Schlatt ZH

ZH ist das Kürzel für den Kanton Zürich in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Schlattf zu vermeiden.
Schlatt
Wappen von Schlatt
Staat:Schweiz Schweiz
Kanton:Kanton Zürich Zürich (ZH)
Bezirk:Winterthurw
BFS-Nr.:0226i1f3f4
Postleitzahl:8345 Hofstetten
8405 Winterthur
8418 Schlatt ZH
Koordinaten:704684 / 258463
Höhe:656 m ü. M.
Höhenbereich:526–876 m ü. M.[1]
Fläche:8,97 km²[2]
Einwohner:779 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte:87 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
7,4 % (31. Dezember 2020)[4]
Gemeindepräsident:Urs Schäfer
Website:www.schlatt-zh.ch
Oberschlatt

Oberschlatt

Lage der Gemeinde
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Über dieses Bild
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Kirche von Schlatt
Dorfkern von Oberschlatt mit traditionellen Fachwerkhäusern

Schlatt (bis 1999 Schlatt bei Winterthur genannt) ist eine politische Gemeinde im Bezirk Winterthur des Kantons Zürich in der Schweiz.

Sie besteht aus den Ortschaften Unterschlatt, Oberschlatt, Waltenstein (Mundartname: Waltschte[5]) und Nussberg.

Geographie

Historisches Luftbild von Walter Mittelholzer (1923)

Schlatt liegt im Osten des Kantons Zürich, zwischen Winterthur und Turbenthal. Schlatt gehört zum Zürcher Oberland und liegt als Bestandteil des Tössberglandes auf der Hörnlikette. Die Gemeinde Schlatt grenzt im Norden an Elsau, im Osten an Elgg, im Südosten an Turbenthal, im Südwesten an Zell und im Westen an die Bezirkshauptstadt Winterthur (Aussenwacht Eidberg, bis 1922 Gemeinde Seen).

Von der Gemeindefläche dienen 46,6 % der Landwirtschaft, 45,6 % ist Waldgebiet und 0,7 % sind Gewässerfläche; 2,9 % ist Verkehrsfläche und 3,6 % Siedlungsgebiet.[6] Der tiefste Punkt auf dem Gemeindegebiet liegt auf 530 m. ü. M. (Heitertal), der höchste auf 870 m. ü. M. (Funkenbüel).

Oberschlatt liegt am Bäntalbach, Waltenstein am Bolsternbach. Beide Bäche fliessen bei Kollbrunn in die Töss.

Bevölkerung und Politik

Im Jahr 2017 hatte Schlatt 730 Einwohner in 282 Haushalten. 56 % (410 Personen) waren reformierter Konfession, 12 % (88 Personen) katholisch. Der Steuerfuss lag bei 128 %.[7]

Im Vergleich dazu registrierte die letzte Volkszählung im Jahr 2000 610 Einwohner in 221 Haushalten und den Anteil Reformierter mit 75 %.[8]

Schlatt verfügt über eine eigene Primarschule, in der zurzeit etwa 95 Schüler unterrichtet werden. Die Oberstufe besuchen die Schüler in Elsau (Volksschule) bzw. in Winterthur (Gymnasium). Schlatt unterhält seit mehreren Jahren zwei Grundstufen, welche die Vorschule mit der ersten Klasse in die Schule integriert.

Gemeindepräsident ist Urs Schäfer (Stand Mai 2020).

Geschichte

Das hüglige und stark bewaldete Gemeindegebiet wurde wohl erst im 8. Jh. besiedelt. Alemannischen Ursprungs sind die Dörfer Schlatt und Nussberg. Ihre erste schriftliche Erwähnung wird geliefert von Schenkungsurkunden an das Kloster St. Gallen, die ältere erwähnt 744 oder 746 den Ort Nuzperech (Nussberg), die andere nennt 754 Sclatte (Unterschlatt). Der Siedlungsname Schlatt geht zurück auf ein altes Wort für "Abhang, Bodensenkung; Mulde, Tal".[9] Die Bezeichnung als Nidern-Schlatta ist 1306 bezeugt (Niderschlatt 1504), die Nennung der höher gelegenen Siedlung als Ober-Schlatt ist allerdings erst für 1642 belegt.[10] Der Name Waltensteyn ist erstmals 1539 erwähnt.[11]

Diesen klösterlichen Besitz verwalteten die Herren von Schlatt (1094 wird Freiherr Hesso von Slâte genannt), im 12. bis 14. Jh. Ministerialen der Kyburger und Habsburger. Die Kirche wird 1241 als Eigentum des Ritters Konrad von Schlatt erwähnt. Sie steht auf einer Terrasse neben der Burg Schlatt, etwas abseits des Dorfes Unterschlatt, auf einem Sporn des Tüebbergs. Ein erster Bau wird aufgrund von Mauern unter der Kirche für das Hochmittelalter nachgewiesen. Bei einem Umbau im 14./15. Jh. wird der Chor mit einer gemauerten Chorschranke (Lettner) abgetrennt, wie man sie von Kloster-, Bischofs- und Stiftskirchen kannte. In der Reformationszeit um 1525 erfährt die Kirche einen Umbau im spätgotischen Stil, 1655 erhält sie eine neue, hölzerne Kanzel und einen neuen Taufstein.[12]

Waltenstein ging ursprünglich auf einen einzigen grossen Gutshof zurück. 1277 verlieh das Kloster St. Gallen die Vogtei Waltistal an die Freiherren von Teufen, 1279 kam sie in österreichische Hände. Die Herren von Schlatt bewohnten die Turmburg bis 1361. In der Folge wechselte diese mehrmals den Besitzer, bis sie 1568 zum Pfarrhaus umgebaut wurde.

