Scharmien Zandi

Scharmien Zandi, [ʃar̝ˈmiːn] (* 1987 in Wien, Österreich) ist eine österreichisch-kurdische Künstlerin, Musikerin und Darstellerin. Ihre Arbeiten umfassen Performance, Komposition, experimentelles Musiktheater, Installation und Regie.

Leben

Zandi wurde mit kurdischen und österreichischen Wurzeln in Wien geboren und wuchs in Landskron bei Villach in Kärnten auf. Durch ihre Mutter, eine klassische Sängerin, kam sie früh mit Musik und Kunst in Kontakt und genoss heimischen Musik- und Malunterricht. Nach dem Schulabschluss kehrte sie zurück nach Wien, um das Studium der darstellenden Kunst und Musik aufzunehmen, welches sie 2012 und 2014 abschloss. Sie studierte auch Architektur und vergleichende Literaturwissenschaften, schloss aber diese Fächer nie ab. Sie arbeitet als freischaffende Künstlerin im nationalen und internationalen Raum an zeitgenössischen Bühnenwerken, Sounddesign und Filmkunst.

Werk

Zandi unternahm zahlreiche Reisen, unter anderen in die USA, gab dort in West Village New York im Caffe Vivaldi 2013 ein Konzert rage-cage (Hommage an John Cage) und trat 2014 in Bogota für einen Monat als Sängerin mit der Progressive-Rock-Band The South auf. In Europa spielte sie Konzerte in Dänemark, Italien, Deutschland, Griechenland, den Niederlanden, Spanien und Portugal, woraus das Musikprojekt Paloma Negra entstand, das sie 2014 mit dem Gitarristen Daniel Schneeberger ins Leben rief.

2012 komponierte Zandi Maria Tybee, ein auf Maria Anna Mozart, (die Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart) und der verschwundenen Bombe Tybee bezugnehmendes Stück, das in Villach[1] uraufgeführt wurde. 2015 bekam sie von der Stadt Villach eine Förderung, um ihr Musikprojekt MiniMusic umzusetzen.[2] Dabei wird mit Kindern und Jugendlichen – anhand einer eigens entwickelten Methode mit musik- und kompositionspädagogischem Forschungsaspekt – zeitgenössische Musik vermittelt. Die daraus entstehenden Kunstprojekte werden zur Aufführung gebracht.

Als Sängerin trat sie im Jahr 2015 im Radio Kulturhaus in Wien auf und agierte bei der Musikgruppe Misthaufen. Ihre erste Ausstellung 1/4life Crisis fand 2016 in Wien statt. Im darauffolgenden Jahr gab Zandi die Performance Massaker. Liebe.: Dabei handelt es sich um eine Gegenüberstellung von Faschismus- und Feminismus-Theorie, die feministische Pornographie in den Vordergrund stellt. Die Performance wurde im WUK präsentiert und diente als Startimpuls für das Symposium dirty silence im Ateliertheater.

Ende 2016 lernte sie den Gitarristen Clemens Hackmack kennen (Triptonus) und gründete mit ihm die Band CADÛ, wo Progressiv Rock, Trip-Hop und Neue Musik aufeinander treffen. In dieser Formation fungiert sie Musikerin und Sängerin. 2019 veröffentlichten sie ihr Debüt-Album Steelstreet und spielten als Vorband von Motorpsycho in der Arena und tourten mit Tito & Tarantula. Sie sind bei StoneFree Records[3] unter Vertrag.

2017 erhielt Zandi auf Einladung des Kulturministeriums der Volksrepublik China ein Stipendium und arbeitete sechs Monate als Dirigentin und Komponistin mit verschiedenen Chören in Tianjin und Peking. Gemeinsam mit Elke und Gerald Wirth entwickelte sie eine Methode zur Musik-Vermittlung an chinesischen Musikschulen. Neben dem Konzert im Dust Dawn Club, wo sie ihre in China komponierten Werke vorspielte, erarbeitete sie gemeinsam mit Studentinnen der Peking-Universität ihre zeitgenössische Opernperformance Dione[4] aus, das am österreichischen Kulturforum in Peking uraufgeführt wurde. Im Kunstbezirk Dashanzi in Peking stellte Zandi zwei Projekte vor. Im Rahmen des 798 International Children's Art Festivals zeigte sie die Klang-Performance Taikonaut Lilli.[5] 2018 gestaltete sie mit dem Chanson-Programm Amour Fou eine Audioinstallation, die in der Pop-Art Ausstellung Mortgaged Time in der Red Gate Gallery präsentiert wurde.

