Schönhengstgau
Der Schönhengstgau (tschechisch Hřebečsko) ist eine historische Region in Böhmen und Mähren, die aber weder landschaftlich noch politisch eine Einheit bildete. Er war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die größte deutsche Sprachinsel der Tschechoslowakei.
Geographie
Der Schönhengstgau ist nach dem langgestreckten Schönhengster Rücken (Hřebečovský hřbet) in der Böhmisch-Mährischen Höhe benannt. Er erstreckte sich beiderseits der böhmisch-mährischen Grenze; im Norden war er von der überwiegend deutschsprachigen Grafschaft Glatz durch einen schmalen, von Tschechen besiedelten Streifen abgetrennt. Die größten Städte sind Svitavy (deutsch Zwittau), Moravská Třebová (deutsch Mährisch Trübau) und Lanškroun (deutsch Landskron).
Geschichte
Die Besiedlung wurde im Rahmen der deutschen Ostsiedlung um 1250 im bis dahin kaum bewohnten Land angelegt. Den gegründeten Städten wurde dabei jeweils eine Anzahl von Waldhufendörfern zugeordnet, so dass sich das Gebiet als deutsche Sprachinsel bis 1945 behaupten konnte.[1]
Die Region kam 1938 durch das Münchner Abkommen im Rahmen des Sudetenlandes an Deutschland. 1945 und 1946 wurde die deutsche Bevölkerung größtenteils vertrieben.
Ein berühmter Schönhengstgauer ist Oskar Schindler aus Zwittau, der hunderte Juden vor dem sicheren Tod im KZ bewahrte. Sein Leben wurde im Film Schindlers Liste thematisiert.
Wappen
Es gibt kein offizielles Wappen für die Region Schönhengstgau. Um das Jahr 1940 entwarf Adolf Jenisch ein Wappen, das im Schild in Silber oben ein wachsendes schwarzes Pferd und unten eine schwarze Mauer mit Zinnen zeigt. Dieses Wappen schmückte schon früh die „Schönhengster Heimatzeitung“ und wird von den meisten Schönhengster Landsleuten als offizielles Wappen der Region Schönhengstgau wahrgenommen. In vielen Quellen findet sich dieses Wappen mit anderer Tingierung (goldener Schild, mit roter Mauer und schwarzem Pferd). Vermutlich lehnt sich diese spätere Tingierung an das Wappen von Landskron an (was aber zurzeit nicht endgültig belegt ist).
Patenstadt
Die Patenstadt für die Region Schönhengstgau ist Göppingen.
Das Heimatlied der Schönhengstgauer
(Schönhengster Gaulied)
Zwischen March und Adler breitet
sich ein reich begnadet Land,
Das den Wandrer, der’s durchschreitet,
Wie ein süßer Zauber bannt.
Segen ruht in jedem Tale,
Friedlich grünt’s auf Berg und Au.
Sei gegrüßt viel tausend Male,
Trauter deutscher Schönhengstgau!
Unsre holde Muttersprache,
Unsrer Ahnen biedre Art
Werden unter jedem Dache
Wie ein köstlich Gut gewahrt.
Mannesmut und Frauenwürde
Trägt das Volk dort stolz zur Schau.
Bleib des Erdengartens Zierde,
Trauter deutscher Schönhengstgau!
Und die Mädchen wie die Knaben
Uns’rer Zukunft Trost und Hort,
Sollen tief ins Herz sich graben
Ihrer Väter Losungswort:
Strahlt das Glück in goldnem Schimmer,
Kommen Tage trüb und grau,
Treu verbunden, dein für immer,
Trauter deutscher Schönhengstgau!
Text: Ottokar Kernstock, Melodie: Rudolf Kunerth
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Prinz (Hrsg.): Böhmen und Mähren (= Deutsche Geschichte im Osten Europas). Siedler, 1993, S. 176.
- Der Schönhengstgau
- Böhmisch-Mährisches Grenzgebiet
- Region Mährisch Trübau und Gewitsch
- Schönhengstgau im GenWiki
- Bemerkungen zur geschichtlichen Entwicklung des Schönhengstgau, Beitrag von 2006 auf der Seite von Bruntál.net (tschechisch)
- Die Vertreibung der Deutschen aus dem Schönhengstgau, Beitrag von 2006 auf der Seite von Bruntál.net (tschechisch)
Auf dieser Seite verwendete Medien
Inoffizielles Wappen der Region Schönhengstgau (siehe z. B. Schönhengster Heimatbund e.V., Forum für den Schönhengstgau et all)
Gebiete mit überwiegend deutscher (rot und blau), tschechischer und slowakischer (grün) Sprache in Östereich-Ungarn und Preußen im 19. Jhd. blau: Schönhengstgau, Hřebečsko