Oberschlatt gehörte zur Herrschaft Elgg, die 1452 mit der Grafschaft Kyburg an Zürich kam. Wie Oberschlatt gelangte Waltenstein 1452 in zürcherischen Besitz. Die niedergerichtlichen Rechte in Oberschlatt gehörten allerdings zum "Stählernen Bund" (Stäheliner Bund) und wurden mit diesem erst 1494 von Zürich erworben. Von 1475 an ernannte Zürich den Pfarrer. Das Kollaturrecht ging 1485 an Zürich und dann 1529 an Winterthur. Die Kirche wurde um 1500 neu erbaut. Für den zürcherischen Landvogt amteten vor allem Angehörige der seit 1543 in Oberschlatt ansässigen Familie Furrer als Weibel oder Vogt. Die Mühle Heitertal bei Eidberg ist 1361 erwähnt und bleibt bis heute in Betrieb (Stand 2018).[13]

Zur Zeit der textilen Heimindustrie Ende 18. Jh. erreichte die Einwohnerzahl einen Höchststand (722 Einwohner im Jahr 1792, verglichen mit 317 im Jahr 1634). Die politische Gemeinde entstand 1798, zunächst im Distrikt Elgg, und ab 1803 im Bezirk Winterthur.[14]

Eine Industrialisierung fand in der Gemeinde nicht statt, abgesehen von einer kleinen Baumwollspinnerei, die ab 1825 bei der Mühle Unterschlatt betrieben wurde. Die Strasse zum Bahnhof Räterschen wurde 1847–1853 gebaut. Eine Abwanderung setzte in der zweiten Hälfte des 19. Jh. ein, die Bevölkerung sank von 700 im Jahr 1850 bis auf 475 im Jahr 1960. Ab den 1960er Jahren setzte durch den Bau von Einfamilienhäusern wieder ein allmählicher Anstieg der Bevölkerung ein, auf 610 Personen im Jahr 2000, und auf 731 im Jahr 2010.

Die vier Zivilgemeinden bewahrten innerhalb der politischen Gemeinde bis 1928 eine gewisse Selbständigkeit. Das Gemeindewappen, In Silber ein blauer Doppeladler mit roten Fängen, wurde auf Beschluss des Gemeinderats vom 5. Juni 1928 eingeführt. Es geht zurück auf das Wappen der Herren von Schlatt, bezeugt (ohne Tingierung) im Siegel des Ritters Konrad von Schlatt in der Urkunde aus dem Jahr 1279, und in den Tinkturen Silber und Blau erstmals in der Zürcher Wappenrolle von 1340.[15]

Sehenswürdigkeiten

Sonstiges

  • In der Gemeinde ist verschiedenstes Gewerbe, wie z. B. Coiffeure, Autogarage, Schmied, Getränkelieferant, Architekt, Treuhandbüros und Fahrschulen ansässig.
  • Die Postautolinie 680 verbindet Schlatt und Oberschlatt mit Winterthur und Elgg.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Hans Martin Gubler, Kunstdenkmäler der Schweiz Band 76 – Die Kunstdenkmäler des Kanton Zürich Band 7 Der Bezirk Winterthur Südlicher Teil. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Bern 1986, ISBN 3-7643-1786-8, S. 240–266.
  • J. Zollinger, Streifzug durch die Geschichte der Gemeinde Schlatt (1963).
  • E. Ott, "Mühle Heidertal in der Dorf- und Schulgemeinde Eidberg, im Kirchspiel Schlatt am Schauenberg und in der alten Grafschaft und Landvogtei Kyburg", Zürcher Taschenbuch 2006 (2005), 63–108.

Weblinks

Commons: Schlatt ZH – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS – generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. Heinz Gallmann: Zürichdeutsches Wörterbuch. 1. Auflage. Neue Zürcherzeitung, Zürich 2009, ISBN 978-3-03823-555-2, S. 670.
  6. http://www.statistik.zh.ch/internet/justiz_inneres/statistik/de/daten/gemeindeportraet.html
  7. statistik.zh.ch
  8. 74,9 % reformiert, 12,3 % katholisch, 10,2 % konfessionslos (2,6 % waren entweder Anhänger anderer Glaubensrichtungen oder haben keine Angabe gemacht). Haushalte: 221, Bewohnte Gebäude: 181, Einfamilienhäuser: 99, Mehrfamilienhäuser: 19, übrige Wohngebäude: 63 (Volkszählung 2000)
  9. Schweizerisches Idiotikon IX.762–764
  10. Unterschlatt (ortsnamen.ch)
  11. Waltenstein (ortsnamen.ch)
  12. Christian Muntwyler: Die spätmittelalterliche Ausstattung der Kirche Schlatt ZH. In: Baudirektion des Kantons Zürich, Kantonsarchäologie (Hrsg.): Berichte der Kantonsarchäologie Zürich. Nr. 15. Fotorotar AG, Zürich und Egg ZH 2000, S. 145–151.
  13. muehleheitertal.ch; Albert Büchi, Die Mühle ist ihr Lebenselixier, Der Tösstaler, 22. Juni 2016[1], AG gegründet 2001, Handelsregister-Nr. CHE-109.351.848. Ines Rütten, Noch klappert die Mühle im Heitertal, Der Landbote, 22. Dezember 2016.
  14. Ueli Müller: Schlatt ZH. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2013.
  15. "Die Bereinigung der Zürcher Gemeindewappen". In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich 49 (1977), S. 90.

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