Scheveningen

Scheveningen
Flagge des Ortes Scheveningen
Flagge
Wappen des Ortes Scheveningen
Wappen
Provinz Zuid-Holland
GemeindeFlagge der Gemeinde Den Haag Den Haag
Fläche
 – Land
 – Wasser
13,32 km2
13,04 km2
0,28 km2
Einwohner61.053 (1. Jan. 2024[1])
Koordinaten52° 6′ N, 4° 16′ O
Bedeutender VerkehrswegS200
Vorwahl070
Postleitzahlen2583–2587
Lage des Stadtbezirkes Scheveningen in Den Haag
Lage des Stadtbezirkes Scheveningen in Den Haag
Lage des Stadtbezirkes Scheveningen in Den HaagVorlage:Infobox Ort in den Niederlanden/Wartung/Karte
Scheveningen – Panorama von der Seebrücke aus
Seebrücke aus der Ferne

Scheveningen [ˈsxeːvənɪŋə(n)] (anhören) ist ein Stadtbezirk Den Haags, sechs Kilometer vom Zentrum entfernt. Von einem kleinen Fischerdorf hat es sich zum größten Seebad der Niederlande entwickelt.

Scheveningen besitzt einen Fischerei-Hafen und eine lange Strandpromenade mit Geschäften, Restaurants, Sonnenterrassen und einem Aquarium. Hauptattraktionen sind die Miniaturstadt Madurodam sowie eine 381 m lange Seebrücke mit Aussichtsturm und Riesenrad. Das Museum Beelden aan Zee zeigt moderne Skulpturen, auch auf einer Freifläche entlang des Boulevards. Das Kurhaus am Strand wurde 1884–85 erbaut und steht unter Denkmalschutz. Das Holland Casino betreibt hier eine Filiale. Ein beliebter Radweg führt vom nördlichen Ende Scheveningens nach Katwijk (etwa zwölf Kilometer). Von dort kann man auch weiter an der Küste nach Noordwijk und Zandvoort fahren.

Unmittelbar an die nordöstliche Stadtteilgrenze schließen sich die Dünengebiete Oostduinpark und Meijendel an; im Südwesten liegt in Richtung Kijkduin mit dem Westduinpark ein weiteres Dünengebiet mit vorgelagertem Sandstrand.

Scheveningen ist vom Zentrum Den Haags über mehrere Straßenbahnlinien erreichbar.

Das Wort Scheveningen ist ein beliebtes niederländisches Schibboleth.

Geschichte

Am 3. Februar 1598 strandete dieser 20 Meter lange Wal an der Küste zwischen Scheveningen und Katwijk
Der Strand von Scheveningen, Adriaen van de Velde (1658)
Gefängnis
Kurhaus

Der Zeitraum der ersten Besiedlung des Ortes Scheveningen ist unbekannt. Das Suffix -ingen weist, wie bei anderen niederländischen Orten, auf eine Gründung im 10. oder 11. Jahrhundert hin. Erstmals in einem Register wird im Jahre 1284 das Land der Scheveningen als die Sceveninghe terram erwähnt. Im Laufe des 13. Jahrhunderts etablierte sich die Residenz der Grafen von Holland im benachbarten Den Haag. Die steigende Nachfrage nach Fisch führte dazu, dass sich zunehmend mehr Fischer an der nächstgelegenen Küste niedergelassen hatten. Eine gräfliche Entscheidung im späten Mittelalter führte dazu, dass Scheveningen bis heute nicht unabhängig werden konnte, jedoch stets mit einem Sitz im Stadtrat von Den Haag vertreten war.

Das Dorf Scheveningen wurde wiederholt durch Hochwasser zerstört. Bei der Allerheiligenflut im Jahr 1570 verschwand das halbe Dorf in den Wellen. Im Jahr 1640 gab es nach einer Volkszählung 917 Menschen in dem Ort, die 200 Häuser bewohnten, darunter 250 in der Fischerei tätige Personen. 1653 erfolgte die Seeschlacht bei Scheveningen. Der Ort hatte, wie die anderen Gemeinden entlang der holländischen Nordseeküste mit den ausladenden flachen Sandstränden, keinen Hafen. Die Fische mussten bis Mitte des 19. Jahrhunderts auf See in kleine Bomschuit umgeladen werden. Der Bau der ersten geschützten Hafenanlage wurde notwendig, nachdem man sich zunehmend auf die Treibnetzfischerei von Heringen konzentrierte und die Fangergebnisse deutlich steigern konnte. Das Fischerdorf des 19. Jahrhunderts ist auf einem Gemälde von 120 m Umfang im Panorama Mesdag in der Zeestraat 65, Den Haag zu sehen.

