Schindlersches Blaufarbenwerk

Das Schindlersche Blaufarbenwerk liegt direkt an der Zwickauer Mulde und gehört zum Zschorlauer Ortsteil Albernau im sächsischen Erzgebirgskreis.

Geschichte

Schindlersches Blaufarbenwerk, Herrenhaus (2018)
Schindlersches Blaufarbenwerk auf dem Sächsischen Meilenblatt von 1791

Am 27. Februar 1649 kaufte der Schneeberger Kaufmann Erasmus Schindler ein Grundstück zum Errichten eines Blaufarbenwerkes an der Zwickauer Mulde bei Albernau. Am 4. Mai 1649 erhielt er von Kurfürst Johann Georg I. das Privileg zum Bau einer Blaufarbenmühle.[1] Nach dem Gründer entstand später der Name Blaufarbenwerk Schindlerswerk. Hier bildete sich nach dem Bau eines Herrenhauses sowie weiterer Hütten- und Produktionsgebäude eine Arbeitersiedlung aus. Schindler erhielt das Privileg zu den gleichen Bedingungen wie das ebenfalls im Jahr 1649 gegründete Oehmesche Blaufarbenwerk und die bereits bestehenden Blaufarbenwerke Oberschlema sowie Niederpfannenstiel. Am 11. September 1649 wurde ein neuer Kobaltkontrakt zwischen den vier Blaufarbenwerken abgeschlossen, der die Menge des durch die Gruben gelieferten geförderten Kobalts reglementierte und die Aufkaufpreise für Kobalt vorschrieb. Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen garantierte gleichzeitig, dass er im Kurfürstentum Sachsen kein weiteres Blaufarbenwerk zulassen werde. 1659 einigten sich die Blaufarbenwerke auf einheitliche Verkaufspreise. Den Vertrieb übernahm eine Handelsgesellschaft mit Niederlagen in Schneeberg und Leipzig.

Im Jahr 1751 erwarb Kurfürst Friedrich August II 2 2/9 Kuxe des Werkes. 1851 wurden dem sächsischen Staatsfiskus 3 weitere Kuxe als Ausgleichszahlung übereignet.

Am 1. März 1827 zerstörte eine Flut Teile des Werkes. Weitere Überflutungen des Werksgeländes gab es am 23. März und am 11/12. Juni 1827 sowie im Februar 1830.

Am 11. Dezember 1848 gründeten die drei Blaufarbenwerke Schindler, Niederpfannenstiel und Zschopenthal den Sächsischen-Privat-Blaufarbenwerk-Verein. In der Folge wurde die Blaufarbenproduktion in Niederpfannenstiel konzentriert. Das Werk in Zschopenthal wurde 1850 geschlossen und 1855 im Schindlerswerk die Produktion von Kobaltblau zugunsten des synthetischen Ultramarins eingestellt. 1856 wurde nach dem Umbau des Werkes die Produktion aufgenommen. Allerdings entsprach die Produktion bis 1860 mehr einem Versuchsbetrieb. Durch die ab 1860 angewandte Technologie waren die Rauchgase des Werkes stark mit schwefliger Säure belastet, was innerhalb relativ kurzer Zeit in der Umgebung zu einem Waldsterben führte. Betroffen war auch Hans Karl August von Trebra-Lindenau, der 1863 gegen Schindlers Werk klagte. Eine Schließung des Werkes konnte nur durch die Reinigung der Rauchgase verhindert werden. Clemens Winkler, der seit 1862 im Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel als Hüttenmeister arbeitete, nahm sich der Sache an. Die Produktion des Werkes war inzwischen auf 160 Tonnen Ultramarin im Jahr gestiegen. Nach vielen fehlgeschlagenen Versuchen gelang es Winkler, die Rauchgase zu reinigen. Das angewendete Verfahren der Absorption durch Kalkstein, das 1877 im Großversuch den Durchbruch bei der Rauchgasreinigung brachte, ließ sich der Sächsische-Privat-Blaufarbenwerk-Verein am 20. Oktober 1878 patentieren. Die Ultramarinproduktion war inzwischen auf 250 Tonnen im Jahr gestiegen.

Gegenwart

Als Schindlerswerk GmbH & Co. KG ist sie heute die wahrscheinlich weltweit älteste noch produzierende Farbenfabrik. Mit ihr verbunden ist eine lange Tradition der Produktion von blauen Kobaltpigmenten und der gewerblichen Herstellung von Farbpigmenten. In neuerer Zeit wurde die Produktion u. a. um diverse Anstrichstoffe erweitert. Zudem wird auch Wäscheblau hergestellt.[2]

Das Blaufarbenwerk Schindlers Werk ist Teil des UNESCO-Welterbes Montanregion Erzgebirge[3], es ist die einzige Stätte in Privatbesitz.[4]

Im August 2017 wurde ein Förderverein gegründet. Dieser soll sich um die Erhaltung verschiedener Gebäude und die museale Nutzung kümmern.

Literatur

  • George Körner: Kurze historische Nachrichten von dem Freyguthe Albernau und Schindlerischblaufarbenwerke an der Mulde bey Schneeberg im meißnischen Obererzgebirge, 1763 (Digitalisat in der SLUB Dresden)
  • Mike Haustein: Das sächsische Kobalt- und Blaufarbenwesen: Geschichte, Technologien und Denkmale, Mitteldeutscher Verlag, Halle 2020, ISBN 978-3-96311-438-0
  • Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen 1901
  • Die Bergbaulandschaft von Schneeberg und Eibenstock (= Werte der deutschen Heimat. Band 11). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1967, S. 93–95.
  • Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen 1880
  • Der Kobaltbergbau und die Blaufarbenwerke in Sachsen bis zum Jahre 1653, W. Bruchmüller, 1897

Weblinks

Commons: Schindlersches Blaufarbenwerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Carl Schiffner: Alte Hütten und Hämmer in Sachsen (Freiberger Forschungshefte, Kultur und Technik D 14), Akademie-Verlag, Berlin 1960, S. 91.
  2. Schindlerswerk mixt heute wieder Omas Wäsche-Wunder. Freie Presse, 21. März 2015.
  3. Blaufarbenwerk Schindlers Werk. Welterbe Montanregion Erzgebirge e.V., abgerufen am 4. Januar 2022.
  4. Blaufarbenwerk "Schindlerswerk". Deutsche Stiftung Denkmalschutz, abgerufen am 4. Januar 2022.

Koordinaten: 50° 32′ 27,2″ N, 12° 39′ 25,8″ O

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