Schienenverkehr in Paraguay

Asunción-Encarnación
Estación Central von Asunción
Estación Central von Asunción
Streckenlänge:375 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
0,0Estación Central de Asunción
4Tablada
6Trinidad
7Jardin Botánico
15Luque
23Yuguyry
30Areguá
36Patiño
44Ypacaraí
55Pirayu
65Cerro Leon
72Paraguarí
83Escobar
91Sapucay ehemalige Zentralwerkstatt
101Caballero
110Ybytymi
126Tebicuary
130Coronel Martínez
141Félix Pérez. Cardozo ehemals Hyaty
150Villarrica
170; 0
170; 0San Salvador ehemals Borja
170; 0
15Ñumí
31Charara
37Fassardi
46Tacuaras
58Itacurubí
60Abaí
183Iturbe
198Maciel
206Santa Luisa
218Moises Bertoni ehemals Sosa
232Yergos
240Isla Sacá
253Santa Rosa
Río Pirapó
261Yuty
Río Tebicuary
266Salitre Cué
279San Pedro
291General Artigas
305Isla Alta
321Cnel. Bogado
Strecke durch Yacyretá-Stausee des Río Paraná überstaut
331Carmen del Paraná
Strecke durch Yacyretá-Stausee überstaut
Caraguatá
370Encarnación
375Playa de Empalme
Puente Internacional San Roque González de
Santa Cruz über den Rio Paraná;
Staatsgrenze ParaguayArgentinien

Der Schienenverkehr in Paraguay beschränkt sich heute im Wesentlichen auf einen kleinen Abschnitt des ursprünglichen Netzes mit ehemals 440 km Regel- und 750 km Schmalspurstrecken.

Geschichte

Abgestellte Dampflokomotive in Encarnación

Das Eisenbahnnetz in Paraguay bestand in erster Linie aus einer regelspurigen Strecke von der Hauptstadt Asunción zum 370 km entfernten Grenzbahnhof Encarnación nach Argentinien.[1] Der erste Teil der Strecke bis Villarrica wurde 1861 von der damaligen staatlichen Ferrocarril de la Asunción a la Villa Rica eröffnet. Sie war die erste Eisenbahnstrecke Südamerikas mit Personenverkehr. 1889 verkaufte die Regierung die Bahn an die britische Paraguay Central Railway, die die Strecke bis nach Argentinien erweiterte und später auch eine Abzweigung von San Salvador nach Abaí errichtete.[2]

Im Jahr 1980 hatte das Gesamtnetz eine Länge von 441 Kilometern, die in Betrieb waren.[3]

Zwischen Encarnación und Posadas in Argentinien bestand auf dem Río Paraná eine Eisenbahnfährverbindung als Anschluss an das spurweitengleiche Netz der Ferrocarril General Urquiza in der Region Mesopotamia bis Buenos Aires. Diese Verbindung wurde 1990 durch eine Brücke ersetzt. Gleichwohl ging der Verkehr ständig zurück. Der technische Zustand der Bahn auf paraguayischer Seite entsprach keinen Standards. In den 1980er Jahren war es die einzige größere Eisenbahn der Welt, die ausschließlich Dampflokomotiven betrieb. Der Personenverkehr in der Verbindung Asunción–Encarnación endete 1999, er war dem konkurrierenden Busverkehr nicht mehr gewachsen. Der letzte Güterverkehr wurde 2010 eingestellt.[4] Mit Dampflokomotiven bespannten Touristenzüge, die von einem Vorortbahnhof in Asunción zuletzt noch bis Areguá verkehrten, sind durch die Liquidierung des letzten Betreibers seit 2011 eingestellt. Inzwischen wurden die Gleise in großem Umfang abgebaut.[5] Der durch den Yacyretá-Staudamm entstandene Stausee unterbrach die Anschlussstrecke in Argentinien südlich von Posadas zeitweise, bis 2012 eine Neutrassierung über 29 km fertiggestellt war.[6] Danach wurde der Güterverkehr zwischen Argentinien und Encarnación und seit 2015 auch der Reiseverkehr zwischen Posadas und Encarnación wieder aufgenommen.[7]