Der Aufstieg Scheveningen zum Badeort hing mit der Grand Tour im 17. und 18. Jahrhundert zusammen. Den Haag war eine der Stationen, vor dort führte eine schöne Allee nach Scheveningen und direkt zum Meer. Das wilde Meer bildete einen reizvollen Kontrast zu den wohlgeordneten niederländischen Städten. Gabriel-François Coyer, Samuel Ireland, Ann Radcliffe und andere lobten diesen Ausflug.[2]

1818 eröffnete das erste Badehaus. Es handelte sich um ein kleines hölzernes Gebäude mit einem kleinen Warteraum und vier Badezimmern mit Meerblick. Schon 1820 wurde es durch ein Gebäude aus Stein ersetzt, das 1828 durch eine größere Anlage mit einem Haupthaus und zwei Seitenflügeln erweitert wurde. Das bislang städtische Badehaus wurde in ein Hotel umgewandelt und 1884 mit dem neuen Kurhaus gekrönt. Dieses Gebäude im Stil der italienischen Renaissance brannte am 1. September 1886 ab, wurde aber sofort wieder aufgebaut. Seither wuchs die Zahl der Gäste stets an und zahlreiche neue Hotels entstanden entlang der Küste. Von 1907 bis 1953 war Scheveningen die Endstation der Hofplein-Eisenbahnlinie, die mit dem Aufkommen des Straßenverkehrs und Ausbau des Straßenwesens unrentabel und eingestellt wurde.[3]

Scheveningen wurde während des Zweiten Weltkriegs, wie viele andere Orte an der Nordsee, zum Sperrgebiet erklärt und 1942 evakuiert. Die Deutschen befürchteten eine Invasion über die Nordseeküste und beschlossen den Bau des Atlantikwalls, der vom Nordkap bis zur französisch-spanischen Grenze reichen sollte. Ein Großteil der Gebäude wurde abgerissen und durch Steinwälle und Schützengräben ersetzt. An der Promenade wurde eine massive Betonwand, jenseits der Bebauung Wassergräben, als Panzersperren errichtet. In Scheveningen befand sich ein Gefängnis (Penitentiaire Instelling Haaglanden), das unter dem Namen Oranjehotel von 1940 bis 1945 als Ort bekannt war, in dem die Gestapo Widerständler inhaftierte. Heute ist es wieder die Penitentiaire Inrichting Haaglanden für 1000 Gefangene. Hier befindet sich auch die United Nations Detention Unit, das Gefängnis des UN-Kriegsverbrechertribunals und des Internationalen Strafgerichtshofes. Dieses Gefängnis dient als Anstalt für die Vollstreckung wegen Untersuchungshaft gegen die Angeklagten beider Gerichtshöfe.[4]

Heute ist Scheveningen ein international renommierter Ferienort mit zwanzig größeren Hotels, Kurhaus, Holland Casino, Fischerei, Hafen und damit für viele Tagesausflügler und zahlreiche ausländische Touristen ein Reiseziel. Einmal im Jahr wird ein Sandskulpturen-Wettbewerb veranstaltet. Weit über die Grenzen hinweg ist das Neujahrsschwimmen bekannt, das seit 1951 durchgeführt wird und an dem über 10000 überwiegend junge Menschen teilnehmen.[5]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

Museen

  • Muzee Scheveningen[12][13]
  • Atlantikwall Museum Scheveningen[14]
  • Museum Beelden aan Zee
  • Panorama Mesdag in Den Haag: Panorama-Gemälde von 1881 mit Aussicht auf den Strand und den Badeort Scheveningen

