Schützengraben

Plan der Schützen- und Laufgräben bei der Belagerung von Candia (Scheither 1672)
Schützengräben als Teil der Hindenburglinie im Ersten Weltkrieg
Von den Briten eingenommener deutscher Laufgraben während der Schlacht an der Somme, Juli 1916
Seife für den britischen Schützengraben (Werbung von 1915)

Ein Schützengraben ist eine Form der Feldbefestigung, meist in Form eines winkeligen Grabens, der dem Schützen durch eine vorderseitige und rückwärtige Deckung zur sicheren Schussabgabe im Stehen oder Knien und zum Schutz vor Granaten und deren Splittern dient. Feldbefestigungen wurden bereits von den osmanischen Truppen bei der Belagerung von Candia auf Kreta 1648 und der Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 in großem Stil angewendet und perfektioniert. Viele der verlustreichsten Schlachten in der zweiten Hälfte des Sezessionskrieges und während des Ersten Weltkrieges waren vom Grabenkrieg geprägt (siehe dazu auch Grabenkrieg im Ersten Weltkrieg).

Erster Weltkrieg

(c) Bundesarchiv, Bild 104-0832 / CC-BY-SA 3.0
Deutsche Soldaten in Kampfpause im Schützengraben, Erster Weltkrieg

Um beim Eindringen feindlicher Einheiten oder einem Granattreffer in den Graben mehr Schutz zu gewähren, wurden Schützengräben oft in Zickzack-Form (Splittergraben) gegraben.

In den verschiedenen Armeen waren unterschiedliche Profile vorgeschrieben. Die Situation vor dem Ersten Weltkrieg war dabei folgende:

Profile der Schützengräben
ArmeeAnschlaghöheDeckungshöheBrustwehrSohlenbreite
Kniende Schützen
Deutsche0,9 m0,9 m0,4 m1,3 m
Österreicher0,8 m1,0 m0,55 m1,0 m
Franzosen0,8 m0,8 m0,5 m1,3 m
Italiener0,8 m0,8 m0,45 m1,6 m
Stehende Schützen
Deutsche1,4 m1,4 m0,6 m1,0 m
Österreicher1,3 m1,75 m0,55 m1,0 m
Franzosen1,1 m1,1 m0,6 m1,2 m
Italiener1,25 m1,25 m0,7 m1,4 m
Verstärktes Profil
Deutsche1,4 m1,8 m0,6 m0,75 m
Österreicher1,2 m1,95 m0,6 m0,8 m
Franzosen1,3 m1,35 m0,8 m1,0 m
Italiener1,25 m1,8 m0,7 m0,6 m

Zum Auflegen der Arme beim Schießen wurde die innere Brustwehrböschung abgetreppt. Auf jeden Schützen wurde eine Schrittlänge des Schützengrabens berechnet.

Ziel dieser Gräben ist es, die Truppenverteilungen so vorzunehmen, dass die so sich dem Feind annähernden Soldaten möglichst vor dem Beschuss des Gegners geschützt sind. Gewünscht hierbei ist außerdem, dass die Truppenverschiebungen so vonstattengehen, dass der Gegner sie möglichst nicht bemerkt, bevor das Feuer eröffnet wird. Zu den Gräben gehören auch gestapelte Sandsäcke und ab 1873 auch Stacheldrahtverhaue (Spanischer Reiter). Das Hauptziel einer solchen Annäherung in einem Stellungskrieg an den Feind ist, einen taktischen Vorteil zu erzielen.

Zum Schutz der Zivilbevölkerung wurden als Weiterentwicklung des Schützengrabens Deckungsgräben eingesetzt.

Arten von Feldbefestigungen

(c) Mil.ru, CC BY 4.0
Ein mit Mauerwerk verstärkter Graben auf einem Truppenübungsplatz

Das Wort Schützengraben wurde zu einem Synonym für alle Arten von Erdbefestigungen.

  • Schützenmulde ist die kleinste militärische Erdbefestigung für einen Soldaten.
  • Schützenloch ist eine Feldbefestigung für einen Soldaten, der Kampfstand für zwei Soldaten.
  • Laufgräben sind innerhalb großer Stellungssysteme als Verbindungsgräben angelegt.

Literatur

  • Hein: Das kleine Buch vom deutschen Heere. Lipsius & Tischer, Kiel, Leipzig 1901 (Digitalisat online)
Schützengraben am Hartmannswillerkopf, ein Teil der Westfront während des Ersten Weltkrieges

Weblinks

Commons: Schützengraben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Bundesarchiv Bild 104-0832, Soldaten in Kampfpause in Schützengraben.jpg
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
I. Weltkrieg 1914-1918
Nach dem Arbeitsdienst
Siege of Candia Scheither 1672.jpg
Illustrationen zur Belagerung von Candia, die Kartenausschnitte zeigen die Bastionen Panigra und Sant'Andrea der Festung:
  • No. 22, oben links: Osmanische Geschützstellungen und Laufgräben vor den Bastionen
  • No. 23, oben rechts: Karte der von den Verteidigern angelegen Gegen-Minen
  • No. 23, unten links: Minenkrieg, im unteren rechten Teil ist eine Pulverladung dargestellt, die die gesamte Mine sprengen wird
  • No 21, unten rechts: Plan der beiden Bastionen
Cheshire Regiment trench Somme 1916.jpg
Ein von britischen Soldaten des Cheshire Regiments besetzter deutscher Schützengraben in der Nähe der Albert-Bapaume-Straße bei Ovillers-la-Boisselle, Juli 1916 während der Schlacht an der Somme.
Hartmannswillerkopf Schützengraben.jpg
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Schützengraben mit Stacheldraht anliegend zu dem Hartmannswillerkopf schlachtfeld in den Vogesen, Frankreich.
Окоп, укрепленный кирпичной кладкой на военном полигоне.png
(c) Mil.ru, CC BY 4.0
Окоп, укрепленный кирпичной кладкой на военном полигоне
Sunlight Soap WW 1 Ad.jpg
Diese englische Werbung für "Sunlight Soap" wirbt mit einer Zeichnung eines 1.-Weltkriegs-Schützengrabens, voll mit Sunlight-Seife und dem Spruch: "Der sauberste Kämpfer der Welt ist der Britische Tommy." Von den drei Soldaten in dem Schützengraben sind zwei verwundet, einer schießt nach draußen. Die Anzeige erschien promiment auf Seite 2 der Ausgabe vom 30. Dezember 1915 des englischen Kriegsmagazins "The War Budget".
Hindenburg line Bullecourt.jpg

The caption reads, "The Hindenburg Line at Bullecourt. Three trench lines and communications are here shown, with acres of wire entanglements in the left foreground protecting first-line positions."


The general line of the front line trench passes across the centre of the picture, from left background to right foreground. The camera is facing NNE.