Schiffgraben (Gewässer)

Schiffgraben

Daten
GewässerkennzahlDE: 4872148
LageDeutschland, Niedersachsen
FlusssystemWeser
Abfluss überLaher Graben → Wietze → Aller → Weser → Nordsee
QuelleIn der Eilenriede in Hannover
52° 22′ 42″ N, 9° 45′ 23″ O
Quellhöhe67 m ü. NN[1]
MündungNördlich der A 37 in Hannover in den Laher GrabenKoordinaten: 52° 24′ 33″ N, 9° 49′ 43″ O
52° 24′ 33″ N, 9° 49′ 43″ O
Mündungshöhe51 m ü. NN[1]
Höhenunterschied16 m
Sohlgefälle2,5 ‰
Länge6,5 km[1]
Linke NebenflüsseNeuer Graben
Rechte NebenflüsseEilenriede Grenzgraben
Schiffgraben in der Eilenriede

Schiffgraben in der Eilenriede

Der Schiffgraben in einem ursprünglichen Bereich der Eilenriede, ausgetrocknet während der Dürre und Hitze 2022

Der Schiffgraben, niederdeutsch auch Scheepgraben, war ein etwa neun Kilometer langer, im Mittelalter künstlich von der Stadt Hannover angelegter Wasserlauf für den Transport von Torf und Holz. Er gab der innerstädtischen Straße Schiffgraben ihren Namen.

Geographie

Verlauf

Vom ursprünglichen Verlauf des Schiffgrabens hat sich bis heute nur ein 700 Meter langes Teilstück erhalten, dass im Stadtwald Eilenriede liegt. In diesem Bereich hat der Graben eine Weite von sieben Metern und eine Sohlbreite von drei Metern bei einer Tiefe bis zu zwei Metern. Der übrige Lauf des Schiffgrabens ist durch Bebauung und Straßenbau, wie durch den Messeschnellweg, verändert worden und hat nicht mehr die alte Linienführung. In der Eilenriede verläuft er größtenteils unter der Bezeichnung Bauerngraben und wird auch Neuer Schiffgraben genannt.

Nebenflüsse

Zustand

In der Gewässergüte wurde der Schiffgraben zuletzt 2003 ebenso wie die anderen Eilenriede-Gräben als kritisch belastet eingestuft. Dies ist bedingt durch schadstoffbelastete Regenzuflüsse von Gewerbe- und Straßenverkehrsflächen. Das in den Wasserlauf gefallene Laub verbraucht große Mengen an Sauerstoff, was sich in der Bildung von (sauerstofffreiem) Faulschlamm widerspiegelt.

Geschichte

Der Wasserlauf diente seit dem Jahre 1356 als Kanal, auf dem Torf- und Holztransporte aus dem Altwarmbüchener Moor in die Stadt erfolgten. Er begann am Moor und führte durch die Eilenriede zum Aegidientor. Bei zu hohem Wasserstand konnte überschüssiges Wasser von dort über zwei Abflüsse in die Leine abgeleitet werden. Der Abschnitt zwischen Steuerndieb und Altwarmbüchen gehörte zum Befestigungssystem der Hannoverschen Landwehr. Im Niederdeutschen hieß der Wasserweg Schepgraben, so noch in einem Stadtplan von 1762 von Ernest Eberhard Braun („Situation der Stadt Hannover...“) in der Schreibung Scheepgraben.

Wenn der Graben verschlammt war und er deswegen zu wenig Wasser führte, wurde er unpassierbar. Im Jahre 1746 machte die Stadt Hannover deswegen den Wasserweg durch den Bau von Schleusen wieder für Torfschiffe befahrbar – und zwar auch für eigene Torfschiffe. Grund dafür war eine Preiserhöhung für Torf wegen bestehender Brennmittelknappheit. Die Torfbauern aus Altwarmbüchen, die ihr Brennmaterial bisher allein auf den hannoverschen Märkten angeboten hatten, fürchteten Konkurrenz im Torfhandel und sabotierten den Graben durch Zuschütten. Trotzdem wurde das Werk fertiggestellt. An den Rändern entstanden Laufwege zum Treideln der Torfkähne. Jedes der damals sechs städtischen Boote konnte bis zu 5000 Torfsoden transportieren. Die Fahrt auf der neun Kilometer langen Strecke dauerte mehrere Tage. Die Torfschifffahrt der Stadt Hannover wurde jedoch schon im Jahre 1751 wieder eingestellt.

Während der einjährigen Besetzung Hannovers 1757 durch französische Truppen unter Richelieu wurde der Kanal völlig vernachlässigt, so dass er etwa zehn Jahre nach dem Ausbau erneut verschlammte und dann wegen Unpassierbarkeit endgültig stillgelegt wurde.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Schiffgraben im Bereich der Innenstadt von Hannover zwecks Stadterweiterung verrohrt und liegt unter der Straße. Das Wasser fließt unterirdisch weiter. Die steinerne Balustrade, die den Schiffgraben im innerstädtischen Bereich einfasste, wurde transloziert und dient seither als Begrenzungsmauer auf mehreren hundert Metern auf dem Stadtfriedhof Engesohde in der Südstadt.

Literatur

Commons: Schiffgraben (Kanal) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c OpenStreetMap

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Karl F. Wunder PC 0283 Hanebuth's Block und Zoologischer Garten.jpg
Ansichtskarte Nummer „283“, „Hanebuth's Block und Zoologischer Garten“ von Karl F. Wunder
Schiffgraben Geländer lang.jpg
Früheres Geländer des Schiffgrabens am Stadtfriedhof Engesohde
Schiffgraben Hannover Höhe Brücke Waldchaussee.jpg
(c) Foto: Axel Hindemith, CC BY-SA 3.0
Schiffgraben im Bereich des 700 Meter langen Teilstücks als ursprünglicher Verlauf zwischen Waldchaussee und Hohe Brücke über den Messeschnellweg
Schiffgraben Hannover Gerade.jpg
(c) Foto: Axel Hindemith, CC BY-SA 3.0
Schiffgraben in der Eilenriede
1762 E. E. Braun farbig gezeichneter Plan Situation der Stadt Hannover Ausschnitt (11).jpg

Ernest Eberhard Braun (auch: Ernst Eberhard Braun oder in der Signatur oft E. E. Braun) war im 17. und 18. Jahrhundert zur Zeit des Kurfürstentums Hannover ein deutscher Leutnant, Artillerie-Oberst, Planvermesser und Planzeichner mindestens in der Residenzstadt Hannover sowie in Einbeck ...
Ausschnitt aus dem farbig gezeichneten Plan Situation der Stadt Hannover in specie derer Grenzen von Hude und Weide so der Alt-Städer Bürgerschaft in denen umliegenden Ämtern, theils Privative, Theils gemeinschaftlich zuständig ist, signiert mit „Ernst Eberhard Braun fec [fecit] 1762“.

Ausschnitt „Großen Buchholtz“ (= Groß-Buchholz mit Angaben weiterer Örtlichkeiten wie Pinkenburg, Schiffgraben, Lüneburger Landwehr, Lahe.