Galerie

Söhne und Töchter von Scheveningen

  • Adriaen Coenen (1514–1587), nordholländischer Fischhändler mit Interesse an Biologie
  • Isaac Sailmaker (um 1633–1721), Maler der Barockzeit
  • Adri Pieck (1894–1982), Malerin
  • Jan Postma (1895–1944), Kommunist
  • Samuel Elzevier de Jongh (1898–1976), Pharmakologe
  • Frits van Dongen, gebürtig Hein van der Niet (1901–1975), Schauspieler
  • Jan van Baal (1909–1992), Ethnologe und Gouverneur von Niederländisch-Neuguinea (1953–1958)
  • Louis Joseph Moyse (1912–2007), französischer Flötist und Komponist
  • Hubertus Brouwer (1919–1980), Maler, Grafiker, Glas-, Mosaik- und Keramikkünstler
  • Maarten Vrolijk (1919–1994), Journalist, Dichter und Politiker (PvdA)
  • Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza de Kászon (1921–2002), Unternehmer und Kunstsammler
  • Jon van Rood (1926–2017), Immunologe
  • Jan Pronk (* 1940), Politiker und Diplomat
  • Theo Jansen (* 1948), Künstler
  • Bert Pronk (1950–2005), Radrennfahrer
  • Romy Haag (* 1951), Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin
  • Tim Smit (* 1954), britischer Geschäftsmann, Musikproduzent, Gartenbauer und Archäologe
  • Dick Jol (* 1956), Fußballschiedsrichter
  • Frédérique Huydts (1967–2006), Schauspielerin
  • Omar Rekik (* 2001), tunesisch-niederländischer Fußballspieler

Sonstiges

Eine Schach-Eröffnungsvariante der Sizilianischen Verteidigung ist nach dem Ort benannt.

Literatur

Commons: Scheveningen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Scheveningen – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Jive. In: denhaag.incijfers.nl. Gemeente Den Haag, abgerufen am 13. Oktober 2024.
  2. Alain Corbin: Meereslust. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1994, ISBN 978-3-596-10989-0, S. 57 f.
  3. Geschichte von Scheveningen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Oktober 2011; abgerufen am 5. Februar 2011 (niederländisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.denhaag.nl
  4. Grafberger/Hetzel: CityTrip Den Haag mit Scheveningen. Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH, Bielefeld 2005, ISBN 978-3-8317-1915-0.
  5. Video Neujahrsschwimmen 2011. Abgerufen am 5. Februar 2011.
  6. Sea Life Scheveningen. In: scheveningenbeach.com. Abgerufen am 7. April 2018.
  7. Offizielle Website vom Sea Life Scheveningen (englisch, niederländisch)
  8. Westbroekpark Scheveningen. In: scheveningenbeach.com. Abgerufen am 7. April 2018.
  9. Scheveningen Strand. In: scheveningenbeach.com. Abgerufen am 7. April 2018.
  10. Pier Scheveningen. In: scheveningenbeach.com. Abgerufen am 7. April 2018.
  11. Scheveningen Hafen. In: scheveningenbeach.com. Abgerufen am 7. April 2018.
  12. Muzee Scheveningen. In: scheveningenbeach.com. Abgerufen am 7. April 2018.
  13. Offizielle Website vom Muzee Scheveningen (niederländisch)
  14. www.atlantikwallmuseum.nl/de

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Kupferstich des niederländischen Künstlers Gilliam van der Gouwen nach einer Zeichnung von Hendrik Goltzius und einem Kupferstich von Jakob Matham aus dem Jahre 1598. Abbildung eines am 3. Februar 1598 zwischen Scheveningen und Katwijk in Holland gestrandeten Pottwals. Dieses Bild hat für über 200 Jahre das Bild der Menschen vom Pottwal entscheidend geprägt. - Originaltitel: "Een Walvisch. Lang 70 voeten, gestrandt op de Hollandse zee-kust, tusschen Schevelingen en Katwyk, in Sprokkelmaandt 1598". - (Quelle: Pieter Cristiaenszoon Bor: Oorspronk, Begin, en Vervolgh der Nederlandsche Oorlogen. Vol. 4. Amsterdam, 1684.)
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