Saugfüßer
Saugfüßer | ||||||||||||
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Octoglena bivirgatum | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Polyzoniida | ||||||||||||
Cook, 1895 |
Die Saugfüßer (Polyzoniida), auch Bohrfüßer genannt, sind eine Ordnung der zu den Tausendfüßern gehörenden Doppelfüßer. Sie sind auf allen Kontinenten außer der Antarktis verbreitet. Es handelt sich mit etwa 120 Arten um eine artenärmere Ordnung der Doppelfüßer, in Mitteleuropa kommt nur eine Art vor, Polyzonium germanicum. 2021 wurde mit Eumillipes persephone zum ersten Mal eine Tausendfüßer-Art mit über 1000 Beinen gefunden, die der Ordnung Polyzoniida zugeordnet wird. Die Art wies 330 Segmente und 1306 Beine auf und wurde in der Goldfields-Esperance-Region in Australien entdeckt, wo die Art unterirdisch lebt.
Merkmale und Lebensweise
Bei den Saugfüßern handelt es sich meist um kleine Doppelfüßer, die weniger als 10 mm Körperlänge messen. Sie können jedoch eine Körperlänge von bis zu 30 mm erreichen, die Art E. persephone sogar eine von 96 mm. Der Körper besteht aus über 30 Körperringen. Die halbzylindrisch gebauten Tiere weisen eine flache Bauchseite und eine gewölbte Rückenseite auf, die Körperringe sind im Querschnitt also wie ein Kreissektor geformt. Vor den Gonopoden der Männchen sitzen bei dieser Ordnung 8 Beinpaare, ein Merkmal, das typisch für die Colobognatha ist. Diese Gonopoden am 7. und 8. Körperring (zweites Beinpaar des 7. Körperrings und erstes Beinpaar des 8. Körperrings) ähneln den Laufbeinen noch sehr stark. Die Köpfe der Saugfüßer sind winzig und rüsselartig, die Mundwerkzeuge spezialisiert und stark verändert: anstelle von typisch kauend-beißenden Mundwerkzeuge weisen sie kaum noch auffindbare nadelscharfe Stech- und Saugeinrichtungen auf. Die Nahrung besteht dementsprechend vermutlich aus Algenrasen, Pilzhyphen und bakteriell veränderten Substanzen. Aufgrund der Nahrungsaufnahme durch das Aufsaugen der Nahrung lautet einer der beiden deutschen Trivialnamen Saugfüßer. An den Köpfen finden sich Ommatidien, jedoch nicht viele. Manche Saugfüßer können sich zu lockeren Kugeln oder Spiralen zusammenrollen, jedoch keine geschlossenen Kugeln bilden wie die Saftkugler.
Im Zusammenhang mit der extremen Verkleinerung des Kopfes steht auch die Art der Fortbewegung, die durch die Lebensform des Bohr-Typs beschrieben wird. Da die Ordnung weder stabile Rumpfringe noch einen massiven Halsschild aufweisen, muss das Prinzip der Grabtätigkeit ein anderes sein als beim Ramm-Typ der Schnurfüßer. Die Kombination des mit kurzen aber stabilen Fühlern versehenen, kleinen Kopfes und dem sich nach vorne verjüngenden muskulösen Körper aus elastisch beweglichen Rumpfringen versetzt die Saugfüßer in die Lage, sich nach Art der Regenwürmer durch den Boden zu bohren. Dabei stoßen sie mit dem spitzen Vorderende in eine Bodenspalte, verankern sich dort durch Erweiterung des Vorderendes und ziehen dann die folgenden Körperringe nach, die sich teleskopartig in die vorderen Rumpfringe hineinschieben. Diese werden elastisch gedehnt und verbreitern dabei die Bodenspalte. Für diese Form des bohrenden Grabens ist eine möglichst wurmartige Körpergestalt von Vorteil. Aufgrund der beschriebenen Lebensweise und der entsprechenden Anpassungen wurde von Wolfram Dunger für die Polyzoniida der deutsche Name „Bohrfüßer“ vorgeschlagen. Der Körper verlängert sich deshalb lebenslang mit jeder Häutung auch über die Geschlechtsreife hinaus und erreicht bei Polyzonium germanicum bis zu 55 Körperringe.[1]
Im Körperbau ähneln die Polyzoniida der Ordnung Siphonophorida. Die Polyzoniida weisen jedoch weniger Körperringe auf, besitzen Augen und kleinere Köpfe. Anhand dieser Merkmale ist eine Unterscheidung möglich.
