Satzkorn
Satzkorn Landeshauptstadt Potsdam | |
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Koordinaten: | 52° 29′ N, 12° 59′ O |
Höhe: | 35 m ü. NN |
Einwohner: | 467 (31. Dez. 2008) |
Eingemeindung: | 26. Oktober 2003 |
Postleitzahl: | 14476 |
Vorwahl: | 033208 |
Satzkorn ist ein Ortsteil von Potsdam im Nordwesten der Stadt. Die bis dahin eigenständige Gemeinde wurde am 26. Oktober 2003 im Rahmen der brandenburgischen Gemeindegebietsreform nach Potsdam eingemeindet.[1]
Satzkorn liegt am Berliner Außenring und ist über die Bundesautobahn 10 und über die Bundesstraße 273 zu erreichen. Außerdem ist die Buslinie 609 eingerichtet, die stündlich zwischen Potsdam Hauptbahnhof, Neu Fahrland, Fahrland, Kartzow, Satzkorn und Marquardt verkehrt.
Seit der Eingemeindung hat Satzkorn einen von der eigenen Bevölkerung gewählten, dreiköpfigen Ortsbeirat, dem ein Ortsbürgermeister vorsitzt.[2]
Geschichte
Laut archäologischen Funden von Bandkeramik war die Gegend um Satzkorn im 6. Jahrtausend vor Christus besiedelt und ist damit eine der am frühesten besiedelten Gegenden Brandenburgs. Im Jahr 2020 kamen umfangreiche Reste einer Siedlung der Britzer Kultur aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. zutage.[3] Andere archäologische Funde wurden auf die Bronze-, Eisen- und die Römische Kaiserzeit datiert. Die frühesten schriftlichen Hinweise auf Satzkorn stammen aus dem Jahr 1332 in einer Urkunde des Klosters Spandau und aus dem Jahr 1375 im Landbuch Karls IV.[4]
Die einschiffige, evangelische Dorfkirche Satzkorn wurde zuerst im 13. Jahrhundert aus Feldstein errichtet und 1669 umgebaut, wobei sie wahrscheinlich vergrößert wurde. 1873 und 1908 wurde sie erneut umgebaut. Der Bau ist rechteckig mit einer Apsis (halbrunder Abschluss) im Osten und einem kleinen, rechteckigen Vorbau im Westen, in dem sich vier Grabplatten aus dem 17. Jahrhundert befinden. Der mit Holz verkleidete, schiefergedeckte Turm der Kirche beherbergt drei Glocken. Im Innern birgt die Dorfkirche einen geschnitzten Altaraufsatz von 1670 und eine hölzerne Kanzel von 1671. Die Orgel wurde 1872/73 vom Orgelbaumeister Gesell gebaut,[5] aus der gleichen Zeit stammen eine hölzerne Taufe und ein Speisegitter. Die Kirche gehört heute zum Evangelischen Pfarramt Fahrland.[6]
Im Jahre 1902 wurde einen Kilometer westlich des Ortes eine Eisenbahnstrecke zur Umgehung von Berlin eröffnet, auch Satzkorn erhielt einen Bahnhof. Die Strecke gehört inzwischen zum Berliner Außenring. Der Bahnhof Satzkorn wurde 1993 für den Personenverkehr geschlossen.[7]
Das in der Ortschaft befindliche Gutshaus Satzkorn wurde im Jahr 1739 in der heutigen Form auf einem älteren Vorgängerbau errichtet. Bauherr war die Familie Brandhorst, die sich nachfolgend Brandhorst-Satzkorn nannten und eine für Brandenburg seltene mehrhundertjährige Tradition als bürgerliche Gutsbesitzer begründeten. Um 1879 war die Witwe Brandhorst als Eigentümerin im General-Adressbuch der Rittergutsbesitzer von Brandenburg geführt. Satzkorn war ein kreistagsfähiges Rittergut, dem Gutsherrn stand ein Sitz im Kreisparlament faktisch zu. Das Gut selbst hatte eine Größe von 508 ha.[8] 1914 gab es auf der Gemarkung zwei Güter, das Rittergut des Hauptmann a. D. Leopold Brandhorst-Satzkorn, und ein Gut, zur Gemeinde zugehörig, Inhaber war die Familie Grosse. Kurz vor der großen Wirtschaftskrise 1929/1930 bestanden in Satzkorn vier Landwirtschaftsbetriebe. Der 21 ha Hof von Friedrike Dähne, der 50 ha Besitz von Frieda Große, das 22 ha Gut des Albert Wendt und das Rittergut des Friedrich Brandhorst-Satzkorn mit damals 492 ha Umfang.[9] Das Rittergut[10] war zum Schluss Allodialbesitz und vormalig ein Familienfideikommiss. Das ehemalige Rittergut wurde nach 1945 für den Obstanbau genutzt und steht seit 1991 leer. Seit 2002 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.
