Schaf-Schwingel
Schaf-Schwingel i. w. S. | ||||||||||||
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Schaf-Schwingel (Festuca ovina) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Festuca ovina agg. | ||||||||||||
L. |
Der Begriff Schaf-Schwingel beschreibt die zu den Süßgräsern (Poaceae) gehörende sehr heterogene, formenreiche Schaf-Schwingel-Gruppe (Festuca ovina agg.) (= Sammelart). Sie umfasst nahe verwandte, in ihrer Gestalt sehr ähnliche Sippen (Taxa), die sich nach Aufblühzeitpunkten, verschiedenen Differenzen in Blatt- und Blütenmerkmalen sowie nach ihren ökologischen Präferenzen und ihrer geographischen Verbreitung differenzieren lassen.
Verbreitung
Der Schaf-Schwingel ist je nach Sippe in ganz Europa, im gemäßigten Asien, Nordafrika und Nordamerika unterschiedlich verbreitet.
Beschreibung
Bei den Arten der Gruppe handelt es sich um mehrjährige krautige Pflanzen. Die Gräser erreichen Wuchshöhen bis zu 60 Zentimetern. Sie sind von dichtem horstförmigem Wuchs mit borstlichen bis binsenförmigen, fest zusammengefalteten Blättern. Sie sind hell- bis dunkelgrün, blaugrau bereift oder unbereift (abwischbare Wachsschicht). Die Blattscheiden sind im Gegensatz zur Sammelart Festuca rubra agg. höchstens im unteren Drittel geschlossen. Die Blatthäutchen sind kurz und unscheinbar. Am Übergang von der Blattscheide zur Blattspreite sind kleine runde Öhrchen entwickelt.
Die Rispen werden bis zu 12 Zentimeter lang. Sie sind vor und nach der Blüte zusammengezogen. Die Rispenäste stehen aufrecht. Der unterste Ast erreicht etwa ein Drittel der Rispenlänge. Die Ährchen sind länglich-eiförmig und grün bis purpurn überlaufen. Sie sind drei- bis achtblütig. Die Hüllspelzen sind schmal lanzettlich und auf dem Kiel kurz bewimpert. Die Deckspelzen sind begrannt oder unbegrannt. Die Blütezeit erstreckt sich von April bis Oktober, je nach Sippe jedoch unterschiedlich.
Die Merkmale werden innerhalb der verschiedenen Sippen vielfältig variiert und es existieren zahlreiche Übergänge, sodass eine Bestimmung nicht selten erschwert ist. Inzwischen wurden gute Erkennungsmerkmale wie Blattquerschnitte und darin erkennbare Leitbündel und Sklerenchymstränge (strangartiges Verstärkungsgewebe) erarbeitet.
- Echter Schaf-Schwingel (Festuca ovina), Habitus
- Ährchen
- Ährchen von Festuca vaginata
- Blatthäutchen
- Querschnitt des Halms, 125-fach vergrößert
- Spreitenquerschnitte von Festuca pallens var. pallens
- Spreitenquerschnitt von Festuca valesiaca s. str.
