Australian Beer Awards.[7]
  • 2015 Goldmedaille bei den Australian Beer Awards.[7]
  • 2016 Goldmedaille im World Beer Idol Wettbewerb.[7]
  • 2017 Goldmedaille beim Stockholm Whiskey und Bierfestival.[7]

Urbock:

  • 2004 1. Platz beim Turku Bier Fest (Finnland).[7]
  • 2005 Gesamtsieg beim Cambridge Bierfestivak (England).[7]
  • 2007 Gesamtsieger beim Helsinki Bier Festival.[7]
  • 2007 Bester Rauchbock beim Bockbierfestival in Amsterdam.[7]
  • 2007 Platz 2 beim Winterbier-Wettbewerb der Helsingin Sanomat.[7]
  • 2008 Silbermedaille beim Bockbier-Festival in Amsterdam.[7]
  • 2008 Platz 1 beim Weihnachtsbier-Wettbewerb der Helsingin Sanomat.[7]
  • 2010 Platz 1 beim Bockbierfestival in Amsterdam.[7]
  • 2011 Goldmedaille als eines der 50 besten Biere der Welt.[7]
  • 2011 Platz 1 Beim Winterbier-Wettbewerb der Helsingin Sanomat.[7]
  • 2015 Bronzemedaille bei den Australien Beer Awards.[7]
  • 2015 Platz 1 Winterbier-Wettbewerb der Ilta-Sanomat.[7]

Rauchweizen:

  • 2022 Goldmedaille European Beer Star, Kategorie: Smoke Beer.[8]

Aecht Schlenkerla Eiche:

  • 2022 Goldmedaille European Beer Star, Kategorie: Strong Smoke Beer.[8]

Schlenkerla weltweit

Das Bier wird über einen Online-Shop sowie über Getränkehändler vertrieben. Es wird in 49 Länder exportiert.[9]

Feierlichkeiten

Literatur

  • Christian Fiedler: Bamberg. Die wahre Hauptstadt des Bieres. Selbstverlag, Bamberg 2016, S. 104–107.
  • Peter Ruderich: Brauereigaststätte Heller, gen. Schlenkerla, in Bamberg. In: Karl Gattinger, Andreas Türk, Michael Forstner, Eberhard Lantz: Genuss mit Geschichte. Einkehr in bayerischen Denkmälern. Gasthöfe, Wirtshäuser und Weinstuben, hrsg. v. Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. München 2009, S. 52–56.
  • Johannes Schulters: Bambergs Brauereien. Biervielfalt erleben und genießen. Fränkischer Tag, Bamberg 1998, S. 14–15.

Weblinks

Commons: Brauereiausschank Schlenkerla – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Aecht Schlenkerla – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. name="FAZ"
  2. a b c https://www.schlenkerla.de/schlenkerla/chronik/chronik.html
  3. a b c Christian Fiedler: Bamberg, S. 68–71.
  4. https://www.schlenkerla.de/schlenkerla/chronik/ahnenreihe.html
  5. a b c d e f g https://www.schlenkerla.de/rauchbier/sorten/sorten.html
  6. a b https://www.schlenkerla.de/rauchbier/prozess/prozess.html
  7. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa https://www.schlenkerla.de/rauchbier/auszeichnungen/auszeichnung.html#dlg
  8. a b EUROPEAN BEER STAR 2022 WINNER. (PDF; 854 kB) S. 8, abgerufen am 30. November 2022.
  9. https://shopfinder.schlenkerla.de/Haendlersuche/http/shopfinder-schlenkerla-de/shopfinder-91356.html
  10. a b Johannes Schulters: Bambergs Brauereien, S. 20–21
  11. a b https://www.schlenkerla.de/sonstiges/veranstaltungen/termin.html


Koordinaten: 49° 53′ 30″ N, 10° 53′ 5″ O

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Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Asio otus als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0

Description: Brauerei Heller: Wirtshaus zum "Schlenkerla" in Bamberg (Germany)

  • Source: selbst fotografiert
  • Date: 9. Sept. 2005
  • Author: Asio otus
Wappen Bamberg.svg
Wappen der Stadt Bamberg
„In Rot ein stehender Ritter in silberner Rüstung mit einem roten Kreuz auf der Brust und einem silbernen Langschwert am Gurt; in der Rechten eine Lanze mit silbernem Fähnlein, darauf ein rotes Kreuz, die Linke gestützt auf einen blauen Schild mit silbernem Adler.“