Satyr

Satyr mit Aulos. Epiktetos, 520–500 v. Chr.
Mänade und Satyr mit Thyrsos. Penthesilea-Maler, ca. 460 v. Chr.
Dionysos mit seinem Gefolge auf einem Komos. Euxitheos und Euphronios, 510–500 v. Chr.

Ein Satyr (altgriechisch ΣάτυροςSátyros, Plural ΣάτυροιSátyroi, lateinisch Satur, Saturus) oder Silen (Σιληνός, ΣειληνόςSilēnós, Seilēnós, Plural Σιληνοί, ΣειληνοίSilēnói, Seilēnói, dorisch ΣιλανόςSilanós, lateinisch Silenus, Silanus) ist in der griechischen Mythologie ein Dämon im Gefolge des Dionysos. Satyrn gehören zu den Mischwesen der griechischen Mythologie. Sie treten relativ spät erst am Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. auf; als Einzelfigur hebt sich vor allem Silenos ab. Man unterscheidet die Silene (Silenoi, ältere Satyrn mit dicken Bäuchen und Glatze) und Satyrisken (Satyriskoi, jugendliche und kindliche Satyrn), wobei in der bildlichen Darstellung häufig nicht eindeutig unterschieden werden kann. Von römischen Dichtern werden sie mit den Faunen identifiziert.

Mythos

Über die Herkunft der Satyrn ist nichts Genaues bekannt; nach Hesiod sollen sie von fünf Töchtern des Hekateros abstammen.[1] Sie vertraten das männliche Prinzip gegenüber den Nymphen. Als ähnliche Naturgeister trugen sie Attribute des „Allgottes“ Pan ebenso wie manche des Priapos. Ihr Name bedeutete in einem Dialekt der alten Peloponnes „die Vollen“, was sich sowohl auf ihren Körperbau als auch auf den erotisch erregten Zustand bezog.[2]

Die Satyrn und Silene sollen als Truppe des Dionysos in der Gigantomachie gekämpft und mit dem Geschrei ihrer Esel die Giganten in Furcht und Schrecken versetzt haben.[3]

Sonst findet sich in der griechischen Mythologie wenig über die Satyrn insgesamt, sehr wenig im Vergleich zu ihrer Präsenz in der Kunst, speziell der Vasenmalerei. Einiges findet sich in Bezug auf einzelne Satyrn, so in den Dionysiaka, dem großen Epos des Nonnos von Panopolis über die Mythen um Dionysos, vor allem dessen Feldzug nach Indien, finden sich mehrere Satyrn mit Namen erwähnt, doch diese bleiben weitgehend konturlos und ihre Namen sind meist von Epitheta des Dionysos abgeleitet.

Satyrn, mit denen eigene Mythen verknüpft sind:

  • Ampelos, Geliebter des Dionysos, wurde von einem Stier getötet und von Dionysos in eine Weinrebe verwandelt;
  • Krotos, Erfinder des Bogens und Taktgeber beim Gesang der Musen, wurde als Sternbild Schütze an den Himmel versetzt;
  • Marsyas, der einen musikalischen Wettstreit mit Apollon verlor, wurde von dem Gott dafür lebendigen Leibes geschunden.
  • Silenos, Führer des Chors der Satyrn und Silenen im Satyrspiel, Erzieher des Dionysos

Darstellung

Satyr (Fresko aus der Villa dei Misteri, Pompeji)

Meist werden die Satyrn oder Silene stupsnasig, glatzköpfig, unbekleidet und ithyphallisch dargestellt. Als Mischwesen sind sie meist mit Ohren und Schweif von Pferden oder Eseln, häufig auch mit tierischen Extremitäten ausgestattet. Ihre bildliche Darstellung beginnt im 6. Jahrhundert v. Chr. in der Vasenmalerei von Attika, Kreta und Thasos, aus dem Apollontempel in Thermos stammt aus dieser Zeit ein Wasserspeier in Form eines Kopfes. Als Gefolge des Dionysos werden sie häufig mit den ebenfalls zum dionysischen Gefolge gehörenden Mänaden dargestellt.

