Schlüsselraum (Kryptologie)

Schlüsselraum (englisch key space)[1] ist ein Begriff aus der Kryptographie und bezeichnet die Menge aller für ein Verschlüsselungsverfahren möglichen Schlüssel.[2] Die Größe des Schlüsselraums beziffert die Anzahl aller Schlüssel und wird knapp auch als die Schlüsselanzahl bezeichnet. Ein logarithmisches Maß der Größe des Schlüsselraums ist die Schlüssellänge, die in Bit angegeben wird.[3]

Größe des Schlüsselraums

Eine ausreichende Schlüsselraumgröße ist eine wichtige und notwendige Bedingung für die Sicherheit eines kryptographischen Verfahrens. Sie allein bietet jedoch noch keinen hinreichenden Schutz vor unbefugter Entzifferung (Knacken). Bei kryptographisch schwachen Verschlüsselungsverfahren kann es einem Angreifer gelingen, Abkürzungen zu entdecken, die ihm das Finden des Schlüssels ermöglichen, ohne dazu alle möglichen Schlüssel ausprobieren zu müssen. Ein Beispiel dafür ist die Mustersuche als kryptanalytische Angriffsmethode auf per monoalphabetische Substitution verschlüsselte Geheimtexte. Obwohl hier der Schlüsselraum bei einem Geheimalphabet mit beispielsweise 26 Zeichen (entsprechend den 26 Großbuchstaben des üblichen lateinischen Alphabets) 26! (Fakultät) beträgt, das sind ungefähr 4·1026 mögliche Schlüssel, gelingt die Entzifferung von derart verschlüsselten Texten relativ mühelos und ohne erschöpfende Suche (Exhaustion, Brute-Force).

Der Schlüsselraum bei Passwörtern ist abhängig von den verwendbaren Zeichen und der Passwortlänge. Der kleinstmögliche Schlüsselraum (mehr Passwortzeichen => größerer Schlüsselraum) kann als eine Variation mit Wiederholung angegeben werden. Sind bspw. alle Zeichen des Alphabets in Groß- und Kleinschreibung erlaubt () und es müssen mindestens 10 Zeichen angegeben werden, so ist der Schlüsselraum: . Dieser wird meistens in Bit angegeben: .

Andere Bedeutungen

(c) Bundesarchiv, Bild 146-2005-0152 / CC-BY-SA 3.0
Sprachlich zu unterscheiden ist zwischen dem im Text erläuterten Schlüsselraum als Menge aller möglichen Schlüssel und einem Schlüsselraum wie im Bild, das Soldaten des Geheimen Funkmeldedienstes des OKW beim Ver- oder Entschlüsseln von Nachrichten mithilfe der Schlüsselmaschine Enigma zeigt

Literatur

  • Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse. Methoden und Maximen der Kryptologie. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer, Berlin u. a. 2000, ISBN 3-540-67931-6.

Weblinks

  • Alfred J. Menezes, Paul C. van Oorschot und Scott A. Vanstone: Handbook of Applied Cryptography. CRC Press, ISBN 0-8493-8523-7, PDF; 480 kB abgerufen am 15. November 2018.
  • Peter Hellekalek: Vorlesung Kryptologie. Universität Salzburg, 2014, PDF; 675 kB abgerufen am 15. November 2018.

Einzelnachweise

  1. Alfred J. Menezes, Paul C. van Oorschot und Scott A. Vanstone: Handbook of Applied Cryptography. CRC Press, 2001, ISBN 0-8493-8523-7, S. 224.
  2. Peter Hellekalek: Vorlesung Kryptologie. Universität Salzburg, 2014, S. 8 ff.
  3. Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse. Methoden und Maximen der Kryptologie. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer, Berlin u. a. 2000, S. 184. ISBN 3-540-67931-6.
  4. Tür und Tor Artikel in Zeit Online vom 3. April 1987, abgerufen am 15. November 2018.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Bundesarchiv Bild 146-2005-0152, Geheimer Funkmeldedienst des OKW.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 146-2005-0152 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
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