Verbreitung
Die Ordnung der Saugfüßer ist weit verbreitet in der Welt, weist aber auch große Verbreitungslücken auf. Bekannte Vorkommen gibt es in Nordamerika, vom südlichen Kanada bis Mexiko, vor allem im östlichen Teil der Vereinigten Staaten und entlang der Westküste. Auch in Mittelamerika und der Karibik ist die Ordnung weit verbreitet. Aus Südamerika sind vor allem im Norden und Süden Vorkommen bekannt sowie auf den Galapagos-Inseln. Auch in Europa ist die Ordnung weit verbreitet, das Verbreitungsgebiet zieht sich von hier bis nach Sibirien und Ostrussland. In Afrika ist die Ordnung vor allem aus Südafrika und Madagaskar bekannt, auch in Westafrika kommt sie vor. In Asien gibt es vereinzelte Vorkommen in Japan, Nepal, Taiwan und Südostasien. Weit verbreitet ist die Ordnung dagegen wieder in Australien, Papua-Neuguinea, Neuseeland, Neukaledonien und auf den Fidschi-Inseln.[2][3] Eine weitere Verbreitung der Ordnung, vor allem in humiden tropischen und subtropischen Teilen Südamerikas, Afrikas und Asiens, ist anzunehmen.
Die Familie Hirudisomatidae lebt in Nordamerika von Kanada bis Mexiko, in Südeuropa, Westasien (Türkei und Kaukasus), Teilen des Himalayas, wie z. B. Nepal und Japan.
Die Familie Polyzoniidae ist holarktisch verbreitet, sie ist bekannt aus Nordamerika (Kanada und Vereinigte Staaten), Europa und Sibirien bis Ostrussland.
Die Familie Siphonotidae ist weiter südlich verbreitet. Genauer lebt sie von Brasilien bis Chile, in Südafrika, Südostasien (u. a. Indonesien) und Neuseeland. Eine Art, Rhinotus purpureus wurde auf zahlreichen Inseln in der Karibik, im Pazifischen Ozean und Indischen Ozean eingeschleppt.[3]
Fortpflanzung
Bei der Fortpflanzung kommt es zunächst zu einer Paarbildung, bei der die Spermaübertragung mit Hilfe der Kopulationsfüße (Gonopoden) der Männchen stattfindet. Nach der Paarung legt das Weibchen von Polyzonium germanicum eine Brutkammer an, in der es sich schützend um sein Eigelege legt. Dort verweilt es nicht nur bis zum Schlupf der Jungtiere, sondern imprägniert das Gelege außerdem mit seinem milchig klebrigen Wehrsaft, der vermutlich zugleich vor Feinden und Verpilzung schützt. Dies stellt eine seltene Art der Brutpflege bei Doppelfüßern dar.[1]
Äußere Systematik
Die Ordnung der Saugfüßer gehört innerhalb der Doppelfüßer zur Teilklasse Colobognatha, die zur Infraklasse Helminthomorpha gehört, die wiederum in die Unterklasse Chilognatha eingeordnet wird. Das folgende Kladogramm gibt eine Übersicht über die äußere Systematik innerhalb der Doppelfüßer:[4]
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Innere Systematik
Zur Ordnung Polyzoniida gehören 3 Familien, 25 Gattungen und etwa 120 Arten. Vermutlich existieren noch zahlreiche unbeschriebene Arten, so dass die Artenzahl weitaus höher liegt. In Mitteleuropa kommt davon nur eine Art vor, Polyzonium germanicum. Die folgende Übersicht zeigt die Systematik der Saugfüßer:[4]
- HirudisomatidaeSilvestri, 1896
- Hirudisomatinae
- Hirudisoma 14 Arten
- Kiusiozoniinae
- Kiusiozonium 2 Arten
- Octoglena 5 Arten
- Orsiboe 2 Arten
- Hirudosomatidae incertae sedis
- Mexiconium 1 Art
- Nepalozonium 1 Art
- Hirudisomatinae
- PolyzoniidaeNewport, 1844
- Buzoniinae
- Bdellozoniini
- Bdellozonium 2 Arten
- Stenozonium 3 Arten
- Buzoniini
- Buzonium 1 Art
- Bdellozoniini
- Polyzoniinae
- Petaserpetini
- Petaserpes 6 Arten
- Polyzoniini
- Angarozonium 6 Arten
- Polyzonium 3 Arten
- Petaserpetini
- Buzoniinae
- SiphonotidaeCook, 1895 GBIF-Datenbank
- Cylichnogastrinae
- Cylichnogaster 2 Arten
- Siphonotinae
- Rhinotini
- Rhinotus 21 Arten
- Eumillipes 1 Art
- Siphonoconus 2 Arten
- Siphonotini
- Burinia 8 Arten
- Dawyoffia 1 Art
- Rhynchomecogaster 2 Arten
- Siphonotus 31 Arten
- Rhinotini
- Siphonotidae incertae sedis
- Bdellotus 1 Art
- Metriozonium 1 Art
- Siphonethus 2 Arten
- Siphonothinus 1 Art
- Upsima 1 Art
- Cylichnogastrinae
In Südeuropa und Osteuropa kommen einige weitere Arten vor, z. B. Hirudisoma carniolense von der Adriaküste von Slowenien bis Montenegro, Hirudisoma equiseti aus Nordostitalien, Hirudisoma pallidum aus Mittelitalien, Hirudisoma trivittatum aus Nordwestitalien, Polyzonium eburneum aus Nordostitalien, Slowenien und der Slowakei (eventuell auch Tirol und Südpolen), Polyzonium transsilvanicum aus Rumänien und der Ukraine.[5]
Literatur
- Harald Hauser, Karin Voigtländer: Doppelfüßer (Diplopoda) Deutschlands. 1. Auflage. DJN – Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung, Göttingen 2019, ISBN 978-3-923376-26-X.
