Schleifwagen
Ein Schleifwagen, auch Schienenschleifwagen oder Schmierwagen, ist ein bei Eisen- und Straßenbahnen eingesetztes Schienenfahrzeug, das Oberflächenfehler auf Schienenköpfen beseitigt.
Man unterscheidet zwischen Schleifwagen mit (Schleiftriebwagen, Schleifzug) und ohne eigenem Antrieb (Schleifwagen, bei Straßenbahnen auch Schleifloren). Bei Straßenbahnen gehören sie zu den Arbeitswagen, bei Eisenbahnen zu den Nebenfahrzeugen.
Hohe Zugbelastungen, hohe Geschwindigkeiten bei Reise- und Güterzügen sowie große Achslasten führen zu einer starken Beanspruchung des Oberbaues. Diese Beanspruchungen führen zu einem hohen Materialverschleiß, der sich im Längs- und Querprofil der Schienen durch Fahrflächenfehler auswirkt. Diese Fahrflächenfehler sind Gründe für die Ermüdung des Stahls, Verminderung der Verspannung der Befestigungselemente, stärkere Beanspruchung der Schwellenauflageflächen, Zerstörung des Schottergefüges, Beeinträchtigung des Fahrkomforts, Verschleiß am rollenden Material und hohe Geräuschentwicklung. Daher ist es erforderlich, die Schienenköpfe in regelmäßigen Abständen abzuschleifen.
Oberflächenfehler
- Kurze Wellen
- Ausbröckelung
Um Schäden an der Schienenoberfläche festzustellen, ist eine Schienenoberflächenmessung notwendig, die folgende Fehler erfasst:
Riffeln
Riffeln sind regelmäßige, periodische Unebenheiten auf der Schienenfahrfläche mit Längen von 3 cm bis 10 cm[1] und einer Tiefe von bis zu 0,4 mm.
Kurze Wellen
Kurze Wellen (z. B. Schlupfwellen) sind regelmäßige, periodische Unebenheiten auf der Schienenfahrfläche mit Längen von 3 cm bis 30 cm.[1] Die Tiefen der Wellentäler können bis zu 2 mm betragen.
Lange Wellen
Lange Wellen sind unregelmäßige Unebenheiten auf der Schienenfahrfläche mit Längen von 30 cm bis 100 cm.[1] Die Tiefen der Wellentäler können bis zu 1,5 mm betragen.
Sonstige Fehler
Zu den sonstigen Fehlern zählen Übergratungen, Schleuderstellen, Ausbrüche, Abblätterungen, Ausbröckelungen und fehlerhafte Schweißstöße.
Schleifarten
Neuschienenschleifen
Neuschienenschleifen, auch Neulagenschleifen, erfolgt bei Neubaustrecken vor der Inbetriebnahme, oder nach dem Auswechseln von Schienen im Unterhalt auf bestehenden Strecken. Es dient zur Bearbeitung der Schweißstöße, der Entfernung der Walzhaut (der randentkohlten Schicht), und zur Beseitigung von etwaigen Oberflächenschäden aus dem Einbau der Schienen.[1]
Zyklisches Schleifen
Zyklisches Schleifen, auch präventives Schleifen, beseitigt Ermüdungserscheinungen an der Fahrfläche frühzeitig und lässt Oberflächenfehler unerwünschter Größe erst gar nicht entstehen.[1]
Reprofilieren
Wiederherstellen der ursprünglichen Profilform zur Bewahrung einer gewünschten Lauf- und Verschleißqualität.[1] Darunter fällt auch das Herstellen von Sonderprofilen für die Erweiterung der Spur (Spurweitenschleifen) oder die Herstellung sogenannter „asymmetrischen Profile“ im Bogen, um die Bogenlaufeigenschaften der Fahrzeuge zu unterstützen und die hohen Kräfte auf die Schiene zu reduzieren.[2]
Akustisches Schleifen
Schleifen mit besonders strengen Vorgaben betreffend die Rauheit der Oberfläche. Dies wird entweder mit oszillierenden Schleiftöpfen oder mit Rutschersteinen realisiert.
Hochgeschwindigkeitsschleifen
Schleifverfahren, das im normalen Bahnverkehr durchgeführt werden kann, ohne Sperrung des Gleises für reguläre Züge.[1]
Straßenbahnschleifwagen
Im normalen Bahnbetrieb werden die Schienen besonders durch den Laubfall im Herbst, aber auch ganzjährig durch äußere Einflüsse wie Bremssand und Streugut verunreinigt. Dies ist bei Straßenbahnen ein häufiges und betriebsrelevantes Problem, da die Verunreinigungen zum einen das Bremsverhalten und zum anderen den Stromfluss durch die als Rückleitung genutzten Schienen beeinträchtigen. Aus diesem Grund werden teilweise Schleifwagen eingesetzt, die diese Unebenheiten und Verunreinigungen beseitigen. Diese sind mit anheb- und absenkbaren Schleifklötzen ausgestattet, die über die Schienen gezogen werden, um so die Unebenheiten abzuschleifen.