Beim Pfinxt'n Festival 2019 spielte sie Amour Fou erstmals auch in Österreich. 2020 wurde Amour Fou mit dem Österreichischen Musiktheaterpreis in der Kategorie Off-Theaterpreis ausgezeichnet.[6] Wegen der Corona-Pandemie musste Zandi ihre erste Amerika-Tour verschoben werden. Sie wurde daher vom österreichischen Kulturforum New York eingeladen, eine einmalige Online-Show zu gestalten, die als Simulacrum ihrer bisherigen Kunstwerke verstanden werden darf, welche am 15. Mai 2020 Premiere feiert. Im September 2022 holte sie ihre Amerika-Tour nach und brachte mit Schauspielerin Sarah Scherer und Visual Artist S.Myselle Amour Fou als Avantgarde-Chanson Show mit Musik, Literatur, Theater und AI erfolgreich auf die Bühne.

2021 präsentierte Zandi erstmals eine Werkschau in Form einer Opernperformance mit Installationen, wo alle Elemente ihres internationalen Kunstwerkes DIONE im Rahmen des Odyssee Festivals der Theater Arche ausgestellt und aufgeführt wurden. Das Werk setzt sich mit Überschneidungen von Elementen der griechischen Mythologie und der Entstehung und toxischen Integration des Patriarchats im zeitgenössischen, westlichen Kontext auseinander. Um einer verlorenen Idee europäischen Selbstverständnisses nachzuspüren arbeitet sie eng mit Dieter Macek zusammen, der die Gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen Mythologie zusammengetragen hat und zur Premiere von Dione All Elements am 27. September 2021 die Eröffnungsrede hielt.

Ihr erstes Gastengagement am Landestheater Niederösterreich als Schauspielerin und Komponistin erhielt Zandi 2022 für die Produktion „Wir Alle Für Immer Zusammen“ unter der Regie von Jana Vetten. Für den Kurzfilm Armenia von Drehbuchautorin und Regisseurin Jaqueline Rauter, wurde Zandi nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Filmkomponistin engagiert und steuerte mit ihrem Song Sweet Life die Titelmusik bei.[7]

2022 erhält Zandi das Startstipendium für Musik und Darstellende Kunst, wo sie sich u. a. mit AI Music, computerbasierter Kompositionstechniken auseinandersetzt und die Aufführungspraxis in Form der Opernperformance weiterentwickelt. Letzteres fand Einzug ins Musiktheater an der Wien. SuperZero, Baby - eine Opernperformance zu Wert und Wertigkeit feiert am 12. April 2023 Weltpremiere.

Theater

  • 2013 Die Festung (Rolle: Hammanet) vom Mira-Lobe-Gewinner Martin Mittersteiner, Österreich-Tour[8]
  • 2015 MiniMusic (künstlerische Leitung) diverse Musikprojekte für und mit Kindern und Jugendlichen (Workshops, Aufführungen)
  • 2015 Schimmern… – vertical (Sopran) von Larisa Vrhunc (slowenische Komponistin); Uraufführung Solitär in Salzburg[9]
  • 2016 Niemandsland (Musical); Kompositionsauftrag vom Theater Delphin
  • 2016 Klein von Stina Wirsén (Performance) im Rahmen des Lesezeichen Festivals in Villach
  • 2016 Massaker. Liebe. (Performance) im Rahmen von Sexess im WUK
  • 2017 Howling Dog (Theaterkomposition) von Raimund Rosarius; Uraufführung im Longfu Theater in Peking[10]
  • 2019 Die Physik (Theaterkomposition) Theater Delphin Produktion; Uraufführung im Theater Spielraum in Wien
  • 2022 Wir Alle Für Immer Zusammen (Schauspielerin, Theaterkomposition) Landestheater Niederösterreich in St. Pölten[11]

