Schaumünze

Gnadenpfennig Wert 12 Dukaten – zeigt Friedrich Ulrich (Braunschweig-Wolfenbüttel)

Schaumünze bzw. je nach Stückelung Schaupfennig, Schaugroschen, Schaugulden oder Schautaler sind Gedenkprägungen, die auf einen besonderen Anlass hin geprägt wurden. Sie wurden oft zu Geschenkzwecken ausgegeben. Nicht selten wurden Medaillen als Schautaler bezeichnet, was auch heute noch vorkommt.[1]

Der Name bezieht sich darauf, dass solche Münzen ursprünglich nicht dem Zahlungsverkehr dienten, sondern zur Schau, d. h. zur Erinnerung an eine denkwürdige Begebenheit geprägt wurden und damit eigentlich Medaillen waren.[2]

Als Erinnerungsstück und kostbares Geschenk gedacht, wurde sie in aufwendiger Verarbeitung geschaffen und sorgfältig geprägt. Ursprünglich Schöpfungen der italienischen Renaissance (zum Beispiel als Scudo d’oro), die das Selbstbewusstsein der oft rasch emporgekommenen Fürsten versinnbildlichen sollten, und an antike Vorbilder angelehnt waren, verbreiteten sie sich auch in Deutschland seit der Zeit Kaiser Maximilians I. rasch. Dazu zählten Schaugroschen, -pfennige, -gulden, -taler („Prämientaler“) und -dukaten, die zu besonderen Anlässen – zum Beispiel für Prämierungen bei Preisschießen, Taufen, Hochzeiten, Todesfällen, Ordensverleihungen, guten Schulabschlüssen oder sonstige Anlässen – als Erinnerungsstücke, oft mit einem vielfachen Nennwert der Umlaufmünze geprägt wurden.

Die Schaumünzen wurden häufig offiziell von Fürsten verliehen oder als Geschenke vergeben und können teils als Vorläufer der heutigen Orden angesehen werden („Gnadenpfennige“). Diese Sonderprägungen wurden gelegentlich auf Dickschrötlingen (genannt Münz-Löser) oder als Klippen (eckige Münzen) ausgeführt. Sie waren gelegentlich mit Henkeln oder Ösen versehen, so dass sie am „(Hosen-)Band“ getragen werden konnten. Schautaler wurden auch als Zwitterprägung hergestellt.

Schaumünze Herzog Christian Ludwig (1665)

Herzog Christian Ludwig, zu Braunschweig-Lüneburg hatte eine besondere Vorliebe für Schaumünzen. Er ließ ab 1648 viele davon prägen, die mit seinem Wahlspruch CINCERE ET CONSANTER („aufrichtig und beständig“) versehen wurden. Das Silber hierfür kam aus den Bergwerken im Harz. Einige der Münzen gehören heute zur Sammlung des Celler Bomann-Museums.

Besonders im 18. Jahrhundert gab es Abschläge von geringwertigen Pfennig- oder Groschenprägestempeln auf hochwertigen Gold- oder Silberschrötlingen, die dann anlässlich von Münzstättenbesuchen hochgestellter Persönlichkeiten als Geschenke – neben offiziellen Münzbesuchstalern – ausgegeben wurden. Abschläge etwa von Dukatenstempeln auf minderwertigen Kupferschrötlingen können dagegen zumeist als Arbeits- oder Qualitätskontrollen der Prägestempel angesehen werden.

Grenzfälle

In älterer Literatur werden besonders oft Medaillen als Schautaler bezeichnet, da die Abgrenzung zwischen Münzen und Medaillen noch nicht allgemein üblich war.[3] Andererseits wird zum Teil auch noch gegenwärtig ein Schautaler als Münze bezeichnet, der keine Münze ist.

  • Eine Besonderheit ist der sogenannte Gluckhennentaler. Er wird sowohl als Schautaler als auch als Medaille bezeichnet. Als Schautaler und Münze existiert er als Guldentaler.
Schautaler mit der Bezeichnung Pesttaler von 1528
  • Der Taler auf den Bau von Schloss Moritzburg in Zeitz, von Wilhelm Ernst Tentzel als Medaille bezeichnet, in Katalogen als Taler und Schautaler erfasst, könnte wahrscheinlich wegen des hohen Reliefs und des Fehlens eines Münzmeisterzeichens eine Medaille sein.
  • Der Schautaler zur Grundsteinlegung der Kapelle im Schloss Moritzburg bei Dresden, ein im Mehrfachreichstalergewicht im Jahr 1661 geprägter Taler, auch als Medaille bezeichnet, ist höchstwahrscheinlich eine Münze, weil der Schautaler mit einem Münzmeisterzeichen eines Münzmeisters der Münzstätte Dresden geprägt wurde.[6]
  • Pesttaler sind eine interessante Spezies von Talern (Schautalern), Medaillen und Amulettmedaillen aus einer der fürchterlichsten Pandemiezeiten der Geschichte. Die Schaumünze mit Talernamen kann also ein Taler oder auch eine Medaille sein.

Spätestens um 1900 verstand man unter Schautalern jedoch Münzen „auf der Grenze von Medaille und Kurantmünze, die durch schöne Darstellung einer Begebenheit die Eigenschaft der Medaille [und] durch ihren Metallgehalt Umlaufsfähigkeit besitzen.“[7]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Helmut Kahnt: Das große Münzlexikun von A bis Z, Regenstauf 2005
  2. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. 2. Auflage. Johann Gottlob Immanuel Breitkopf und Compagnie, Leipzig 1793 (zeno.org [abgerufen am 23. November 2020] Lexikoneintrag „Schaugeld“).
  3. Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik. Berlin 1976
  4. Paul Arnold: Walther Haupt und seine „Sächsische Münzkunde“. In: Numismatische Hefte, Dresden Nr. 20, 1986, S. 57
  5. Paul Arnold: Die sächsische Talerwährung von 1500 bis 1763, in: Schweizerische numismatische Rundschau, Band 59, 1980, S. 58
  6. Walther Haupt: Sächsische Münzkunde (1974) S. 239: Schautaler Schloss Moritzburg, 1661.
  7. Schautaler. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 17: Rio–Schönebeck. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1909, S. 716 (zeno.org).

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