In Darstellungen der Archaik sind sie mit Pferde- oder Eselsmerkmalen ausgestattet und werden nur im Zusammenhang mit wenigen mythologischen Motiven dargestellt, mit der Entwicklung des Satyrspiels treten sie dann zunehmend in anderen Zusammenhängen auf. Ebenfalls unter dem Einfluss des Satyrspiels werden sie als Erfinder des Weinbaus und der Musik und damit als Kulturbringer zunehmend vermenschlichter dargestellt, bleiben aber immer tierisch genug, um ein Gegenbild zu den Werten der Polisbürger darstellen zu können[4] oder um der mythischen Überhöhung von Symposion und Komos zu dienen. Ihre typischen Attribute werden ihnen schon früh beigegeben. Der bereits auf der Françoisvase beigegebene Askos assoziiert sie mit dem Wein, sowohl mit dem Anbau als auch mit dem Genuss, der Aulos mit Musik und Tanz. In attischen Darstellungen sind sie meist stupsnasige und mit Menschenfüßen ausgestattete Teilnehmer eines Komos, oder sie nähern sich lüstern den Mänaden, wobei sexuelle Handlungen nur selten auftreten.

Ihre Bocksmerkmale erhalten sie erst im Hellenismus, vermutlich unter dem Einfluss von Darstellungen der Panen und der Paniskoi, welche in derselben Rolle auftraten wie die Satyrn. Sie erscheinen bald mit dem Pokal, bald in bacchantischem Taumel mit dem Thyrsos, bald dem Schlaf ergeben, bald kelternd, auch Aulos (doppeltes Rohrblattinstrument), Monaulos (einfaches Rohrblattinstrument) oder Plagiaulos (Querflöte) blasend oder Cymbala schlagend, oft auch mit den Nymphen zu raschen Tänzen vereinigt oder diese lüstern verfolgend.

Praxiteles gilt als Schöpfer der Skulptur ruhender Satyr.

Siehe auch

Literatur

  • Erika SimonSilenoi. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VIII, Zürich/München 1997, S. 1108–1133.
  • Frank Brommer: σιληνοί und σάτυροι. In: Philologus. Band 94, 1941, S. 222–228.
  • Christiane Ackermann: Silen, Satyr. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 647–654.
  • Guy Michael Hedreen: Silens in Attic Black-figure Vase-painting: Myth and Performance. University of Michigan Press, 1992.
  • François Lissarrague: Les satyres et le monde animal. In: J. Christiansen, T. Melander (Hrsg..): Proceedings of the Third Symposium on Ancient Greek and related Pottery. Kopenhagen 1988, S. 335–351.
  • Adrian Stähli: Die Verweigerung der Lüste. Erotische Gruppen in der antiken Plastik. Reimer, Berlin 1999, ISBN 3-496-01195-5.
  • Ernst Kuhnert: Satyros und Silenos. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 4, Leipzig 1915, Sp. 444–531 (Digitalisat).
  • Peter Gercke: Satyrn des Praxiteles. Dissertation Hamburg 1968
  • Balbina Bäbler: Satyr. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 11, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01481-9, Sp. 119–122.

Weblinks

Commons: Satyrs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Satyr – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Hesiod bei Strabon 10,3,19 p. 471
  2. Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen. Band 1. 1984, ISBN 3-423-01345-1, S. 142.
  3. Hyginus Mythographus, Astronomica 2,23.
  4. François Lissarrague: On the Wildness of Satyrs. In: Christopher A. Faraone, Thomas H. Carpenter (Hrsg.): Masks of Dionysus. Cornell University Press, 1993, S. 207–220.

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According to the archeological museum of Olympia where this figurine is exhibited : "Figurine of a Silenus. Probably from an Eleian Workshop. 6th c. BC."
Satyroi mainades Cdm Paris 849.jpg
Sileni and maenads, Attic red-figured kantharos, ca. 460 BC.
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Detail from the Ancient Roman floor mosaic depicting dionysiac scenes (Dionysosmosaik), dating from the 220s AD. Exhibited in the "Römisch-Germanisches Museum" in Cologne (Germany).
Dionysos thiasos Louvre G33.jpg
Dionysos and his thiasos. Side A from an Attic red-figure krater, 510–500 BC.
Pompeii - Casa del Fauno - Satyr and Nymph - MAN.jpg
Satyr und Nymphe.

Römisches Mosaik aus dem Cubiculum in der Casa del Fauno (VI 12, 2-5) in Pompeji.

Museo Archeologico Nazionale (Neapel), inv. nr. 27707.
Satyros Cdm Paris DeRidder509.jpg
Silenus with pipes and a pipe case hanging on his penis. Tondo of an Attic red-figure plate, 520–500 BCE. From Vulci.
Villa dei Misteri Cubiculum 1.jpg
Tanzender Faun (zweiter Stil) aus dem Cubiculum neben dem Mysteriensaal in der Villa de Misteri (Pompeji).