Bühnenwerke

  • 2014 Maria Tybee; Uraufführung im Kulturhof Keller Villach, 2016 im mo.Ë Wien[12]
  • 2015 La Borrachita Premiere im Musischen Zentrum, Wien[13]
  • 2017 Redline[14] Peking[15]
  • 2017 Taikonaut Lilli (Klanginstallation mit Performance) im 798 Art District in Peking[16]
  • 2018 Headline[17] Wien
  • 2020 Cocaline[18] New York
  • 2020 Amour Fou mit Texten von anonymen Autorinnen, vorgetragen von Sarah Scherer; Kultursommer Wien[19], Szene Waldviertel[20]
  • 2021 Dione - All Elements; Opernperformance mit Installation als Werkschau in der Theater Arche Wien[21]
  • 2023 SuperZero, Baby - eine Opernperformance zu Wert und Wertigkeit im Musiktheater an der Wien[22]

Konzerte

  • 2013 rage-cage (Komposition für Klavier und Stimme) Caffe Vivaldi in New York City
  • 2014 Paloma Negra (Sängerin, Komponistin und Musikerin) musikalisches Duo mit Daniel Schneeberger (Gitarre). Konzerte im In- und Ausland und auf österreichischen Musikfestivals.
  • 2014 Wunderland (Soloprogramm) im Rahmen des Szene Bunte Wähne Festival[23] in Horn. Weitere Konzerte in Salzburg, Villach und Wien.
  • 2015 Misthaufen (Sängerin, Komponistin und Gitarristin) erstes gemeinsames Konzert im Ö1-Radio Kulturhaus; 2016 tourte das neue Ensemble mit dem Programm Misthaufen – eine Odyssee durch Österreich.[24]
  • 2016 Jazz goes Poetry (Sängerin) Kinsky Session Wien u. a. mit Mike Wager (Bass), Raphael Giller (Drums) etc.
  • 2017 Amour Fou (Gesang, Klavier, Gitarre) mit A. Borealis; Dust Dawn Club in Peking[25]
  • 2019 CADÛ - Steelstreet Album Release in B72[26] in Wien
  • 2020 A Taste Of Amour Fou feat. Lukas Gabric; Austrian Cultural Forum New York[27]
  • 2020 CADÛ beim Kultursommer Wien[28]
  • 2022 Amour Fou USA Tour[29]

Filmografie

  • 2013 Das Puppenhaus[30] (Drehbuch, Regie)
  • 2018 Horen[31] (Regie)
  • 2018 Einmal für den großen Hunger[32] von Xsellschaften (Hauptrolle: Mariam)
  • 2022 Armenia[33] von Jaqueline Rauter (Nebenrolle: Alma, Filmkomposition)

Diskografie

  • 2021 Steelstreet CADÛ, Label Stonefree Records[34]
  • 2022 Amour Fou Scharmien Zandi, Label Planet 9[35]
  • 2023 Psychotic Parade CADÛ

Ausstellungen

  • 2016 1/4life Crisis[36] – foreign body im mo.E[37] in Wien
  • 2018 Amour Fou in der Red Gate Gallery[38] im 798 Art District in Peking
  • 2021 All Elements im Rahmen des Odyssee Festivals[39] der Theater Arche

Auszeichnungen

  • 2016 Gewinnerin Kunstrose für Musik und Gesang, Wien
  • 2017 Artist in Residence für Musik und darstellende Kunst in Peking
  • 2019 Reeperbahn Festival Delegates New York[40] der American Association Of Independent Music (A2IM)
  • 2020 Arbeitsstipendium der Stadt Wien für Amour Fou
  • 2020 Auszeichnung mit dem Österreichischen Musiktheaterpreis in der Kategorie Off-Theaterpreis für Amour Fou[6]
  • 2022 Startstipendium für Musik und Darstellende Kunst vom BMKÖS

