Sancho

Sancho ist ein im spanischen und portugiesischen Sprachgebiet verbreiteter, mittelalterlicher männlicher Personenname.

Geschichte

Das historisch früheste Auftreten des Namens wird gewöhnlich im baskischen Sprachraum lokalisiert. Einige der ältesten nachzuweisenden Namensträger stammen aus der Region La Rioja. Der Ursprung liegt vermutlich in römischer Zeit, bekannt ist die lateinische Namensform Sanctius, die mit Sancho gleichgesetzt wird.[1] Sie geht wahrscheinlich auf den Namen des römischen Gottes Sancus zurück, der über vulgärlateinische Formen (Sauco, Sanco) in die iberoromanischen Sprachen gelangte.[2] Im Mittelalter verbreitete sich der Name rasch in allen christlichen Reichen der Pyrenäenhalbinsel. Volksetymologisch wird er oft auf das spanische Wort santo, lateinisch sanctus („heilig“) zurückgeführt.

Der sehr verbreitete spanische Nachname Sánchez leitet sich als Patronymbildung von dem im Mittelalter beliebten Vornamen Sancho ab.

Die weibliche Namensform lautet Sancha und ist mit ihren lateinischen Vorgängerformen (Sanctia, Sancia, Santia) in den mittelalterlichen Zeugnissen parallel zu dem männlichen Vornamen sehr häufig belegt. So gehörte Sancha beispielsweise in Galicien im 12. und 13. Jahrhundert zu den acht häufigsten in den Quellen genannten Frauennamen.[3]

Namenstag

Als Namenstag wird der 5. Juni begangen, der Gedenktag des heiligen Sanctius (Sancius, Sancio, Sanzio, Sancho), eines aus Albi stammenden und zu den cordobesischen Märtyrern gerechneten christlichen Soldaten des Emirs von Córdoba Abd ar-Rahman II., welcher der kurzen Passio des Eulogius in dessen Documentum martyriale zufolge 841 in Corduba in Andalusien wegen Blasphemie hingerichtet wurde.[4]

Namensträger

Herrscher

Fiktive Figuren

Familienname

  • Agustín Sancho (1896–1960), spanischer Fußballspieler
  • Brent Sancho (* 1977), trinidad-tobagischer Fußballspieler
  • Bruno Sancho (* 1985), portugiesischer Radrennfahrer
  • Fernando Sancho (1916–1990), spanischer Schauspieler
  • Gisela Sancho (* 1964), argentinische Botanikerin
  • Ignatius Sancho (1729–1780), englischer Komponist und Schriftsteller
  • Jadon Sancho (* 2000), englischer Fußballspieler
  • José Sancho (auch Pepe Sancho, Künstlernamen von José Asunción Martínez; 1944–2013), spanischer Schauspieler
  • José Eduardo Sancho Castañeda (* 1947), salvadorianischer Politiker
  • Nicole Wiggins Sancho (* 2000), spanische Handballspielerin
  • Ramon Solsona i Sancho (* 1950), katalanischer Journalist, Drehbuchautor und Schriftsteller
  • Ventura García Sancho Ibarrondo (1837–1914), spanischer Politiker
  • Vicente Sancho (1784–1860), spanischer Ministerpräsident
  • Vicente Alda y Sancho (1839–1901), spanischer römisch-katholischer Erzbischof
  • Vidal Sancho (* 1977), spanischer Theater- und Filmschauspieler sowie Synchronsprecher
  • Xavier Bosch i Sancho (* 1967), katalanischer Journalist und Schriftsteller

Literatur

  • Rafael Lapesa: Sobre el origen de Sancho. In: Dieter Kremer (Hrsg.): Homenagem a Joseph M. Piel por ocasião do seu 85.º aniversário (Festschrift für Joseph M. Piel). Niemeyer, Tübingen 1988, S. 79–83.
    Erneut erschienen in: Rafael Lapesa, Juan R. Lodares (Bearb.): Léxico e Historia. Band I: Palabras. Istmo, Madrid 1992, S. 199–205.

Einzelnachweise

  1. Joaquín Gorrochategui: Basque Names. In: Ernst Eichler, Gerold Hilty, Heinrich Löffler, Hugo Steger, Ladislav Zgusta: Namenforschung. Ein internationales Handbuch zur Onomastik, 1. Teilband (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Band 11.1). Walter de Gruyter, Berlin 1995, S. 747–756 (hier: S. 748 in der Google-Buchsuche) (englisch).
  2. Sancho in Heráldica Valenciana. Instituto de Historia y Heráldica Familiar, in: Levante-EMV, Abruf im November 2019 (spanisch).
  3. Ana Isabel Boullón Agrelo: Antroponimia medieval galega (ss. VIII–XII). Niemeyer, Tübingen 1999, ISBN 3-484-55512-2, S. 84; 404 (galegisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Eintrag 5. Juni im Ökumenischen Heiligenlexikon. Genauer: Kenneth Baxter Wolf: Christian Martyrs in Muslim Spain. Cambridge University Press, Cambridge 1988. ISBN 978-0-521-34416-6 (Nachdruck 2014: ISBN 978-1-107-63481-7), S. 32 f. (online).