Im Norden von Paraguay gab es einige inzwischen stillgelegte Strecken, die als reine Inselbetriebe und auch nur für den Güterverkehr genutzt wurden.[8] Lediglich die 1910 eröffnete 56 km lange Ferrocarril del Norte zwischen Concepción and Horqueta setzte dreimal wöchentlich auch Personenzüge ein.[9] Diese in der Meterspurweite gebaute Bahn wurde 1937 verstaatlicht und 1960 stillgelegt.[10]

Zwischen 1871 und 1997 besaß Asunción ein Straßenbahnnetz, das zunächst mit Pferdebahnen, dann teilweise mit Dampfstraßenbahnen und ab 1913 elektrisch betrieben wurde. Im maximalen Ausbaustand während der 1930er Jahre erstreckte sich das Netz über 37 Kilometer Streckenlänge und wurde mit zehn Linien bedient. Vorhanden waren dafür 33 Triebwagen und 26 Beiwagen. Zuletzt wurde eine Linie noch mit gebraucht aus Brüssel übernommenen zweiachsigen Triebwagen bedient, ab 1995 verkehrten lediglich noch Sonderfahrten auf Bestellung. 1997 wurde die Straßenbahn aufgrund des schlechten Zustands von Fahrzeugen und Infrastruktur schließlich endgültig eingestellt.[11]

Gegenwart

Verkehr

Reisezug aus Posadas im Bahnhof Encarnación

Die staatliche Eisenbahngesellschaft Ferrocarriles del Paraguay (Fepasa) besteht noch immer. Der Eisenbahnverkehr aber ist weitgehend eingestellt.[4]

Wieder aufgenommen wurde zum 31. Dezember 2014 – zwischenzeitlich einmal kurz unterbrochen – ein von Trenes Argentinos-Casimiro Zbikoski durchgeführter Verkehr zwischen Encarnación und Posadas (Argentinien). Hier pendeln gebraucht in den Niederlanden erworbene Triebwagen, die zwischen 1981 und 1983 von DÜWAG an die Niederländische Eisenbahn geliefert worden waren, sogenannte Wadloper, die 2011 nach Argentinien verkauft wurden. Etwa 8000 Fahrgäste nutzen die Verbindung täglich.[4] Vorteilhaft für die Nutzer ist, dass die Grenzabfertigung für beide Staaten gemeinsam in Posadas erfolgt. Die ebenfalls verkehrenden Busse werden durch die Grenzkontrollen auf beiden Seiten der Puente internacional San Roque González de Santa Cruz aufgehalten und regelmäßig bildet sich an beiden Kontrollstellen ein Rückstau bis weit auf die Brücke. Zudem ist das Passieren der Brücke für Fußgänger und mit dem Fahrrad nicht zulässig. Der genutzte Bahnhof liegt im Südosten von Encarnación im Stadtteil Buena Vista, er bildete zu Zeiten des Vollbetriebes eine Spitzkehre. Die weiterführende Strecke ist schon im Stadtgebiet weitgehend abgebaut, ihr Verlauf ist im Gelände nicht mehr zu erkennen.

Museales

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Die SAPUCAI, älteste Lokomotive Paraguays

Der Hauptbahnhof in Asunción ist durch die Überbauung der Strecke nicht mehr anzufahren.[8] Er dient heute als Eisenbahnmuseum.[4] Es ist der älteste Bahnhof Südamerikas und dessen historisches Empfangsgebäude mit zweigleisiger Bahnsteighalle zudem erhalten.[12] Dort steht auch die erste Lokomotive Paraguays, die SAPUCAI. Vor dem ehemaligen Bahnhof Asunción Botánico steht eine Denkmallokomotive. In Sapucai, dem ehemaligen Sitz der Hauptwerkstatt der Eisenbahn, ist ebenfalls ein Eisenbahnmuseum entstanden. Weitere Eisenbahnmuseen befinden sich in Escobar, San Salvador und Encarnación.[4]

Planungen

Auf der alten Trasse sollte zwischen Asunción und Luque eine elektrisch betriebene Light rail errichtet werden. Die zwischenzeitlich erfolgten Überbauungen der Trasse standen dem allerdings im Weg.[13] Stattdessen ist nun geplant, die aufgegebene Trasse zwischen Asunción und Encarnación in einen Öko-Radweg für Touristen umzuwandeln und damit den längsten Fahrradweg Südamerikas zu schaffen. Der 28. Januar 2017 war der offizielle Start des Projekts mit Reinigungsarbeiten der Schienenstrecke bei Areguá.[14]