- Spreitenquerschnitt von Festuca vaginata
- Spreitenquerschnitt von Festuca guestfalica
- Spreitenquerschnitt von Festuca rupicola
Kleinarten
Die Artenliste richtet sich nach einer Bearbeitung von E. Patzke & G. H. Loos und umfasst einen Komplex sehr ähnlicher, zum Teil noch unbeschriebener Sippen.[1]
Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name | Lebensräume |
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Walliser Schaf-Schwingel | Festuca valesiacaSchleich. exGaudin | subkontinentale Halbtrockenrasen |
Falscher Schaf-Schwingel | Festuca pulchraSchur | subkontinentale Halbtrockenrasen, Scher- und Parkrasen, kurzlebige Ruderalfluren, Spundwände |
Furchen-Schaf-Schwingel | Festuca rupicolaHeuff. | Felsbandrasen auf Kalk, Trocken- und Halbtrockenrasen, halbruderale Quecken-Trockenfluren, Böschungen ohne Gehölze, Bodenabbauflächen |
Siebennerviger-Furchen-Schaf-Schwingel | Festuca sulcatiformis (Markgr.-Dann.)Patzke &G.H. Loos | Felsbandrasen auf Kalk |
Raublättriger Schaf-Schwingel | Festuca brevipilaR. Tracey | Felsbandfluren, Trocken- und Halbtrockenrasen, kurzlebige Ruderalfluren, Scher- und Parkrasen, Eisenbahngelände, Böschungen ohne Gehölze, Ödland und Siedlungsbrachen, Bodenabbauflächen |
Duvals Schaf-Schwingel | Festuca duvalii (St.-Yves)Stohr | Federgras-Steppenrasen, Blauschillergras-Sandsteppen |
Eigentlicher Schaf-Schwingel | Festuca ovinaL. | abgetorfte Flächen, bodensaure Eichenmischwälder, Nadelholzforsten, Zwergstrauchheiden, Magerrasen, kurzlebige Ruderalfluren, Verkehrswege, Ödland und Siedlungsbrachen, Wildläger |
Grannenloser Schaf-Schwingel | Festuca filiformisPourr. | bodensaure Eichenmischwälder, Nadelholzforsten, Felsrasen, Sandmagerrasen, Borstgrastriften der Tieflagen auf trockenen Standorten, kurzlebige Ruderalfluren, Verkehrswege, Ödland und Siedlungsbrachen |
Patzkes Schaf-Schwingel | Festuca patzkeiMarkgr.-Dann. | wärmeliebende Silikat-Felsgrusrasen, Felsbandrasen |
Ungarischer Schaf-Schwingel | Festuca pannonicaWulfen exHost | Felsrasen |
Glatter Schaf-Schwingel | Festuca laevigataMarkgr.-Dann. | trockenheitsertragende Polsterseggen- und Blaugras-Horstseggenrasen, Felsrasen, Trocken- und Halbtrockenrasen |
Kleiner Schaf-Schwingel | Festuca airoidesLam. | Bärwurz-Magerrasen, montane und alpine Borstgrasrasen |
Harter Schaf-Schwingel | Festuca guestfalicaBoenn. exRchb. | Eichen-Hainbuchenwälder, wärmeliebende Eichenmischwälder, Kiefer-Trockenwälder, Trocken- und Halbtrockenrasen, Glatthafer-Talfettwiesen, trockene Kalk-Pfeifengraswiesen, Staudenfluren und Säume trockener Standorte, kurzlebige Ruderalfluren, Verkehrswege, Ödland und Siedlungsbrachen |
Galmei-Schaf-Schwingel | Festuca aquisgranensisPatzke &G.K.Br. | Schwermetallrasen, Galmeifluren |
Lémans Schaf-Schwingel | Festuca lemaniiBastard | Sandmagerrasen, Spundwände |
Langblättriger Schaf-Schwingel | Festuca longifoliaThuill. | Silbergrasfluren offener Flugsande |
Derber Schaf-Schwingel | Festuca heteropachys (St.-Yves)Patzke exAuquier | Felsrasen, Sandmagerrasen |
Bleicher Schaf-Schwingel | Festuca pallensHost. | Felsbandrasen, bodensaure Trockenrasen |
Dünen-Schaf-Schwingel | Festuca polesicaZapal. | Küsten-Sandschillergras-Rasen, Grasnelkenfluren, Silbergrasfluren offener Flugsande, Blauschillergras-Sandsteppen |
Sand-Schaf-Schwingel | Festuca psammophila (Hack. exČelak.)Fritsch | Blauschillergras-Sandsteppen, kurzlebige Ruderalfluren |
Scheiden-Schaf-Schwingel | Festuca vaginataWaldst. &Kit. exWilld. | Blauschillergras-Sandsteppen |
Verwendung
Schaf-Schwingel kommen meist auf extremen Standorten vor, wo anspruchsvollere Futtergräser nicht mehr gedeihen und sie von diesen nicht verdrängt werden können. Sie werden selbst von Schafen nur ungern gefressen. Auch das Heu gilt als minderwertig. Schaf-Schwingel behindert oft mit seinem dichten Stand und schlecht zersetzbaren Resten den Wasser- und Luftwechsel im Boden. Er wird aber als Untergras für sonnige, trockene Lagen auf nährstoffarmen Böden empfohlen. Auch zur Bodenbefestigung auf trockenen Hängen und Böschungen ist die Art in Saatgutmischungen von Bedeutung.[2]
Siehe auch
- Rot-Schwingel (Festuca rubra agg.)
