Schambeinfuge

Menschliche Beckenhälfte von der Seite. Die Schambeinfuge ist angeschnitten und befindet sich links im Bild.

Die Schambeinfuge (Symphysis pubica) ist die Stelle, an der die rechte und linke Beckenhälfte, genauer die Schambeine (Ossa pubis) beider Seiten, vorne verbunden sind. Zwei Bandzüge (Lig. pubicum superius und Lig. pubicum inferius) unterstützen die Symphysis pubica in ihrer Stabilität. Bei den vierfüßigen Säugetieren bildet die Schambeinfuge nur einen Teil der Verbindung der beiden Beckenhälften. Hier ist auch das Sitzbein in Form einer Symphysis ischiadica beteiligt. Beide Anteile zusammen werden als Beckensymphyse (Symphysis pelvina) bezeichnet. Die beiden Beckenhälften sind bei allen Säugetieren mit Faserknorpel (Symphyse) verbunden.

Klinische Bedeutung

Zwischen den knöchernen Anteilen liegt beim Menschen eine Bandscheibe (Discus interpubicus), die die Verbindung flexibel hält. Das ist bei Geburten sehr wichtig. Hormonell gesteuert wird während der Schwangerschaft diese Faserknorpelverbindung flexibler. Bei schätzungsweise einer von 600 Schwangeren ist diese Lockerung zu stark und es kommt zu einer sogenannten Symphysenlockerung, die sehr schmerzhaft ist. Während der Entbindung kann die Symphyse überdehnt werden (Symphysendehiszenz) oder gar reißen (Symphysenruptur, Symphysensprengung), was ebenfalls zu starken Schmerzen führt.[1]

Welche Behandlung die effektivste ist, ist bisher nicht bekannt. Bewährt haben sich Training der beckenstabilisierenden Muskulatur, Wassergymnastik und Trochantergurt.

Ferner kann eine Abklärung durch einen Chirurgen Abhilfe schaffen, wenn konservative Medizin nicht hilfreich ist. Eine Steiflegung des Gelenkes mittels einer/zweier Metallplatte(n) und einiger Schrauben, evtl. unter Zuhilfenahme eines eigenen Knochenspanes aus dem Beckenkamm kann wieder für Stabilität sorgen und die Beschwerden zumindest weitestgehend lindern, evtl. auch vollständig genesen lassen.[2]

An den Schambeinen setzen die geraden Bauchmuskeln (Musculus rectus abdominis) an.

Einzelnachweise

  1. R. C. da Rocha, R. P. Chopard: Nutrition pathways to the symphysis pubis. In: Journal of anatomy. Band 204, Pt 3, März 2004, S. 209–215, doi:10.1111/j.0021-8782.2004.00271.x, PMID 15032910, PMC 1571274 (freier Volltext).
  2. I. Becker, S. J. Woodley, M. D. Stringer: The adult human pubic symphysis: a systematic review. In: Journal of anatomy. Band 217, Nummer 5, November 2010, S. 475–487, doi:10.1111/j.1469-7580.2010.01300.x, PMID 20840351, PMC 3035856 (freier Volltext) (Review).

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Symphysis pubis exposed by a coronal section.