Literatur

  • Günter Koch: Endstation im Nirgendwo. Die Eisenbahnen von Paraguay, Teil 2. In: Eisenbahn Geschichte 93 (April/Mai 2019), S. 76–83.
  • Jens Perbandt: Hochzeitsreise mit Hindernissen. Ein Eisenbahnabenteuer 1987 in Südamerika. In: Eisenbahn Geschichte 90 (Oktober/November 2018), S. 78f.
  • Jens Perbandt: Was blieb von der Eisenbahn in Paraguay[?]. In: Eisenbahn Geschichte 90 (Oktober/November 2018), S. 76–80.
  • Günter Koch: Dampf bis zum bitteren Ende [= Die Eisenbahnen von Paraguay, Teil 1]. In: Eisenbahn Geschichte 92 (Februar/März 2019), S. 78–83.

Weblinks

Commons: Rail transport in Paraguay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. La mayor bicisenda de Suramérica transcurre por las vías del tren paraguayo In: efetur.com, 2. Februar 2017, abgerufen am 4. Oktober 2018.
  2. Jan M. P. Kleinpenning: Rural Paraguay 1870–1963. Hrsg.: Bibliotheca Ibero-Americana. Band 1. Vervuert Verlag, 2009, ISBN 978-84-8489-483-4, S. 140–141 (Ibero-Amerikanisches Institut Preußischer Kulturbesitz [PDF]).
  3. OAS: El Transporte en la Cuenca del Plata (1985), Abschnitt 4.3, Tabelle 11, abgerufen am 30. September 2023
  4. a b c d e Perbandt, S. 78.
  5. Fahrplancenter: Paraguay. Abgerufen am 23. Oktober 2015.
  6. Argentina – Paraguay rail link restored. In: Railway Gazette. 11. Juni 2012, abgerufen am 23. Oktober 2015.
  7. Posadas – Encarnación passenger service restored. In: Railway Gazette. 30. Januar 2015, abgerufen am 23. Oktober 2015.
  8. a b Renaud Olgiati: Steam Trains in Paraguay. 22. Juni 2007, abgerufen am 23. Oktober 2015.
  9. Bureau of Foreign and Domestic Commerce, USA (Hrsg.): Railways of South America. 1927, S. 179–180 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Jan M. P. Kleinpenning: Rural Paraguay 1870–1963. Hrsg.: Bibliotheca Ibero-Americana. Band 1. Vervuert Verlag, 2009, ISBN 978-84-8489-483-4, S. 143–144,159 (Ibero-Amerikanisches Institut Preußischer Kulturbesitz [PDF]).
  11. tramz.com: The Tramways of Paraguay (Memento desOriginals vom 1. März 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tramz.com, abgerufen am 4. März 2024
  12. Perbandt, S. 76.
  13. Perbandt, S. 79.
  14. Inició la limpieza de bicisenda ecológica en vías del tren. In: lanacion.com, 28. Januar 2017, abgerufen am 5. Oktober 2018.

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ehem. Haltstelle Tunnel gerade außer Betrieb
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Erste Dampflok Paraguays
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Triebwagen von und nach Posadas am ebenso improvisieten Bahnsteig. Der Vorteil der recht kurzen Eisenbahnverbindung über die Grenze ist die nur einmalige, gemeinsame Grenzabfertigung in Posadas.
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Edificio sede de los andenes del tren del Paraguay
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Im Bahnhof Encarnación sind mehrere Dampflokomotiven und unterschiedlich schlechtem Zustand abgestellt. Nach ihren konstruktiven Merkmalen wie Belpaire-Stehkesseln müssen die Maschinen um den ersten Weltkrieg entstanden sein. Eine echte Modernisierung des nie besonders umfangreichen Eisenbahnnetzes von Paraguay hat offenbar niemals stattgefunden. Die Lokomotive 59 macht einschließlich der Holzladung auf dem Tender zumindest von Weitem einen noch recht vollständigen Eindruck.