Quellen
Literatur
- Jürke Grau, Bruno P. Kremer, Bodo M. Möseler, Gerhard Rambold, Dagmar Triebel: Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsengewächse und grasähnliche Familien Europas (= Steinbachs Naturführer). Neue, bearb. Sonderausgabe Auflage. Mosaik, München 1996, ISBN 3-576-10702-9.
- Jürgen Dengler: Standardliste der schmalblättrigen Schwingel-Sippen (Festuca ovina agg. und F. rubra agg.) in Deutschland. Lüneburg 2000, PDF-Datei.
- M. J. Wilkinson, C. A. Stace: A new taxonomic treatment of the Festuca ovina L. aggregate (Poaceae) in the British Isles. In: Botanical Journal of the Linnean Society. Band 106, Nr. 4, 1991, S. 347–397, DOI: 10.1111/j.1095-8339.1991.tb02298.x.
Einzelnachweise
- ↑ Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 663–667.
- ↑ Ernst Klapp, Wilhelm Opitz von Boberfeld: Taschenbuch der Gräser. Erkennung und Bestimmung, Standort und Vergesellschaftung, Bewertung und Verwendung. 12., überarbeitete Auflage. Paul Parey, Berlin / Hamburg 1990, ISBN 3-489-72710-X.
Weblinks
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Rasbak, Lizenz: CC BY-SA 3.0
(nl: Ruig schapengras plant) Festuca ovina subsp. hirtula;
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Laubblattschnitt
Taxonym: Festuca valesiaca s. str. ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: bei der Ruine Rauchkogel, Bezirk Mödling, Niederösterreich - ca. 275 m ü. A.
Autor/Urheber: Rasbak, Lizenz: CC BY-SA 3.0
(nl: Ruig schapengras aartjes) Festuca ovina subsp. hirtula spikelets;
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Laubblattschnitt
Taxonym: Festuca rupicola ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Leeberg westlich von Niederhollabrunn, Bezirk Korneuburg, Niederösterreich - 237 m ü. A.
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Laubblattschnitt
Taxonym: Festuca vaginata ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Trockenrasen beim Soldatenkreuz, westlich Ulrichskirchen, Bezirk Mistelbach, Niederösterreich - ca. 250 m ü. A.
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Laubblattschnitt
Taxonym: Festuca „guestfalica“ ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: bei Hardegg, Bezirk Hollabrunn, Niederösterreich - ca. 400 m ü. A.
Autor/Urheber: Rasbak, Lizenz: CC BY-SA 3.0
(nl: Ruig schapengras tongetje) Festuca ovina subsp. hirtula ligula;
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ährchen
Glu = Hüllspelze
Lem = Deckspelze
Pal = Vorspelze
Taxonym: Festuca vaginata ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Trockenrasen beim Soldatenkreuz, westlich Ulrichskirchen, Bezirk Mistelbach, Niederösterreich - ca. 250 m ü. A.
(c) Helge Busch-Paulick (Grand-Duc @ Wikipedia), CC BY-SA 3.0 de
125-fach vergrößerte Ansicht eines Querschnittes von Festuca ovina. Man beachte die toten Haare innerhalb der Einfaltung, die Leitbündel und die unterschiedlichen Gewebeschichten.
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Laubblattschnitt
Taxonym: Festuca pallens var. pallens ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Felsen direkt an der Straße auf der Vorderbrühler Seite der Mödlinger Klause, Bezirk Mödling, Niederösterreich - ca. 250 m ü. A. (leg. & det. Peter Englmaier)