Schienenwolf

Schienenwolf (Militärmuseum Belgrad)
Heckansicht

Als Schienenwolf oder Schwellenreißer[1][2] bezeichnete man eine Vorrichtung in Form einer Kralle, die auf eigenen Achsen oder an einem Flachwagen montiert die Holzschwellen eines Bahngleises zerbrechen und den Verkehrsweg somit unbrauchbar machen konnte.

Beschreibung

Der Schienenwolf bestand aus einer großen Kralle, die am Ende eines Zuges oder direkt hinter einer Lokomotive gezogen wurde. Die Kralle zerbrach die hölzernen Schwellen mittig und bog sie aus der Befestigung mit den Schienen.[3] Die Stahlkralle setzte unter den Schwellen an und riss den gesamten Gleiskörper auf.[4] Der Haken konnte je nach Bedarf gesenkt und gehoben werden.[5]

Eine weitere Möglichkeit zur Zerstörung boten Fahrzeuge, die über absenkbare Rampen den Abwurf von Sprengladungen ermöglichten. Durch deren Explosionen wurden die Schienen so stark verbogen, dass eine weitere Nutzung mit neuen Schwellen unmöglich wurde.

Einsatz

Der Schienenwolf der Wehrmacht kam vor allem im Zweiten Weltkrieg im Rahmen von Rückzugsoperationen zum Einsatz, um die bahngestützte Logistik des Gegners zu behindern.[6] Unter anderem wurde er beim Rückzug aus sowjetischen Gebieten 1944 von der Deutschen Reichsbahn eingesetzt.[4]

Die Rote Armee benutzte bei ihrem Rückzug 1941 ein ähnliches Gerät. Es bestand aus Eisenbahnschienen, die zu einer Schleife gebogen und hinten an einem Zug befestigt waren. Die im Gleisbett verlegten Schienen wurden an einer Stelle losgeschraubt und die Schleife daruntergeschoben. Durch starken Zug wurden die Schienen von den Schwellen abgerissen. Eine andere russische Variante war kreuzförmig, wobei der Längsbalken am Zugfahrzeug befestigt wurde und die Querarme unter den Schienen lagen und diese abrissen.[7]

Sonstiges

Literarisch nutzte ihn Arno Schmidt (als den „Schwellenreißer“; dieser Ausdruck wurde auch in der Deutschen Wochenschau verwendet) in seiner 1945 spielenden Erzählung Leviathan als Symbol des Bösen.

Siehe auch

Literatur

  • Andreas Knipping, Reinhard Schulz: Die Deutsche Reichsbahn 1939–1945. Zwischen Ostfront und Atlantikwall. Transpress-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-613-71299-7.
  • Ron Ziel: Räder müssen rollen. Eine Dokumentation in Bildern und Berichten von den Kriegsschauplätzen in Europa, Afrika und Asien. Franckh, Stuttgart 1973, ISBN 3-440-04043-7 (Die Eisenbahn im Zweiten Weltkrieg 1), (2. Auflage. ebenda 1974).

Weblinks

Commons: Schienenwolf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schwellenreißer
  2. Die Deutsche Wochenschau Nr. 726, in Min. 8
  3. Schienenwolf im Einsatz in Das Kriegserbe der Bahn, Film, Min. 42f
  4. a b DB Museum (Hrsg.): Im Dienst von Demokratie und Diktatur: Die Reichsbahn 1920–1945 (= Geschichte der Eisenbahn in Deutschland. Band 2). 2. Auflage. Nürnberg 2004, ISBN 3-9807652-2-9, S. 105.
  5. Schienenwolf deutscher Bauweise im Einsatz, historische Filmaufnahmen (eingesehen am 5. November 2009)
  6. Zerstörung deutscher Gleise
  7. Schienenwolf russischer Bauweise im Einsatz, historische Filmaufnahmen (eingesehen am 5. November 2009)

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(c) Bundesarchiv, Bild 101I-308-0799R-11 / Fraß / CC-BY-SA 3.0
Die Schwellen wurden nicht zersägt, sondern durch die Kralle herausgerissen.
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Autor/Urheber: Photograph © 2005 by Nikola Smolenski., Lizenz: CC-BY-SA-3.0
A railroad plough or Schienenwolf ('rail wolf') - (end view). Taken at the Belgrade Military Museum.
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
Rußland, bei Witebsk; März 1944; PK 697
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Die Schwellen wurden nicht zersägt, sondern durch die Kralle herausgerissen.