Der neue Satzkorner Sportplatz ist seit dem 4. September 2010 in Betrieb.
Literatur
- Ramona Simone Dornbusch, Simone Hennig: Satzkorn. in: Schlösser und Gärten der Mark. Hrsg. Deutsche Gesellschaft, Sibylle Badstübner-Gröger, Berlin 2007. DNB
- Ramona Simone Dornbusch, Ulrich Knefelkamp: Landschaft als Kulturgut. Zum Aussagewert der aktuellen Kulturlandschaft, dargestellt am Beispiel der Gemarkung Fahrland – mit vergleichenden Aspekten zur Gemarkung Satzkorn (Potsdam), Online Ressource, Dissertation 2011, Universitätsbibliothek der Europa-Universität Viadrina Frankfurt, Frankfurt (Oder) 2012. Digitalisat
Einzelnachweise
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
- ↑ § 3 und § 4 der Hauptsatzung von Potsdam:Hauptsatzung der Landeshauptstadt Potsdam vom 11. November 2004, auf der Internetseite der Stadt Potsdam ( vom 27. September 2007 im Internet Archive) (PDF-Datei; abgerufen 3. Mai 2007)
- ↑ Heike Kennecke: Unvermischt. Eine Siedlung der Britzer Kultur in Potsdam-Satzkorn. In: Archäologische Gesellschaft in Berlin und Brandenburg e. V. (Hrsg.): Archäologie in Berlin und Brandenburg 2020. wbg Theiss, Darmstadt 2022, S. 26–29.
- ↑ Satzkorn - Das Obstparadies im Norden Potsdams, auf der Internetseite der Stadt Potsdam ( vom 27. September 2007 im Internet Archive) (abgerufen 3. Mai 2007)
- ↑ Informationen zur Orgel der Dorfkirche auf Organ index. Abgerufen am 5. Mai 2023.
- ↑ Dorfkirche Satzkorn, auf der Internetseite der Stadt Potsdam (abgerufen 3. Mai 2007)
- ↑ Stillgelegte Bahnhöfe am Berliner Außenring (abgerufen am 31. Mai 2014)
- ↑ P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Kreis Ost-Havelland. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 84–85, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 29. September 2022]).
- ↑ Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. In: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. 4. Auflage. VII. Regierungsbezirk Potsdam. Kreis Ost-Havelland, Letzte Ausgabe-Paul Niekammer-Reihe. Verlag Niekammer’s Adreßbücher GmbH, Leipzig 1929, S. 62 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 29. September 2022]).
- ↑ Brandhorst-Satzkorn´sches Familienfideikommiß Satzkorn (Gut Satzkorn, Kreis Ost-Havelland). 1914 (Akte). In: Brandenburgisches Landeshauptarchiv (Hrsg.): BLHA. Rep., 53A ML Gen. 971. Eigenverlag, Satzkorn, Potsdam 1914, S. 1 ff. (brandenburg.de [abgerufen am 29. September 2022]).
Weblinks
- Satzkorn offizielle Website des Ortsteils
- Satzkorn auf der Website der Stadt Potsdam
- Dorfkirche Satzkorn auf der Website der Stadt Potsdam
- Satzkorn in der Reihe „Landschleicher“ des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg vom 9. Februar 2003
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