Viele Straßenbahn-Schleifwagen entstanden in den Werkstätten der Verkehrsbetriebe durch Umbauten ausgemusterter Fahrzeuge, jedoch gibt es auch Firmen, die spezielle Schleifwagen bauen. Ein bekannterer Hersteller war in den 1920er und 1930er Jahren das Unternehmen Schörling Waggonbau aus Hannover, heute ist hier vor allem die Firma Windhoff zu nennen. Eine beliebte Bauform waren dabei Elektrolokomotiven mit Mittelführerstand, hierbei konnten die Wassertanks in den Vorbauten untergebracht werden.[3] Ein Beispiel hierfür sind die vier 1960 gebauten Schleifwagen der Straßenbahn Bukarest in der rumänischen Hauptstadt.
Literatur
- Lothar Marx, Detlef Bugenhagen, Dietmar Moßmann: Arbeitsverfahren für die Instandhaltung des Oberbaus. Eisenbahn-Fachverlag, Heidelberg u. a. 2001, ISBN 3-9801093-7-2.
- Lothar Marx: Oberbaumaschinen für Eisenbahninfrastruktur. Eurailpress, Hamburg 2008, ISBN 978-3-7771-0371-6.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Norm EN 13231-5 Bahnanwendungen - Oberbau - Abnahme von Arbeiten - Teil 5: Prozedere zur Schienen-Reprofilierung in Gleisen, Weichen, Kreuzungen und Schienenauszügen, CEN, Brüssel 2018.
- ↑ Wolfgang Schoech: Regelmaßnahme asymmetrisches Schleifen. In: ZEV rail Glasers Annalen. 129. Jahrgang, Nr. 8, August 2005, S. 1–7.
- ↑ Beschreibung der Schleiflok 610 auf www.tram-info.de ( vom 29. November 2014 im Internet Archive)
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kurze Wellen auf einer Schienenoberfläche (können zu Schäden am Fahrwerk führen)
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Schienenschleifzug 2003 in der Stadtbahnzentralwerkstatt in Frankfurt am Main-Rödelheim, Juni 1997
Historischer Schleifwagen 610 (ex Bogestra) der Bergischen Museums-Straßenbahn an der Kohlfurther Brücke in Wuppertal
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Ausbröckelung auf einer Schienenoberfläche
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Schienenschleifmaschine seit 1995 bei den Berliner Verkehrsbetrieben im Einsatz
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Der Schienenfräszug SF03-FFS plus (99 80 9427 001-9 D-ALPHA, EBA 08J14A 001) der Alpha Rail Team ist auf dem Freiladegleis 66 in Hamburg-Waltershof auf der Dradenau abgestellt. Der Fräszug wird zum Reprofilieren und Schleifen von Schienen sowie zum Neulagen-Fräsen eingesetzt. Für die Bearbeitung der Schienen ist nur eine Überfahrt notwendig. Dabei wird eine Arbeitsgeschwindigkeit von bis zu 25 m/min erreicht. Die Bearbeitungstiefe auf der Fahrfläche beträgt zwischen 0,3 und 1,5 mm, an der Fahrkante bis zu 5 mm. Der zehnachsige Fräszug besteht aus einer Schienenfräsmaschine und einem Anhänger. Das Gesamtgewicht des Zuges beträgt 150 t, die Länge über Puffer 43,80 m. Mit eigener Kraft erreicht der Zug eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h, geschleppt als Schlussläufer ist eine Geschwindigkeit von 100 km/h möglich. Die sechsachsige Fräsmaschine hat ein Eigengewicht von 111 t und eine Länge von 23,80 m. Im Führerstand befindet sich neben der Fahrsteuerung das Bedienpult für die Fräseinheit. Unter dem Fahrzeug sind zwei Fräseinheiten sowie ein Schleifeinheit zum Feinschleifen des Schienenprofils angebracht. Das abgetragene Material wird in einem Spänebunker am Heck der Maschine gelagert. Der Anhänger ist ein angepasster Containertragwagen der Gattung Sgnss, auf dem sich ein weiterer Spänebunker, eine Mannschaftskabine und ein Führerstand mit Fahrsteuerung befinden. Der Anhänger, der 2008 von der Josef Meyer AG, Rheinfelden, Schweiz, mit der Seriennummer 4221 gebaut wurde, hat eine Länge von 20 m und ein Eigengewicht von 39 t. Der Schienenfräszug SF03 FFS plus wurde von der Linsinger Maschinenbau aus Steyrermühl, Österreich, mit der Auftragsnummer S07004 sowie der Fabriknummer 0LF-001 gebaut und am 27. Februar 2010 im Rahmen eines "Roll-Outs" vorgestellt.
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Ein leichtes Zweiwege-Schienenschleiffahrzeug Ro-V 149 von Möser Maschinenbau GmbH bearbeitet die Schienen der Straßenbahn in Halle (Saale) bei der Haltestelle Moritzburgring.
Autor/Urheber: PaulT (Gunther Tschuch), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Tram rail grinded (Halle, Saxony-Anhalt, germany)
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The view under the grinding unit of the Scheuchzer work train Grizzly 103. Switzerland, Sep 22, 2018. (10/11)