Parese

Klassifikation nach ICD-10
G83.3Monoparese und Monoplegie, nicht näher bezeichnet
G82.0-2Paraparese und Paraplegie
G82.3-5Tetraparese und Tetraplegie
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Eine Parese (griechisch πάρεσιςpáresis, deutsch ‚Erschlaffen‘) ist eine unvollständige Lähmung[1][2], während vollständige (motorische) Lähmungen als Paralyse oder Plegie bezeichnet werden. Sensibilitätsstörungen (Empfindungsstörungen) zählen somit nicht zu den Paresen.

Paresen der Skelettmuskulatur äußern sich in einer Minderung der effektiven Muskelkraft. Sie haben ihre Ursache meistens in neurologischen Störungen, wobei man grundsätzlich zwei Formen unterscheidet:

Seltener wird der Begriff Parese auch auf Organe mit glatter Muskulatur bezogen. Ein Beispiel ist die Bezeichnung Gastroparese für eine Magenlähmung.

Formen

Monoparese

Als Monoparese bezeichnet man eine unvollständige Lähmung einer Gliedmaße oder eines Gliedmaßenabschnittes.

Diparese / Hemiparese

Als Diparese bezeichnet man eine unvollständige Lähmung von zwei Gliedmaßen (Arm und Bein) oder eines Gliedmaßenpaares (beide Beine bzw. Arme).

Paraparese

Als Paraparese bezeichnet man die unvollständige Lähmung beider Beine (bzw. bei Tieren der Hinterbeine), z. B. als Symptom einer Querschnittlähmung mit Restmotorik.

Hemiparese

Als Hemiparese bezeichnet man die unvollständige Lähmung einer Körperseite (Einseiten- oder Halbseitenlähmung). Ist die Körperseite komplett gelähmt, spricht man von einer Hemiplegie. Eine Hemiparese ist bedingt durch eine zentrale Läsion (z. B. Schlaganfall oder Multiple Sklerose) und tritt typischerweise auf der kontralateralen (gegenüberliegenden) Seite der Schädigung auf, da die betroffenen Nervenbahnen zur Gegenseite kreuzen und der Schädigungsort vor dieser Kreuzung liegt (siehe Kontralateralität des Vorderhirns).

Tetraparese

Als Tetraparese (auch Quadriparese) bezeichnet man eine unvollständige Lähmung aller vier Extremitäten. Dabei wird zwischen spastischer und schlaffer Tetraparese unterschieden. Bei einer schlaffen Tetraparese ist der Muskeltonus vermindert (hypoton). Spastische Tetraparesen zeigen einen erhöhten (hypertonen) Muskeltonus.

Eine spastische Tetraparese entsteht typischerweise durch eine Schädigung des Rückenmarks oder durch einen frühkindlichen Hirnschaden. Seltener liegt eine isolierte Schädigung des Pons zugrunde. Schlaffe Tetraparesen können z. B. im Rahmen eines Guillain-Barré-Syndroms entstehen.

Tritt eine Lähmung bereits im Säuglingsalter auf, besteht wegen der fehlenden Bewegungsmöglichkeiten die Gefahr, dass sekundäre, lebenswichtige Reize nicht aufgenommen werden können. Häufig persistieren dadurch die infantilen Reflexe wie der symmetrisch-tonische Nacken-Reflex (STNR), der tonische Labyrinth-Reflex (TLR) oder der asymmetrisch-tonische Nacken-Reflex (ATNR). Betroffene haben Probleme mit der Auge-Hand-Koordination, dem Zusammenführen beider Hände und dem Überkreuzen der Körpermitte.

Siehe auch

Literatur

  • Georg Hohmann: Lähmungszustände der Muskulatur. In: G. Hohmann: Ruhe und Bewegung. Zwei orthopädische Heilprinzipien. In: Münchener Medizinische Wochenschrift. Band 95, Nr. 1, 2. Januar 1953, S. 19–22, hier: S. 21–22.

Einzelnachweise

  1. Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch. 258. Auflage (1997)
  2. Duden online definiert Parese als „leichte Lähmung; motorische Schwäche“.
  3. Peter Berlit: Basiswissen Neurologie. 5. Auflage. Springer.