Schlacht um Aachen

Schlacht um Aachen

Soldaten der US Army (2. Bataillon, 26. Infanterieregiment) in den Straßen Aachens, 15. Oktober 1944
Datum2. bis 21. Oktober 1944
OrtAachen, Deutschland
AusgangBesetzung Aachens durch die US-Armee
Konfliktparteien

Vereinigte Staaten 48 Vereinigte Staaten

Deutsches Reich NS Deutsches Reich

Befehlshaber

Vereinigte Staaten 48 Courtney Hodges

Deutsches Reich NS Gerhard Wilck

Truppenstärke
100.000 Soldaten13.000 Soldaten;
5.000 Volkssturm
Verluste

2.000 Gefallene;
3.000 Verwundete

4.000 Gefallene;
2.000 Verwundete;
~12.000 Gefangene, darunter 3.473 Angehörige des Volkssturms

Marschkolonne deutscher Kriegsgefangener durch die Ruinen der Stadt Aachen im Oktober 1944

Die Schlacht um Aachen fand im Oktober 1944 in der Stadt Aachen im Verlauf des Zweiten Weltkriegs statt. Während der Kämpfe lebten dort noch 20.000 von ursprünglich 160.000 Einwohnern (1939). Der Reichsführer SS Heinrich Himmler hatte zuvor die Evakuierung der Stadt untersagt. Die Stadt wurde von Soldaten der Wehrmacht verteidigt. Ab dem 12. Oktober war Oberst Gerhard Wilck ihr Kommandant.

Lage

Aachen ist die am weitesten westlich gelegene Großstadt Deutschlands. Sie war und ist als Kaiserstadt Karls des Großen sowie Krönungsort der römisch-deutschen Könige und Kaiser von hoher kultureller Bedeutung.

In militärischer Hinsicht war Aachen wenig bedeutend, weil die Hauptkampflinie am Westwall südlich der Stadt verlief und Aachen nur durch schwache Befestigungen in diese integriert war. Das große bebaute Gebiet Aachens war für die US-Streitkräfte vor allem ein Hindernis, das sie schnellstmöglich umgehen wollten, um weiter südlich den Westwall anzugreifen und ihn zu durchstoßen. Die verteidigenden deutschen Kräfte waren relativ schwach.

Die alliierten Kräfte, die an der Schlacht um Aachen beteiligt waren, bestanden aus dem amerikanischen VII Corps und dem XIX Corps, die auf beiden Seiten der Stadt angriffen. Auf deutscher Seite lag Aachen im Verteidigungsraum des LXXXI. Armeekorps mit vier schwachen Divisionen von zusammen etwa 18.000 Mann und der Garnisonstruppe in Aachen unter Oberst Maximilian Leyherr. Dieser wurde am 12. Oktober durch Oberst Gerhard Wilck abgelöst; Hitler teilte Wilck etwa 5.000 Soldaten des Volkssturms zu.

Verlauf

Aufnahme der US-Streitkräfte aus dem Kampfgebiet Aachen, Aufnahmen vom 13., 14. und 15. Oktober 1944

Nach der Verfolgung der deutschen Truppen durch Frankreich hindurch überschritt das VII Corps am 12. September 1944 die deutsche Grenze und stieß bis zum 15. September südlich von Aachen auf den Westwall vor, bis schwieriges Gelände und wachsender Widerstand der Wehrmacht den Vorstoß im Raum Stolberg zum Stehen brachten. Dabei wurden starke Stellungen im Süden Aachens umgangen. Hier wurde General Gerhard Graf von Schwerin am 13. September mit der Verteidigung der Stadt beauftragt.[1] Bereits am 14. September 1944 hatten die US-amerikanische Einheiten den 10 Kilometer Luftlinie südöstlich vom Zentrum gelegenen Ortsteil Kornelimünster eingenommen, ohne dass es dort zu größeren Zerstörungen gekommen war.[2] Nördlich des VII Corps operierte das XIX Corps, das einige Tage zurückgefallen war und am 20. September 1944 zum Angriff auf den Westwall nördlich Aachen antreten sollte. Die überdehnten Nachschublinien verzögerten einen Angriff bis zum 2. Oktober, weil die Streitkräfte immer noch von den Häfen in Cherbourg und der Normandie versorgt wurden (der Hafen Antwerpen war zwar in alliierter Hand; er konnte aber erst nach der Schlacht an der Scheldemündung genutzt werden). Die Häfen der Kanalküste waren zu „Festungen“ erklärt worden und noch von deutschen Garnisonen besetzt.

