Schöntaler Burg

Schöntaler Burg
Alternativname(n)Burg Oberschöntal
StaatDeutschland
OrtBacknang-Oberschöntal
BurgentypSpornburg
ErhaltungszustandBurgstall
Ständische StellungNiederer Adel
Geographische Lage48° 56′ N, 9° 24′ O
Höhenlage280 m ü. NHN
Schöntaler Burg (Baden-Württemberg)
Schöntaler Burg (Baden-Württemberg)

Als Schöntaler Burg wird eine abgegangene Höhenburg südwestlich des Weilers Oberschöntal der Stadt Backnang im baden-württembergischen Rems-Murr-Kreis bezeichnet. Über die Geschichte der ehemaligen Befestigung, von der nur geringe Reste erhalten sind, ist heute so gut wie nichts mehr bekannt.

Lage

Die ehemalige Burg stand rechts über dem Fluss in der zentralen Stadtteilgemarkung Backnangs auf dem felsigen und bewaldeten Mündungssporn des in die Murr einfließenden Klöpferbachs auf etwa 280 m ü. NHN.[1] Der Bachzufluss liegt weniger als 150 Meter entfernt und rund 75 Höhenmeter tiefer. Die Burgstelle liegt etwa an der Schichtgrenze zwischen einem Zwickel Lettenkeuper (Erfurt-Formation) auf der Hochfläche und dem Oberen Muschelkalk an den Abhängen zu den Tälern.[2] Flurnamen der näheren Umgebung lauten Burgholz, Bürgle und Schlößlesrain.[3][4]

Name

Der ursprüngliche Name der Burg ist nicht mehr bekannt. Im Volksmund wird die Anlage Schöntaler Burg[5] oder Burg Oberschöntal genannt.[3]

Beschreibung

Noch heute ist im Waldboden ein aufgeschütteter Wall und ein tiefer Halsgraben erkennbar. Die Burgstelle liegt im Wäldchen Burgholz und blieb so als Bodendenkmal weitgehend erhalten.[3] Allerdings wurden immer wieder Gartenabfälle und sogar Bauschutt illegal in dem Halsgraben entsorgt. Durch einen Waldweg kann die Kernburg erreicht werden. Sie stand auf felsigem Untergrund. Hier weisen Wölbungen auf im Boden versteckte Mauerreste hin.[6] Auch oberirdisch liegen Steine auf dem Waldboden verstreut. Es gibt Berichte von einem runden Schacht, der früher noch sichtbar gewesen sei, vielleicht die Reste eines Brunnens. Etwa einen Kilometer weiter östlich kommt oberhalb der Sportplätze der TSG Backnang der Flurname Bürgle vor.[4] Dort sind keinerlei Reste sichtbar, allerdings könnte hier eine kleine Warte gestanden sein, die in Verbindung mit der Schöntaler Burg stand.[6]

Geschichte

Über die Geschichte der Schöntaler Burg ist – wie bei den meisten Befestigungen im Rems-Murr-Kreis – so gut wie nichts bekannt. Möglicherweise ist sie früh abgegangen. Vielleicht stand sie in Verbindung mit Erbstetten, jedoch ist dort kein Adelsgeschlecht überliefert. Daher kommen wohl nur das Adelsgeschlecht derer von Maubach in Frage, da die Burgstelle nur etwa 2,5 Kilometer von Maubach entfernt ist. Die Herren von Maubach besaßen vermutlich eine Turmhügelburg in Maubach und könnten nach Aufgabe der Motte nach Oberschöntal gezogen sein. Der Weiler könnte einst ein zu der Burg gehörender Wirtschaftshof gewesen sein.[5] Die Herren von Maubach waren mutmaßlich mit den Herren von Weissach und Reichenberg verwandt und besaßen einige Güter in der Region. 1370 wird ein Ulrich von Maubach erwähnt, der Besitztümer an das Stift Backnang veräußerte. 1373 verkaufte seine Witwe Bete Zainerin von Nippenburg ihre Besitztümer an das Stift. 1380 wird eine Tochter Agnes erwähnt, die offenbar ihr väterliches Erbe an das Stift veräußerte.[6] Danach wird das Geschlecht nicht mehr erwähnt. Die Maubacher starben also im Mannesstamm aus und somit dürfte die Burg verfallen sein. Bemerkenswert ist noch eine 1480 erwähnte Verena von Schöntal, die in einer Liste des Backnanger Stifts auftaucht. Allerdings ist es sehr fraglich ob diese Adlige etwas mit der Burg zu tun hatte.[6]

Sage

Ältere Einwohner von Oberschöntal kennen noch die Sage, dass die Burg von französischen Truppen unter dem berüchtigten General Ezéchiel de Mélac zerstört worden sei. Tatsächlich wurde jedoch die Stadt Backnang im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekriegs am 23. Juli 1693 von französischen Truppen eingenommen und weitgehend zerstört.[7] Um Mélac entstanden in der Folgezeit immer wieder Sagen und Legenden: So wird in Esslingen ein Turm und in Schorndorf eine frühmittelalterliche Motte mit Mélac in Verbindung gebracht, der aber nichts mit diesen zu tun hatte.[8]

Einzelnachweise

  1. Höhe nach dem Höhenlinienbild auf dem Hintergrundlayer Topographische Karte.
  2. Geologie nach den Layern zu Geologische Karte 1:50.000 auf: Mapserver des Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) (Hinweise)
  3. a b c Verschwundene Burg Oberschöntal (Neuschöntal) in Backnang. Abgerufen am 26. Februar 2023.
  4. a b Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Backnang (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 53). H. Lindemann, Stuttgart 1871, S. 123 (Volltext [Wikisource]).
  5. a b Schöntaler Scheuer, Die Schöntale gestern. Abgerufen am 26. Februar 2023.
  6. a b c d Gerhard Fritz, Gotthard Reinhold: Die Burgen im Rems-Murr-Kreis. Hrsg.: Gerhard Fritz, Roland Schurig. 1. Auflage. Verlag Manfred Hennecke, Remshalden-Buoch 1994, ISBN 3-927981-42-7, S. 71–72.
  7. Waldemar Lutz, Erich Scheible (Hrsg.): Kennzeichen WN, Heimatkunde für den Rems-Murr-Kreis. Verlag Waldemar Lutz und Ernst Klett Schulbuchverlag GmbH, Stuttgart 1990, ISBN 3-12-258290-2, S. 167.
  8. Wolfgang Morlok: Die Burgen im Rems-Murr-Kreis. Hrsg.: Gerhard Fritz, Roland Schurig. 1. Auflage. Verlag Manfred Hennecke, Remshalden-Buoch 1994, ISBN 3-927981-42-7, S. 102.

Literatur

  • Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Backnang (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 53). H. Lindemann, Stuttgart 1871, S. 123 (Volltext [Wikisource]).
  • Gerhard Fritz, Roland Schurig (Hrsg.): Die Burgen im Rems-Murr-Kreis. 1 Auflage. Verlag Manfred Hennecke, Remshalden-Buoch 1994, ISBN 3-927981-42-7, S. 72.

Weblinks

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