Schantung-Bahn

Qingdao–Jinan
Bahnhof Qingdao Dagang
Karte der Eisenbahntrasse der Schantung-Bahn
zwischen Tsingtau und Tsinanfu von 1912
Streckenlänge:384,2 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung:6,67 
Minimaler Radius:300 m
Höchstgeschwindigkeit:200 km/h
Zweigleisigkeit:Qingdao–Jinan
0,0Qingdao
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BSicon .svgBSicon STR.svgBSicon DST.svg
Hafen Qingdao
BSicon .svgBSicon ABZg+l.svgBSicon STRr.svg
6,2
Lanyanbahn von Yantai
51,3Lanchun
Zhaohuangbahn von Huangdao
72,3Jiaozhou
Zhaosinbahn
von Yangkou
216,6Qingzhou
237,6Linzi
Shintaibahn von Laiwu
Jandongbahn von Dongying / Zhāngbóbahn
269,5Zibo
Shintaibahn von Chaonan
384,2Jinan

Die Shāndōng-Bahn, (in der deutschen Literatur auch Schantung- oder Shantung-Bahn), ist eine Eisenbahnstrecke in China, die Qingdao mit der etwa 400 km westlich gelegenen Provinzhauptstadt Jinan in der chinesischen Provinz Shāndōng verbindet.

Geschichte

Genuss-Schein der Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft vom 31. Mai 1900
(c) Bundesarchiv, Bild 137-005517 / CC-BY-SA 3.0
Bahnhof Tsingtau, Fotografie um 1901

Sie wurde von der Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft, einem Zusammenschluss verschiedener deutscher Banken, darunter dem Bankhaus Mendelssohn & Co., Reeder und Bergbauunternehmen, zwischen 1899 und 1904 unter Anleitung des Ingenieurs Friedrich Kramer erbaut. Technischer Vorstand der Gesellschaft war zunächst der Eisenbahningenieur Alfred Gaedertz, der auch mit Vorplanungsaufgaben betraut gewesen war. Ziel war die Erschließung des Hinterlandes der deutschen „MusterkolonieKiautschou und die Verbesserung des Transportes von Gütern, vor allem Kohle und Eisenerz, die für den Export in das Deutsche Reich bestimmt waren.[1] Von Tsinan hatte sie Anschluss an das gesamte chinesische Eisenbahnnetz und damit auch an die Transsibirische Eisenbahn. In zwölf bis vierzehn Tagen konnte man von Berlin nach Tsingtau fahren.

(c) Bundesarchiv, Bild 134-B2406 / CC-BY-SA 3.0
Besetzung des Ortes Gaomi durch deutsche Schutztruppen,
Fotografie von 1899
Siegelmarke Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft

Der Bau der Eisenbahnstrecke rief starken Widerstand in der chinesischen Bevölkerung hervor. Er wurde zügig vorangetrieben, ohne die Besitzverhältnisse ausreichend zu klären und ohne Rücksicht auf die einheimische Bevölkerung sowie das teilweise empfindliche Ökosystem der Region zu nehmen. Die Gesellschaft zahlte außerdem unpünktlich oder einen unterdurchschnittlichen Preis für Grund und Boden.[2] Um den Widerstand zu brechen, ließ der Gouverneur von Kiautschou, Paul Jaeschke, Militär in die entsprechenden Regionen, unter anderen nach Gaomi, entsenden.[3] Andauernde Streitigkeiten und das Aufflammen des Boxeraufstandes führten im Jahr 1900 zu vielfachen Zerstörungen der Eisenbahn- und Telegraphenverbindungen, was weitere Strafaktionen von Seiten des Gouverneurs und der Aktiengesellschaft hervorrief. Nach der dauerhaften Stationierung von Soldaten, dem Bau einer Kaserne und der systematischen Vernichtung von Dörfern und der ländlichen Bevölkerung, kam es schlussendlich zu keinem weiteren Widerstand gegen den Bau der Eisenbahnlinie.[1] Die Strecke zwischen Tsingtau (heute Qingdao) und Tsinanfu (heute Jinan) wurde 1904 in Betrieb genommen. Ab 1907 war der spätere Reichsbahn-Generaldirektor und Reichsverkehrsminister Julius Dorpmüller Vorstand des technischen Büros der Schantung-Bahn.

  • 1913 wurde als zusätzliche Strecke die Kaumi-Hantschuang-Bahn geplant.
  • 2008 kam es auf der Strecke zum Eisenbahnunfall von Zibo mit 72 Toten.

Siehe auch

Literatur

  • Kuo Heng-Yü; Mechthild Leutner (Hrsg.): Beiträge zu den deutsch-chinesischen Beziehungen. K.G. Saur Verlag, München 1986, ISBN 3-597-10599-8.
  • Claudia Wendels: Die Schantung-Eisenbahn. Das Interesse der Finanzwelt an der deutschen Bahnlinie in Ostchina, Siegburg 2012, ISBN 978-3-938535-77-6.
  • Klaus Mühlhahn: Herrschaft und Widerstand in der 'Musterkolonie' Kiautschou. Oldenbourg 2000, ISBN 978-3-486-56465-5.
  • Kuo Heng-Yü; Mechthild Leutner (Hrsg.): Deutschland und China. Beiträge des Zweiten Internationalen Symposiums zur Geschichte der deutsch-chinesischen Beziehungen Berlin 1991. K.G. Saur Verlag, München 1994, ISBN 3-597-10617-X.
  • Vera Schmidt: Die deutsche Eisenbahnpolitik in Shantung, 1897-1914. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Imperialismus in China. Harrassowitz, Wiesbaden 1976, ISBN 3-447-01744-9.
  • Mechthild Leutner (Hrsg.): „Musterkolonie Kiautschou“. Die Expansion des Deutschen Reiches in China. Deutsch-chinesische Beziehungen 1897–1914. Eine Quellensammlung. Akademie Verlag, Berlin 1997
  • Franz Baltzer: Die Schantung-Eisenbahn (Kaio-Tsi-Bahn). In: Verkehrstechnik, 5. Jahrgang, Nr. 35 (29. August 1924), S. 367–369.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Mechthild Leutner (Hrsg.): „Musterkolonie Kiautschou“. Die Expansion des Deutschen Reiches in China. Deutsch-chinesische Beziehungen 1897–1914. Eine Quellensammlung. Akademie Verlag, Berlin 1997
  2. Mechthild Leutner (Hrsg.): Beiträge zu den deutsch-chinesischen Beziehungen. München 1986, S. 122
  3. „Deutsche Truppeneinsätze in Shandong nach dem Abschluß des ‹Jiao'ao-Pachtvertrages›“, in: Kuo Heng-Yü; Mechthild Leutner (Hrsg.): Deutschland und China. Beiträge des Zweiten Internationalen Symposiums zur Geschichte der deutsch-chinesischen Beziehungen Berlin 1991. K. G. Saur Verlag, München 1994, S. 322

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Bundesarchiv Bild 134-B2406, Tsingtau, Expedition - Besetzung Kaumi´s.jpg
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Schutztruppe Kiautschou
1899: Expedition unter Hptm. Mauve; Besetzung Kaumi´s
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青岛大港站周边
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Tsingtau, der Bahnhof China, Tsingtau.- Der Bahnhof