Schachweltmeisterschaft 1910 (Lasker–Schlechter)

Kontrahenten der 9. Schachweltmeisterschaft 1910
Emanuel Lasker
Carl Schlechter
Emanuel LaskerCarl Schlechter
Nation
Deutsches Reich Deutsches Reich
Osterreich Kaisertum Österreich
StatusTitelverteidigerHerausforderer
Alter41 Jahre35 Jahre
Punkte55
10 gespielte Partien
Siege11
Remisen8
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Bei der Schachweltmeisterschaft 1910 (Lasker–Schlechter) verteidigte der amtierende Schachweltmeister Emanuel Lasker seinen Titel erfolgreich gegen seinen Herausforderer Carl Schlechter.

Vorgeschichte

Carl Schlechter galt als Meister des Positionsspiels. Seine Partien hatten eine für die damalige Zeit ungewöhnlich hohe Remisquote von fast 50 %.

Die Herausforderung Schlechters hatte Lasker schon nach seinem Wettkampf gegen Tarrasch akzeptiert.

Organisation und Regeln

Das Match war auf zehn Partien angesetzt. Die ersten fünf davon wurden in Wien gespielt, die folgenden in Berlin. Bei einem 5:5 sollte Lasker seinen Titel behalten.

Die genauen Regelungen des Matches sind auch heute noch umstritten.[1] Weit verbreitet ist die Vermutung, Schlechter hätte nach den ausgehandelten Bedingungen zum Gewinn einen Vorsprung von zwei Punkten benötigt, was sein riskantes Spiel in der letzten Partie (die er dann letztlich verlor) erklären würde.[2] Andere Quellen geben an, Schlechter hätte im Falle eines Sieges einen Rückkampf gegen Lasker ausfechten müssen, um den Titel zu erringen;[2] oder sie zweifeln, dass es sich überhaupt um einen Weltmeisterschaftskampf gehandelt habe.

Ein Bericht von Lasker für die New York Evening Post kurz vor dem Matchende widerspricht jedoch diesen Thesen:[3]

„The match with Schlechter is nearing its end and it appears probable that for the first time in my life I shall be the loser. If that should happen a good man will have won the world championship.“

Emanuel Lasker nach Larry Evans, 1910

Verlauf

Das Match dauerte vom 7. Januar bis zum 10. Februar. Die ersten vier Partien endeten remis, in der fünften Partie kam es zur Sensation, als Lasker mit Bauernplus auf Gewinn spielte, Schlechter nach zwei Bauernopfern aber mit Dame und Turm in seine Stellung eindrang und ihn besiegte.

In Berlin versuchte Lasker vier Partien lang vergeblich, seinen Rückstand wettzumachen. Um ein weiteres Remis gegen Schlechter zu vermeiden, verlegte sich Lasker in der letzten Partie z. T. auf waghalsige Manöver, nachdem auch Schlechter die Partie unternehmenslustig eröffnete. Nach wechselvollem Verlauf gelang Lasker noch der Ausgleich. Ausführlich wird die Partie im Artikel Lasker – Schlechter, Berlin 1910, 10. Wettkampfpartie beschrieben.

Schachweltmeisterschaft 1910
12345678910SiegePunkte
Lasker½½½½0½½½½11 5
Schlechter½½½½1½½½½01 5

Literatur

  • Robert Hübner: Der Weltmeisterschaftskampf Lasker-Steinitz 1894 und weitere Zweikämpfe Laskers. Edition Marco / Verlag Arno Nickel, 2. Auflage, Berlin 2018, ISBN 978-3-924833-77-0, S. 178–233.
  • Thomas Glavinic: Carl Haffners Liebe zum Unentschieden. Roman. dtv, München 2006, ISBN 978-3-423-13425-5.
  • Siegbert Tarrasch: Die Moderne Schachpartie. Hans Hedewiks Nachfolger Curt Ronniger, Leipzig, 4. Auflage, 1924, Partie 122.
  • Raymund Stolze: Umkämpfte Krone – Die Duelle der Schachweltmeister von Steinitz bis Kasparow. Sportverlag, Berlin 1992, ISBN 3-328-00526-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Edward Winter: The Lasker v Schlechter Controversy (1910), Chesshistory.com, 10. Januar 2021
  2. a b Harold C. Schonberg: Die Großmeister des Schach. Wer sie waren, wie sie spielten und das königliche Spiel zu höchster Vollendung brachten. Aus dem amerikanischen Englisch von Jan Holthusen. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1976, ISBN 3-7632-1944-7, S. 122.
  3. The Most Infamous World Championship Game. 31. Januar 2007.

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↑ Merchant ensign of the Habsburg monarchy (from 1730 to 1750)
↑ Flag of the Austrian Empire (1804-1867)
↑ Civil flag used in Cisleithania part of Austria-Hungary (1867-1918)
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