Samuel Selfisch
Samuel Selfisch (* 10. November 1529 in Erfurt; † 7. Januar 1615[1] in Wittenberg) war ein deutscher Verleger und Buchhändler, Errichter einer Papiermühle in Belzig, sowie ein bedeutender Bürgermeister von Wittenberg in Kursachsen.
Leben
Samuel Selfisch wurde in Erfurt als Sohn des Buchhändlers Johann Selfisch und dessen Frau Catarina (geb. Weißenkorn) geboren. Im Alter von 16 Jahren schickten ihn seine Eltern in die damalige Hochburg der Buchdruckerei, nach Wittenberg. Dort fand er zunächst Aufnahme bei dem renommierten Buchhändler Barthel Vogel. Später wechselte er zu dem Buchhändler und Bürgermeister Conrad Rühel und erweiterte seine Kenntnisse des Buchhandelgewerbes.
Mit 28 Jahren machte er sich mit einem Buchhandel selbstständig. Von Wittenberg aus vertrieb er zunächst im Inland Bücher und dehnte den Vertrieb seiner Produkte in viele europäische Länder bis nach Island und in die Türkei aus. Die dabei erwirtschafteten Gewinne investierte er wiederum in die Produktion der Bücher. In Belzig beispielsweise, errichtete er für seinen Sohn Laurentius eine Papiermühle und legte Geld in Bergwerksanteile an. In seinem umfangreichen Verlag erschienen hauptsächlich theologische Schriften, unter anderem 17 Bibelausgaben und 49 Werke von Luther. Diese komplexe Vertriebsstrategie machte ihn als Kaufmann zu einem der bedeutendsten Buchhändler Deutschlands im 16. Jahrhundert.
Neben dem Erwerb von Grundstücken erkannte er bald, dass das Handelskonzept mit dem reichen Gewinn nicht allein maßgebend ist. So zeigt sich auch sein soziales Engagement, als er dem Gotteskasten 1.500 Gulden spendete. Für die Stadt Wittenberg erwarb er jenen neuen Gottesacker, auf dem sich heute der Nördliche Friedhof in der Dresdner Straße befindet. Darüber hinaus wurden ihm aufgrund seiner herausragenden Bedeutung in der Stadt Wittenberg Ämter im Rat der Stadt angetragen. So war er Kämmerer in den Jahren 1569, 1572, 1575, 1578, 1581 und 1584; ferner Bürgermeister in den Jahren 1585, 1588, 1591, 1594, 1597, 1600, 1603, 1606, 1609 und 1612 sowie Beisitzer des Bürgermeisters 1586, 1589, 1590, 1592, 1595, 1598, 1601, 1604, 1607, 1610 und 1613.
Familie
Er war Enkel des Laurentius Seelfisch († 23. Februar 1504 in Erfurt). Am 20. Januar 1557 vermählte er sich mit Maria Rühel († 1. September 1580), im Beisein von Paul Eber und Philipp Melanchthon.
Nach ihrem Tode heiratete er am 25. November 1583 Magaretha Rubin († 30. Juni 1594). Aus beiden Ehen gingen 14 Kinder hervor (sieben Söhne und sieben Töchter). Zu seinen Lebzeiten konnte er sich noch an einer reichen Nachkommenschaft von 77 Enkeln und 14 Urenkeln erfreuen. Über seine Tochter Christina besteht eine genealogische Verbindung zu Beatrix, der ehemaligen Königin der Niederlande. Heute befindet sich in der Lutherstadt Wittenberg eine Gedenktafel am Haus Markt 3. Von den Kindern sind bekannt:
- Samuel Selfisch (1563–1614)
- Petrus Selfisch (1565–1619), Provisor von St. Jacobi in Stralsund und 1595 Verwalter der v. Barnekowschen Güter in Ralswiek/Rügen, verheiratet 1596 mit Eva Rassmann aus Hadmersleben. Tochter: Anna Selfisch († Stralsund 6.2.1629 Pest), verheiratet 1621 in Stralsund mit Johann Hagemeister (um 1589 – 6.3.1629 Pest), Lakenhändler, Herr auf Arendsee und Wüstenfelde bei Demmin.
- Conrad Selfisch (1567–1567)
- Maria Selfisch (1558–1626), verheiratet mit Augustin Cranach.
- Maria Magdalena Selfisch (1568–1616), verheiratet mit Petrus Albinus und zweite Ehe mit Christoph Wust.
- Anna Selfisch (1571–1571)
- Matthias Selfisch (1572–1636), übernimmt nach dem Tod des Vaters das Geschäft
- Johann Selfisch (1575–1575)
- Catarina Selfisch (1576–1661 in Coburg)
- Laurentius Selfisch (* 1578) Papiermühlenbesitzer in Belzig und Ratsherr.
- Christina Selfisch (1585–1661) 1. Ehe mit Benedikt Carpzov der Ältere und 2. Ehe mit Friedrich Praetorius
- Magarethe Selfisch (* 1587 – nach 1630)
Da die Kirchenbücher in Wittenberg erst Anfang 1560 beginnen, geht man davon aus, dass ein Sohn und Tochter bereits früh nach den Registrierungen geboren und gestorben sind. Ihre Namen haben sich nach bisherigen Forschungen nicht erschließen können.
Literatur
- Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften für genealogische und kulturhistorische Zwecke. 10 Bände, Boppard 1959–1980.
- Wittenberger Kirchenbücher.
- Catalogus Oder Verzeichnus der Buecher, welche Samuel Selfisch verleget vnd drucken lassen, von Anno1554 biß auffs 1608. Jahr. Martin Henckel, Wittenberg 1608[2]
- Heinrich Kühne, Heinz Motel: Berühmte Persönlichkeiten und ihre Verbindung zu Wittenberg. Druckhaus Göttinger Tageblatt, Göttingen 1990, ISBN 3-924781-17-6.
- Hans Konrad Leonhard: Samuel Selfisch: Ein deutscher Buchhändler am Ausgange des XVI. Jahrhunderts. (diss. phil. Leipzig). Jäh & Schunke, Leipzig 1902 (Google-Books; eingeschränkte Vorschau).
- Paul Gottlieb Kettner: Das Raths-Collegio der Chur-Stadt Wittenberg. Wolfenbüttel 1734.
- Gustav Stier: Die lateinischen Inschriften Wittenbergs. Herrose Verlag, Wittenberg 1860.
- Rotary Clubs Wittenberg: Berühmte Wittenberger Gäste. 2. Auflage.
- Wilcke, Conrad von: Wilhelm Abraham Teller, ‚Heros der Aufklärung‘, in: Archiv für Sippenforschung, Heft 91/92, Dezember 1983, S. 213–239.
Einzelnachweise
- ↑ Wittenberger Kirchenbuch
- ↑ Hans Konrad Leonhard: Samuel Selfisch: Ein deutscher Buchhändler am Ausgange des XVI. Jahrhunderts. Jäh & Schunke, Leipzig 1902, Nr. 12a, S. 105ff (Google-Books; eingeschränkte Vorschau).
Personendaten | |
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NAME | Selfisch, Samuel |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Verleger, Buchhändler, Bürgermeister von Wittenberg |
GEBURTSDATUM | 10. November 1529 |
GEBURTSORT | Erfurt |
STERBEDATUM | 7. Januar 1615 |
STERBEORT | Wittenberg |
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Gedenktafel, Samuel Selfisch, Markt 6, Lutherstadt Wittenberg, Deutschland