Anfang Oktober begannen die 30. US-Infanteriedivision (XIX Corps) und das 18. Infanterieregiment der 1. US-Infanteriedivision (VII Corps), Aachen in einem Zangenangriff einzuschließen. Während das 18. Infanterieregiment bereits am 8. Oktober seine Operationsziele im Raum Verlautenheide/Haaren östlich Aachens erreichte, benötigte die 30. US-Infanteriedivision bis zum 16. Oktober, um ihr Angriffsziel im Raum Würselen (8 Kilometer nordöstlich von Aachen) zu erreichen und damit den Ring um Aachen zu schließen. Beide Zangenarme mussten sich gegen ausgebaute deutsche Stellungen, erbitterten Widerstand und wiederholte Gegenangriffe durchsetzen. Hier, nicht in Aachen selbst, lag der Schwerpunkt der Kampfhandlungen, in denen deutsche Reserven immer wieder versuchten, Aachen zu entsetzen.

Am 10. Oktober wurde der Besatzung von Aachen ein Kapitulationsangebot unterbreitet. Als dieses auslief, wurde die Stadt durch Artillerie und Luftstreitkräfte bombardiert. Insbesondere erfolgten demoralisierende stundenlange Einsätze von US-Jagdbombern des Typs P-47 „Thunderbolt“.

Am 12. Oktober ersetzte Hitler Oberst Maximilian Leyherr, der bis dahin Stadtkommandant gewesen war, durch Oberst Gerhard Wilck. Wilck wurde auf unbedingtes Halten „bis zum letzten Mann“ verpflichtet. Das entsprach dem Befehl Hitlers, wonach es für die Verteidiger deutscher Städte und Dörfer nur „Halten der Stellung oder Vernichtung“ gab. Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt erinnerte die Verteidiger Aachens mehrmals an diesen Befehl. Wilck wusste, dass sein Aushalten in Aachen militärisch sinnlos war.[3]

Ein Sturmangriff auf Aachen erfolgte zunächst nicht, weil sich die beiden US-Divisionen gegen schwere deutsche Gegenangriffe wehren mussten, die bis zum 19. Oktober andauerten.

Am 12. Oktober griff das 26. Infanterieregiment der 1. US-Infanteriedivision die Innenstadt von Aachen direkt an. Ein Bataillon des Regiments besetzte die Fabrikanlagen im Nordosten der Stadt, zwei weitere Bataillone starteten am 13. und 14. Oktober einen Angriff in Richtung des Lousbergs, an dessen Fuß sich in einem Luftschutzbunker das Hauptquartier der eingeschlossenen Aachener Verteidigungskräfte befand. Es gelang auch die Besetzung einer anderen wichtigen Erhebung im Norden (Stadtgarten), die den US-Truppen Überblick über die Stadt bot. Am 15. Oktober wurde dem 26. Infanterieregiment ein weiteres Bataillon zugeteilt, um die eroberten Stadtteile zu besetzen. Kurz darauf wurde eine gemischte Task-Force aus einem Panzer- und einem Infanteriebataillon eingesetzt, die bis zum 19. Oktober das Angriffsziel nach schweren Kämpfen nehmen konnte.

Am 21. Oktober um 12:05 Uhr kapitulierte Oberst Wilck[4] und ging mit 3.473 Mann in Gefangenschaft, nachdem US-Truppen zu seinem Befehlsstand durchgebrochen waren. Insgesamt gingen fast 12.000 deutsche Soldaten in Gefangenschaft.

Laut den Berichten des Reichspropagandaministeriums fand das Schicksal Aachens in allen Teilen des Reiches starke Beachtung. Wilck ließ vor der Kapitulation noch heroische Funksprüche senden.[3]

Nach der Schlacht

Vom 6. Oktober 1944 bis 10. Februar 1945 kämpften US-Truppen die Schlacht im Hürtgenwald.