Weblinks
- Polyzoniida. In: Lucid Key Server. Abgerufen am 9. September 2021.
- Bohrfüßer. In: Bodentier⁴ – Senckenberg, World of Biodiversity. Abgerufen am 9. September 2021.
Einzelnachweise
- ↑ a b Harald Hauser, Karin Voigtländer: Doppelfüßer (Diplopoda) Deutschlands. 1. Auflage. DJN – Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung, Göttingen 2019, ISBN 978-3-923376-26-X.
- ↑ Polyzoniida in GBIF Secretariat (2021). GBIF Backbone Taxonomy. Checklist dataset doi:10.15468/39omei abgerufen via GBIF.org am 9. September 2021.
- ↑ a b Geographic distribution of Millipede Families (PDF). Milli-PEET: Biogeography of Millipede Families, Identification Table 3. The Field Museum, Chicago. Abgerufen am 9. September 2021
- ↑ a b Polyzoniida auf millibase.org – A global species catalog of the myriapod class Diplopoda, abgerufen am 9. September 2021.
- ↑ Richard Desmond Kime & Henrik Enghoff: Atlas of European millipedes (Class Diplopoda) Volume 1. 2011, Fauna Europaea Evertebrata No 3.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Marshal Hedin from San Diego, Lizenz: CC BY 2.0
Found under decomposing log on N-facing slope, in coniferous forest.
I'm not 100% confident with this species determination - these specimens were found several counties south of the type locality in Placer county.Siphonethus sp.
Autor/Urheber: Marshal Hedin, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Octoglena bivirgata in Santa Cruz County, California
Bdellozonium cerviculatum, male, ventral and dorsal views.
Autor/Urheber: Sam McNally, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Octoglena bivirgata (Diplopoda, order Polyzoniida), a millipede seen March 16, 2013 in Santa Cruz county, CA, USA
Siphonotus africanus (Diplopoda, Polyzoniida: Polyzoniidae), from Sierra Leone, Africa. Color of living animals pinkish, pale to dull reddish pink. Length of mature individuals of to 15 mm, width .75 mm. Segments of adults 39-55.
Explanation of Plate
Fig. 1. Head and first nine segments, ventral view, to show arrangement of legs.
Fig. 2. Head and first three segments, ventral view, the legs removed to show pedigerous laminae, spiracles, etc.
Fig. 3. Head and five segments, dorsal view.
Fig. 4. Segments 4-6, lateral view, to show the peculiarly enlarged pore of the fifth segment.
Fig. 5. Three normal segments, dorsal view, less magnified than fig. 3.
Fig. 6. Diagrammatic cross-section, showing relative positions of the parts of the exo-skeleton.
Fig. 7. Last five segments, dorsal view.
Fig. 8. Same, ventral view.
Fig. 9. Antenna, much magnified, ventral view.
Fig. 10. Second leg of male.
Fig. 11. Eleventh leg of male.
Fig. 12. Last leg of male.
Fig. 13. Male copulatory legs, dorsal view.
Fig. 14. Same, ventral view.
Fig. 15. Segments seven and eight of young male.Autor/Urheber: Internet Archive Book Images, Lizenz: No restrictions
Title: Die Myriapoden : getreu nach der Natur abgebildet und beschrieben
Identifier: diemyriapodenget11koch (find matches)
Year: 1863 (1860s)
Authors: Koch, C. L. (Carl Ludwig), 1778-1857
Subjects: Myriapoda
Publisher: Halle : Druck und Verlag von H. W. Schmidt
Contributing Library: Smithsonian Libraries
Digitizing Sponsor: Smithsonian Libraries
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