Scharpie

Scharpie oder Charpie (von lateinisch carpere ‚zupfen‘, ‚pflücken‘) war ein bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts gebräuchliches Wundverbandmaterial, das aus Fasern bestand, die durch Zerzupfen von Baumwoll- oder Leinenstoffen gewonnen wurden. Eine Sonderform bildete die Wieche,[1] genannt auch Quellmeißel (von mittelhochdeutsch meizel „Meißel, Charpie, Wieche“,[2]) die zum Offenhalten von Wunden benutzt wurde.

Da der hohe Keimbefall bei der händischen Herstellung, oft aus alter Leinenwäsche,[3] die Scharpie zur Wundbehandlung ungeeignet macht, wurde sie durch die Entwicklung der Verbandwatte verdrängt. Um 1850 reduzierte Cajetan von Textor, der die Wundversorgung mit Kompressen, Binden oder Tüchern für ausreichend hielt, in Würzburg den bis dahin für unentbehrlich gehaltenen Einsatz von Scharpieverbänden.[4] Heute wird Scharpie noch in Zoohandlungen als Nistmaterial für Vögel verkauft.

Weblinks

Wiktionary: Scharpie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. J. F. Henkels Anleitung zum chirurgischen Verbande. 1829.
  2. Jürgen Martin: Die ‚Ulmer Wundarznei‘. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal deutscher Fachprosa des 15. Jahrhunderts. Königshausen & Neumann, Würzburg 1991 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 52), ISBN 3-88479-801-4 (zugleich Medizinische Dissertation Würzburg 1990), S. 150.
  3. Friedrich Wilhelm Gierhake: Asepsis. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 33–42, hier: S. 35.
  4. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 153–154.