Schönfärberei

Schönfärberei bedeutet, rednerisch oder textlich eine schlechte Sache besser dastehen zu lassen. Ein Schönfärber versucht sie demnach in günstigem und nicht der Wahrheit entsprechendem Licht darzustellen.[1]

Berufsstand der Schönfärber

Der Begriff entstammt der mittelalterlichen Berufssprache der Färber. Besondere Berufsgruppen waren die Schwarzfärber, die es verstanden, ein tiefes Schwarz zu erreichen. Die Schönfärber waren es, die es verstanden und denen es zustand, die schönen roten Töne der Färbung wertvoller Stoffe auszuführen. So gab es gesonderte Innungen der Schwarz- und Schönfärber,[2] die sich von den „unsauber“ und einfach arbeitenden Färbern abgrenzten. Auch weitere schwierige Farbtöne gehörten zur Ausführung der zünftigen Schönfärberei.[3] Zudem gelang es den Schönfärbern, weniger wertvollen Stoffen eine schönere Färbung und den Eindruck einer besseren Qualität vorzutäuschen.[4] Mitunter gehörten die Waidfärber zu den Innungen der Schönfärber. Die Waid- oder Blaufärber hatten Kenntnis, aus der Küpe des Färberwaids das Blaufärben der Stoffe auszuführen.[5]

Übertragene Bedeutung

In der Neuzeit ist der Begriff auf das beschönigende Überformen von ungünstigen Themen übertragen worden. Eine beschönigende, schönfärberische Darstellung[6] ist nicht auf einen bestimmten Sprachgebrauch oder auf einen einzelnen Themenkreis beschränkt, sondern findet sich überall in Schrift und Sprache. Eine Form der Schönfärberei sind euphemistische Ausdrücke, die z. B. im öffentlichen Bereich in der Politik und in der Wirtschaft angewendet werden. Im Alltag werden dadurch Tabuthemen umgangen. Ein anderes Anwendungsgebiet von Schönfärberei sind umschreibende Darstellungen in der Werbung und im Verkaufsgespräch, wenn unerwünschte Wirkungen durch geschicktes Ausformulieren zu einer positiven Meinung überführt werden. Eine aktuelle Schönfärberei tritt in Form der Bigotterie oder Scheinheiligkeit auf.

Grünfärberei

Eine gesonderte und neue Form der Schönfärberei im übertragenen Sinne ist die Grünfärberei, eine Wortbildung im Deutschen nach dem englischen Begriff Greenwashing. Solche Ausarbeitungen zielen darauf ab, einem Unternehmen ein besonders umweltfreundliches Image zu verleihen. Dies wird insbesondere betrieben, wenn sich das Unternehmen keineswegs umweltfreundlich verhält.[7] Vorwiegend wird auch das Wort nachhaltig missbraucht.[8][9]

„Die Werbemasche der Umweltsünder
Bewusste Irreführung der Öffentlichkeit, die Gewinnmaximierung bei gleichzeitiger Umweltzerstörung erlaubt. Das simple Verfahren eignet sich für Firmen wie Politiker gleichermaßen.“

Siehe auch

  • Augenwischerei

Einzelnachweise

  1. Knaur: Das deutsche Wörterbuch. Lexigraphisches Institut München 1985, Seite 858.
  2. J. G. Krünitz u. a.: Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirtschaft, in alphabetischer Ordnung. Band 12.
  3. Duden 7, Mannheim 1963, Seite 156.
  4. Innungsbuch der Schwarz- und Schönfärber-Innung in Weida und Zeitz. Deutsche Handschrift auf Papier. Weida/Zeitz 1693–1870.
  5. J. H. L. Bergius: Neues Policey- und Cameral-Magazin nach alphabetischer Ordnung.
  6. Duden: Schönfärberei.
  7. MonstERWelle.
  8. Mit Vollgas ins Treibhaus.
  9. Schluss mit der Grünfärberei. (Memento des Originals vom 1. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vebu.de
  10. Grünfärberei. (Memento des Originals vom 5. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.greenpeace-magazin.de