Schüsselbuden

Straßenschild am Marienwerkhaus
Der Schüsselbuden (2010); Blick vom Kohlmarkt
Der Schüsselbuden (1900); Blick in Richtung Holstenstraße
Der Schüsselbuden, rot markiert auf einem Stadtplan von 1910

Der Schüsselbuden ist eine Straße der Lübecker Altstadt.

Lage

Der etwa 230 Meter lange Schüsselbuden befindet sich im westlichen Zentralbereich der Altstadtinsel (Marien Quartier) und verläuft in Nord-Süd-Richtung. Er beginnt in Verlängerung der Straße Fünfhausen an der Kreuzung mit der Mengstraße; im weiteren Verlauf münden von Westen her nacheinander Alfstraße, Fischstraße und Braunstraße ein. Gegenüber der Braunstraße führt der Weite Krambuden zum Markt. Der Schüsselbuden endet beim Zusammentreffen mit der Holstenstraße und dem Kohlmarkt; auf der Südseite der Kreuzung bildet die Schmiedestraße die Fortführung des Schüsselbudens.

Geschichte

Der Schüsselbuden wird 1350 erstmals als Prope Schottelboden (Unweit der Schüsselbuden) urkundlich erwähnt, wobei sich die Bezeichnung bis in die Neuzeit nur auf den Abschnitt zwischen Holstenstraße und Braunstraße bezog; der verbleibende Teil bis zur Mengstraße trug lange keinen Eigennamen, so dass die dort gelegenen Häuser mit einer Vielzahl von Hilfsbezeichnungen belegt wurden.

Der niederdeutsche Name Schottelboden ist abgeleitet von den Verkaufsbuden für Schüsseln und ähnliche Erzeugnisse, welche die östliche Seite der Straße säumten.

1368 ist die Bezeichnung Platea dicta Schottelboden (Straße, genannt Schüsselbuden) urkundlich belegt, 1436 In Schottelboden. Der heutige Name ist seit 1852 amtlich festgelegt.

Die aus mehreren Jahrhunderten stammende reichhaltige historische Bebauung wurde beim Luftangriff auf Lübeck am 29. März 1942 nahezu vollständig vernichtet, darunter auch der nicht wieder errichtete Gebäuderiegel, der ursprünglich den Schüsselbuden vom Westportal der Marienkirche trennte. Das Bild der beim Wiederaufbau in den fünfziger Jahren deutlich verbreiterten und begradigten Straße wird heute größtenteils geprägt von Zweckbauten der 50er und 60er Jahre, so dass weder Erscheinungsbild noch Raumeindruck mit dem historisch gewachsenen Charakter übereinstimmen.

Bauwerke

Bedingt durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs sind kaum ältere Bauten im Schüsselbuden erhalten geblieben. Ausnahmen hiervon sind:

Für das Postgebäude wurde der Schütting, das Amtshaus der Krämerkompagnie aus dem Jahr 1587 (Schüsselbuden 24), abgebrochen; sein Renaissanceportal von Robert Coppens wurde in die Braunstraße 1/3 umgesetzt und in das 1905–1909 errichtete neugotische Paketpostgebäude als Nebeneingang an der Ecke zur Braunstraße übernommen.

Von dem 1942 zerstörten Eckhaus Schüsselbuden 2/Mengstraße blieb der gotische Gewölbekeller erhalten sowie an der vorderen südlichen Seitenwand des Erdgeschosses eine großformatige mittelalterliche Wandmalerei, die auf 1331–1338 datiert wird und die Anbetung der Heiligen Drei Könige zeigt. Diese wurde in den Neubau des Hauses 1958 integriert und ist heute im dortigen Ladengeschäft sichtbar.[1]

Bilder

Literatur

  • W. Brehmer: Die Straßennamen in der Stadt Lübeck und deren Vorstädten. H. G. Rathgens, Lübeck 1889.
  • Max Hoffmann: Die Straßen der Stadt Lübeck. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde. Jg. 11, 1909, ISSN 0083-5609, S. 215–292 (Auch Sonderabdruck: 1909).
  • Klaus J. Groth: Weltkulturerbe Lübeck – Denkmalgeschützte Häuser. Über 1000 Porträts der Bauten unter Denkmalschutz in der Altstadt. Nach Straßen alphabetisch gegliedert. Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 1999, ISBN 3-7950-1231-7.

Weblinks

Commons: Schüsselbuden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Heiligen Drei Könige hinter Glas, in: Bürgernachrichten der BIRL, Nr. 109, Frühjahr 2012, S. 16 (Digitalisat (Memento des Originals vom 15. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.xn--lbeck13-n2a.de), siehe auch Beschreibung (Memento des Originals vom 17. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wandmalerei-luebeck.de auf Lübecker Wandmalerei

Koordinaten: 53° 52′ 2,5″ N, 10° 41′ 2,5″ O

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Das Werkhaus der St. Marienkirche zu Lübeck. (Niedergelegt im April 1903)
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Haus der Krämerkompanie um 1900

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Aus dem Pool gemeinfreier historischer Kartenwerke der Universität von Texas

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Die Lage des Schüsselbuden in Lübeck, dargestellt auf einem Stadtplan von 1910

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Das Kirchhaus der St. Marienkirche von Westen gesehen
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Das Portal vom abgebrochenem Hause der Krämerkompagnie am Lübecker Postneubau (erschaffen von Robert Coppens)

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Das Geschäftshaus der Firma H. H. Kahl & Sohn bis 1882

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Der Schüsselbuden in der Lübecker Altstadt

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Schüsselbuden mit Café „Central“ und Kolonialwarenhandlung Wilhelm Kalm, um 1906. Der Schüsselbuden wurde bereits1350 nach den hier gelegenen Verkaufsbuden so benannt. Die Häuser rechts wurden im Krieg zerstört. Im Café liess sich Professor Rath oft sehen.

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Schüsselbuden 2-8 (von rechts) anno 1910. Die im 18. Jh. überformten einstigen Handelshäuser gegenüber der Marienkirche stellten den eigentlichen Marktrand dar. Erhalten ist nur der gothische Keller von Nr. 2

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Street sign in Lübeck
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Die Kapelle Maria am Stegel in Lübeck