Schlangentanz

So genannte kleine Schlangengöttin aus Fayence aus der kultischen Schatzkammer des Heiligtums des Palastes von Knossós, ca. 1700–1450 v. Chr., Saal IV, Archäologisches Museum Iraklio, Kreta

Im sogenannten Schlangentanz der Alten Welt werden von der Tänzerin entweder die Bewegungen von Schlangen nachgeahmt, oder sie tanzt mit einer oder mehreren Schlangen an ihrem Körper. Bei der Nachahmung der Bewegungen einer Schlange bewegt die Tänzerin ihren Körper sowie Gliedmaßen in fließenden Bewegungen und imitiert somit die Fortbewegungsart von Schlangen. Der Schlangentanz ist in den USA, Europa, Russland, ebenso wie Australien oder Ägypten verbreitet.

Davon grundsätzlich zu unterscheiden ist der Schlangentanz der Hopi. Es handelt sich hierbei um einen Regentanz, der alle zwei Jahre als neuntägige religiöse Zeremonie von Hopi-Priestern in Arizona zelebriert wird.

Bei Bauwerken, wie zum Beispiel Japanischen Pagoden bezeichnet Schlangentanz das Schwingungsmuster um den zentralen Mittelpfeiler, durch das bei Erdbeben Erschütterungen abgefedert werden, da sich jedes „Stockwerk“ in eine entgegengesetzte Richtung bewegt.[1]

Herkunft

Die Herkunft des Schlangentanzes lässt sich aus historischen Quellen nicht ergründen. Es wird die Auffassung vertreten, dass schon früh in der Menschheitsgeschichte Heiler, Priester oder Schamanen die Schlange als heiliges Tier verehrten und auch mit ihr tanzten, um eine Verbindung zur Welt der Götter aufzubauen. Schlangentänze im orientalischen Tanz werden oft auf die bildliche Verwendung der Königskobra in der altägyptischen Kunst bezogen, da die Kobra ein heiliges Symbol war und sehr oft Verwendung fand. Ebenso oft werden Schlangentänze auch mit dem Tod der Kleopatra VII. in Verbindung gebracht, die angeblich durch den Biss einer Schlange starb, oder mit dem minoischen Fund der sog. kleinen Schlangengöttin aus der kultischen Schatzkammer des Heiligtums des Palastes von Knossós. Beide Herleitungen versuchen dem Fantasietanz mit Schlangen (oder als dargestellte Schlange) einen historischen Hintergrund zu geben und eine uralte Authentizität anzudichten. Heute ist die Ausgestaltung des Tanzes der Fantasie der Tänzerin überlassen.

Beim Tanz mit einer oder mehreren Schlangen ist ein wirklicher Tanz aufgrund des Gewichtes des Tieres nicht mehr möglich. Hier werden vor allem leichte und langsame Bewegungen benutzt, um vor allem die Schlange zu präsentieren. Eine typische Tanznummer mit Schlange besteht darin, dass die Tänzerin die Schlange an einem Punkt ihres Tanzes aus dem bereitgestellten Korb nimmt und mit ihr zu tanzen beginnt. Dabei muss sie auf das Tier und seine Bewegungen eingehen, denn Schlangen lassen sich nicht abrichten. Bei dem Gewicht einer ausgewachsenen Schlange kann die Tänzerin bestenfalls noch langsame Schreitbewegungen machen. Die verwendete Musik kann genauso wie das Kostüm, der Schmuck und andere Accessoires frei gewählt werden.

Literatur

  • Wendy Buonaventura: Serpent of the Nile: Women and Dance in the Arab World, Interlink Publishing Group, 1998, ISBN 1-5665-6300-3.
  • Karin Van Nieuwkerk: A Trade Like Any Other: Female Singers and Dancers in Egypt, University of Texas Press, 1995, ISBN 0-29278-723-5.
  • Wendy Buonaventura: Bauchtanz, Kunstmann Verlag, 1998, ISBN 3-8889-7106-3.
  • Dietlinde Bedauia Karkutli: Das Bauchtanz-Buch, Rowohlt 2002, ISBN 3-4996-1328-X.
  • Eluan Ghazal: Der heilige Tanz. Orientalischer Tanz und sakrale Erotik, Simon & Leutner, 2005, ISBN 3-92238-995-3.
  • Eluan Ghazal: Schlangenkult und Tempelliebe. Sakrale Erotik in archaischen Gesellschaften, Simon + Leutner, 1995, ISBN 3-92238-963-5.

Einzelnachweise

  1. Japanische Pagoden Universität Wien, aufgerufen am 20. Februar 2022

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Schlangengöttin Kreta asb 2004 PICT3388.JPG
Autor/Urheber: Agon S. Buchholz (asb), Lizenz: CC-BY-SA-3.0
So genannte kleine Schlangengöttin aus Fayence aus der kultischen Schatzkammer des Heiligtums des Palastes von Knossós, ca. 1700-1450 v. Chr. Ort: Saal IV, Archäologisches Museum, Iraklio, Kreta