Schützengraben


Ein Schützengraben ist eine Form der Feldbefestigung, meist in Form eines winkeligen Grabens, der dem Schützen durch eine vorderseitige und rückwärtige Deckung zur sicheren Schussabgabe im Stehen oder Knien und zum Schutz vor Granaten und deren Splittern dient. Feldbefestigungen wurden bereits von den osmanischen Truppen bei der Belagerung von Candia auf Kreta 1648 und der Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 in großem Stil angewendet und perfektioniert. Viele der verlustreichsten Schlachten in der zweiten Hälfte des Sezessionskrieges und während des Ersten Weltkrieges waren vom Grabenkrieg geprägt (siehe dazu auch Grabenkrieg im Ersten Weltkrieg).
Erster Weltkrieg
Um beim Eindringen feindlicher Einheiten oder einem Granattreffer in den Graben mehr Schutz zu gewähren, wurden Schützengräben oft in Zickzack-Form (Splittergraben) gegraben.
In den verschiedenen Armeen waren unterschiedliche Profile vorgeschrieben. Die Situation vor dem Ersten Weltkrieg war dabei folgende:
Armee | Anschlaghöhe | Deckungshöhe | Brustwehr | Sohlenbreite |
---|---|---|---|---|
Kniende Schützen | ||||
Deutsche | 0,9 m | 0,9 m | 0,4 m | 1,3 m |
Österreicher | 0,8 m | 1,0 m | 0,55 m | 1,0 m |
Franzosen | 0,8 m | 0,8 m | 0,5 m | 1,3 m |
Italiener | 0,8 m | 0,8 m | 0,45 m | 1,6 m |
Stehende Schützen | ||||
Deutsche | 1,4 m | 1,4 m | 0,6 m | 1,0 m |
Österreicher | 1,3 m | 1,75 m | 0,55 m | 1,0 m |
Franzosen | 1,1 m | 1,1 m | 0,6 m | 1,2 m |
Italiener | 1,25 m | 1,25 m | 0,7 m | 1,4 m |
Verstärktes Profil | ||||
Deutsche | 1,4 m | 1,8 m | 0,6 m | 0,75 m |
Österreicher | 1,2 m | 1,95 m | 0,6 m | 0,8 m |
Franzosen | 1,3 m | 1,35 m | 0,8 m | 1,0 m |
Italiener | 1,25 m | 1,8 m | 0,7 m | 0,6 m |
Zum Auflegen der Arme beim Schießen wurde die innere Brustwehrböschung abgetreppt. Auf jeden Schützen wurde eine Schrittlänge des Schützengrabens berechnet.
Ziel dieser Gräben ist es, die Truppenverteilungen so vorzunehmen, dass die so sich dem Feind annähernden Soldaten möglichst vor dem Beschuss des Gegners geschützt sind. Gewünscht hierbei ist außerdem, dass die Truppenverschiebungen so vonstattengehen, dass der Gegner sie möglichst nicht bemerkt, bevor das Feuer eröffnet wird. Zu den Gräben gehören auch gestapelte Sandsäcke und ab 1873 auch Stacheldrahtverhaue (Spanischer Reiter). Das Hauptziel einer solchen Annäherung in einem Stellungskrieg an den Feind ist, einen taktischen Vorteil zu erzielen.
Zum Schutz der Zivilbevölkerung wurden als Weiterentwicklung des Schützengrabens Deckungsgräben eingesetzt.
- Aufbau eines Schützengrabens aus einem Handbuch für Infanterieeinheiten von 1914
- Seife für den britischen Schützengraben (Werbung von 1915)
- Von den Briten eingenommener deutscher Laufgraben während der Schlacht an der Somme, Juli 1916
- Schützengräben als Teil der Hindenburglinie im Ersten Weltkrieg
- Deutsche Soldaten in Kampfpause im Schützengraben, Erster Weltkrieg
Arten von Feldbefestigungen
Das Wort Schützengraben wurde zu einem Synonym für alle Arten von Erdbefestigungen.
- Schützenmulde ist die kleinste militärische Erdbefestigung für einen Soldaten.
- Schützenloch ist eine Feldbefestigung für einen Soldaten, der Kampfstand für zwei Soldaten.
- Laufgräben sind innerhalb großer Stellungssysteme als Verbindungsgräben angelegt.
Literatur
- Hein: Das kleine Buch vom deutschen Heere. Lipsius & Tischer, Kiel, Leipzig 1901 (Digitalisat online)
Weblinks
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(c) Bundesarchiv, Bild 104-0832 / CC-BY-SA 3.0

Nach dem Arbeitsdienst
Ein von britischen Soldaten des Cheshire Regiments besetzter deutscher Schützengraben in der Nähe der Albert-Bapaume-Straße bei Ovillers-la-Boisselle, Juli 1916 während der Schlacht an der Somme.
Autor/Urheber: Christoph Rieder, Lizenz: CC0
Ein so genannter Schützengrabenofen - gleichzeitig ein kleiner transportabler Kochherd im Freilichtmuseum Roscheider Hof.
Der Ofen besitzt eine Aschentür, welche gleichzeitig Feuertür ist sowie an der Ofendecke Ofenringe zum Einhängen von Kochtöpfen und gleichzeitig zum Nachlegen von Brenngut. Schützengrabenöfen wurden vor allem im 1. Weltkrieg in den Schützengräben verwendet.
Unser Exemplar ist ein runder, auf 3 Füßen mit Löwenpfotendekor stehender und transportabler Kochherd, der Platz für einen auch großen Kochtopf bot. Statt einer Herdplatte besitzt er ein Loch und ganz viele Ofenringe. An der Frontseite befindet sich eine Tür vor der der Brennkammer. Auf dieser befindet sich die Modellbezeichnung Fonsar 3.
Am Boden der Brennkammer befindet sich ein Rost aus Kupfer. Möglicherweise kam dieser erst später in den Ofen und ermöglichte damit auch Kohlen zu verfeueren. Beutzt man den Ofen ohne eine Aschkasten darunter zu stellen, fällt die Asche auf den Boden, was mit einer gewissen Brandgefahr verbunden war.
Ähnliche Kleinstöfen gab es von der Ludwigshütte bei Biedenkopf (Hessen) um 1890 unter dem Namen "Armeleute-Ofen".Instruction diagram for constructing a reveted fire-trench with bays and traverses
Autor/Urheber: Travelerofinterest, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Schützengraben mit Stacheldraht anliegend zu dem Hartmannswillerkopf schlachtfeld in den Vogesen, Frankreich.
(c) Mil.ru, CC BY 4.0
Окоп, укрепленный кирпичной кладкой на военном полигоне
Diese englische Werbung für "Sunlight Soap" wirbt mit einer Zeichnung eines 1.-Weltkriegs-Schützengrabens, voll mit Sunlight-Seife und dem Spruch: "Der sauberste Kämpfer der Welt ist der Britische Tommy." Von den drei Soldaten in dem Schützengraben sind zwei verwundet, einer schießt nach draußen. Die Anzeige erschien promiment auf Seite 2 der Ausgabe vom 30. Dezember 1915 des englischen Kriegsmagazins "The War Budget".
The caption reads, "The Hindenburg Line at Bullecourt. Three trench lines and communications are here shown, with acres of wire entanglements in the left foreground protecting first-line positions."
The general line of the front line trench passes across the centre of the picture, from left background to right foreground. The camera is facing NNE.
Profilansicht eines Schützengrabens