Vom 16. November bis zum 16. Dezember 1944 kämpften US-Truppen und britische Truppen (zusammen etwa 100.000 Mann) in der Operation Queen, um bis zur Rur vorzurücken. Trotz ihrer personellen und materiellen Überlegenheit und ihrer fast totalen Luftherrschaft kamen sie nur langsam voran; die Wehrmacht verteidigte fast jedes der zahlreichen Dörfer in der Region verbissen. Besonders im Gebiet zwischen Geilenkirchen, Alsdorf und Würselen tobten wochenlang schwere und verlustreiche Kämpfe. Versuche, die dortigen Abwehrstellungen in diesem Gebiet durch einen Vorstoß in den Hürtgenwald zu flankieren, wurden zu einem Desaster. Der außergewöhnlich kalte Winter 1944/45 behinderte die US-Truppen; der oft tagelang bedeckte Himmel hinderte sie daran, ihre Luftüberlegenheit zu nutzen.

Am 16. Dezember 1944 begann die Wehrmacht zur Überraschung der Westalliierten die Ardennenoffensive.

Literatur

Weblinks

Allgemein

U.S. Army Center of Military History

Fußnoten

  1. Aachen '44 - die Schlacht um Aachen während des 2. Weltkrieges - lange Fassung -
  2. Paul Fabianek: Folgen der Säkularisierung für die Klöster im Rheinland - Am Beispiel der Klöster Schwarzenbroich und Kornelimünster, 2012, Verlag BoD, ISBN 978-3-8482-1795-3, S. 30/31, mit Auszügen aus den geheimen Tagesberichten der deutschen Wehrmachtsführung zur ‚‘Lage West‘‘ vom 13. bis 15. September 1944 (Heeresgruppe B/LXXXI A. K.).
  3. a b siehe auch Klaus-Dietmar Henke: Die amerikanische Besetzung Deutschlands, Oldenbourg, 2. Aufl. 1996, Seite 154f.
  4. Vgl. Aachener Zeitung: Wie der Krieg zu Ende ging : Nach dem dritten Whiskey kapitulierte der Aachener Kommandant, vom 11. Oktober 2019; abgerufen am 23. Oktober 2019.

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US Flag with 48 stars. In use for 47 years from July 4, 1912, to July 3, 1959.
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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
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A GI machine gun crew (2d Battalion, 26th Infantry) with a M1919 Browning against the Nazi Wehrmacht in the streets of Aachen, Germany.
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FILM: ARCH & APC MP, 641' ea Silent LIB 56 - AACHEN, GERMANY 13 Oct 1944 ADC 2447 Card 1 of 2 SOURCE: AFCF (0-1009) MSs, wrecked bldgs of city. MS, follow shot, German prisoners carry wounded prisoner on litter. Pan, MSs, wrecked bridges and bldgs of city. MS, artillery shell strikes bldg. MCU, silhouette, artillery observer in window of bldg overlooking Aachen. MSs, LS, burning bldgs of city MSs, M-10 tank destroyer fires at bldgs in center of city. LIB 79 - AIRBORNE PROBLEM MemburyField,France-15Oct1944 Seq: Gliders and C-47s prepare for take-offs on maneuver. Troops enter gliders. C-47s take off towing two gliders each.

SOURCE: AFCF (0-1009) FILM:ARCH&APCMP,641'eaSilent LIB 80 - 19th FIELD ARTILLERY Near Fort Driant (?) France - 14 Oct 1944 ADC 2447 Card 2 of 2 Signal Corps CUs, breech of 105mm How as crew loads and fires. CU, muzzle of cannon. MSs, soldiers rush from shelter near gun, load and fire. (re-enacted) LIB 82 - STREET FIGHTING Aachen, Germany - 14 Oct 1944 MSs, infantry men in shell hole look over rim for enemy.

MLS, tank destroyer in action. MSs from rear, antitank gun in action. MLSs, MSs, four aged German refugee women on streets seek shelter during fighting.
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Die Abbildung des Kriegsgefangenenzuges deutscher Soldaten in Aachen wurde vom Hohenzollernplatz die Josef-Von-Görres-Str. hinunter Richtung heutigem Europaplatz aufgenommen.