Weiteres

  • 2017 Künstlerische Leitung[41] der internationale Akademie der Künste Wien (iAKW)
  • 2021 D#AVANTGARDE[42] Art Community

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Villach, Kulturhof Keller. Abgerufen am 1. April 2014.
  2. Lesezeichenfestival Villach. Abgerufen am 1. Mai 2015.
  3. Cadû Stone Free Records. Abgerufen am 12. März 2020.
  4. Dione
  5. Teaser Taikonaut Lilli. Abgerufen am 25. April 2017.
  6. a b Domingo für Lebenswerk ausgezeichnet. In: ORF.at. 7. August 2020, abgerufen am 7. August 2020.
  7. Cast & Crew, auf armenia-film.at, abgerufen am 11. Januar 2022
  8. Die Festung auf theatersymbiosis.at
  9. Schimmern… – vertical
  10. Howling Dog auf piaobuy.com
  11. philipp.hofstaetter: Wir alle für immer zusammen. Abgerufen am 1. November 2021.
  12. Maria Tybee auf mariatybee.wordpress.com
  13. La borrachita auf laborrachita.wordpress.com
  14. Dione
  15. Premiere im österreichischen Kulturforum. auf oe-journal.at
  16. Taikonaut Lilli auf taikonautlilli.wordpress.com
  17. Headline Wien, Produktion Dione. Abgerufen am 28. Oktober 2018.
  18. Cocaline, Videoinstallation State of Matter, New York. Abgerufen am 15. Mai 2020.
  19. Amour Fou - SCHARMIEN ZANDI, SARAH SCHERER. In: kultursommerwien. Abgerufen am 13. November 2020 (deutsch).
  20. Szene Waldviertel verführt mit Kunst und Schokolade. 16. Oktober 2020, abgerufen am 13. November 2020.
  21. skug | MUSIKKULTUR | DIONE - all elements. Abgerufen am 1. November 2021 (deutsch).
  22. Superzero, Baby - Spielplan 22/23 - Theater an der Wien. Abgerufen am 9. Dezember 2022.
  23. SBW Festival. Abgerufen am 1. Mai 2014.
  24. Konzertveranstaltungen in Niederösterreich (2016)
  25. 奥地利艺术家 Scharmien Zandi 展览 & 音乐会: Amour Fou. www.showstart.com (2017)
  26. Review Release Show Cadû. Abgerufen am 19. Mai 2020.
  27. ACFNY Scharmien Zandi feat Lukas Gabric (Online Show). Abgerufen am 15. Mai 2020.
  28. Cadû. In: kultursommerwien. Abgerufen am 13. November 2020 (deutsch).
  29. AMOUR FOU. In: Scharmien Zandi. 3. Dezember 2020, abgerufen am 9. Dezember 2022 (deutsch).
  30. Das Puppenhaus IMDb. Abgerufen am 2. Juli 2013.
  31. Horen. Abgerufen am 19. Mai 2018.
  32. Teaser EFDGH. Abgerufen am 19. Mai 2018.
  33. Armenia Film – Ein Film von Jaqueline Rauter. Abgerufen am 22. Dezember 2021 (deutsch).
  34. StoneFree. Abgerufen am 1. November 2021.
  35. AMOUR FOU. 30. September 2022, abgerufen am 9. Dezember 2022.
  36. Esel. Abgerufen am 19. April 2016.
  37. 1/4 life Crisis at mo.E Vienna. Abgerufen am 19. Mai 2015.
  38. Amour Fou Red Gate Gallery Beijing. Abgerufen am 19. April 2018.
  39. DIONE – all elements – ODYSSEE Festival. In: TheaterArche. 18. September 2020, abgerufen am 1. November 2021 (deutsch).
  40. international Reeperbahn Festival, Delegierte. Abgerufen am 17. Juni 2019.
  41. iAKW Team. Abgerufen am 1. Dezember 2017.
  42. #2 AMOUR FOU. Abgerufen am 9. Dezember 2022 (englisch).