Samtkehlnachtigall

Samtkehlnachtigall

Ausgestelltes männliches Exemplar der Samtkehlnachtigall

Systematik
Ordnung:Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung:Singvögel (Passeri)
Familie:Fliegenschnäpper (Muscicapidae)
Unterfamilie:Schmätzer (Saxicolinae)
Gattung:Larvivora
Art:Samtkehlnachtigall
Wissenschaftlicher Name
Larvivora komadori
(Temminck, 1835)

Die Samtkehlnachtigall (Larvivora komadori, jap. アカヒゲAkahige) oder auch Samtkehlchen bzw. Ryu-Kyu-Erdsänger genannt ist eine Vogelart aus der Familie der Fliegenschnäpper.[1] Im englischen Sprachraum wird sie als Ryukyu Robin („Ryukyu-Rotkehlchen“) bezeichnet. Sie ist im Süden Japans verbreitet.

Merkmale

Die Samtkehlnachtigall ist eine kleine Vogelart mit schlanken Beinen. Der Schnabel ist typisch für Insektenfresser schmal und länglich geformt. Das Gefieder ist dorsal orange gefärbt. Die Bauchseite hat dagegen einen grauen Farbton. Ausgewachsene männliche und weibliche Tiere lassen sich an der Kehlfarbe unterscheiden. Diese ist bei den Männchen schwarz und bei den Weibchen hellgrau.

Verbreitungsgebiet und Gefährdung

Das Verbreitungsgebiet liegt in der paläarktischen Region.[2] Die Vogelart ist in Japan endemisch und dort auf den Ryūkyū-Inseln sowie der „Mann-Frau-Inselgruppe“ Danjo-guntō verbreitet. Letztere ist eine unbewohnte Inselgruppe mit einer Gesamtfläche von ca. 4,7 km², und die Samtkehlnachtigall wurde erstmals 1970 in diesem Gebiet bestätigt. Seitdem wurden bis 1988 drei Erhebungen zur Populationsdichte durchgeführt, und die maximale Anzahl von Individuen dort auf etwa 1.000 geschätzt. In der dritten 1988 durchgeführten Umfrage wurde dabei eine Abnahme der Populationsdichte gemeldet.[3] Die Gesamtpopulation der Vogelart auf allen Inseln wird anhand des Verbreitungsgebiets und Beobachtungen dieser und ähnlicher kleinen Vogelarten auf 10.000 – 20.000 Individuen und davon etwa zwei Drittel ausgewachsene Tiere geschätzt.

Eine mögliche Bedrohung stellen unter anderem auf den Inseln eingeführte Raubtiere wie der Kleine Mungo auf Okinawa Hontō oder Japan-Wiesel auf Nakanoshima dar sowie der Verlust an Lebensraum durch kommerzielle Abholzung.[4] Die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) stuft die Art deshalb bisher als potenziell gefährdet (Near Threatened) ein.[5]

Lebensweise

Die Vögel brüten in Felsspalten und Baumwurzeln[4] auf den nördlichen Ryūkyū-Inseln zwischen Tanegashima und Tokunoshima weiter im Süden und ziehen im Winter zu den südlichen Ryūkyū-Inseln. Einige Tiere verbleiben jedoch auch auf Amami-Ōshima.[2][5] Die Vögel leben im Unterholz und in bodennaher Vegetation in immergrünen Wäldern.[2]

Systematik

Die Samtkehlnachtigall wurde ursprünglich zusammen mit der Schwesterart Rostkehlnachtigall (Larvivora akahige)[A 1] und dem europäischen Rotkehlchen (Erithacus rubecula) in die Gattung Erithacus eingeordnet. Eine molekulare phylogenetische Studie aus dem Jahr 2006 ergab, dass die beiden ostasiatischen Arten der Blaunachtigall (Larvivora cyane) – zu der Zeit in der Gattung Luscinia – ähnlicher waren als dem europäischen Rotkehlchen.[6] Im Jahr 2010 bestätigte eine weitere Studie dieses Ergebnis und fand zudem heraus, dass Luscinia nicht monophyletisch war. Die Gattung Larvivora wurde daher wiederbelebt, um eine Gruppe von Arten aufzunehmen, die zuvor in der Gattung Luscinia eingeordnet waren – darunter die genannte Rostkehlnachtigall, Samtkehlnachtigall und Blaunachtigall.[7][8]

Unterarten:

  • Larvivora komadori komadori (Temminck, 1835) – jap. アカヒゲAkahige
Auf der Roten Liste gefährdeter Vögel Japans von 2020 ist die Unterart L. komadori komadori als gefährdet (Vunerable) eingestuft.[9] Die Unterart ist auf den nördlichen Ryūkyū-Inseln (Tanegashima, Amami-Ōshima, Tokunoshima) verbreitet.[1]
  • Larvivora komadori namiyei (Stejneger, 1887) – jap. ホントウアカヒゲHontō-Akahige
Auf der Roten Liste gefährdeter Vögel Japans von 2020 ist die Unterart L. komadori namiyei als stark gefährdet (Endangered) eingestuft.[9] Die Unterart ist auf der Nordseite Okinawa Hontōs verbreitet.[1][4]
  • Larvivora komadori subrufus (Kuroda, 1923) – jap. ウスアカヒゲUsu-Akahige
Auf der Roten Liste gefährdeter Vögel Japans von 2020 ist die Unterart L. komadori subrufus bereits als ausgestorben eingestuft.[9] Sie war auf den südlichen Ryūkyū-Inseln (Ishigaki, Iriomote und Yonaguni) verbreitet.[1]

Ausgehend von der phylogenetischen geografischen Analyse differenzierte sich die Art im zentralen Teil der Ryūkyū-Inseln während des Pleistozän. Dabei wird vermutet, dass entweder die nördliche oder die südliche Population zu migrieren begann oder einige Populationen aufhörten zu migrieren.[3]

Anmerkungen

  1. Die Vogelart Larvivora komadori wird auf Japanisch „アカヒゲ (Akahige)“ genannt und die Schwesterart Larvivora akahigeコマドリ (Komadori)“, also jeweils genau umgekehrt zur wissenschaftlichen Bezeichnung.

Literatur

  • del Hoyo, J. and Collar, N.J. 2016. HBW and BirdLife International Illustrated Checklist of the Birds of the World. Volume 2: Passerines. Lynx Edicions and BirdLife International, Barcelona, Spain and Cambridge, UK.
  • Sibley, C.G. and Monroe, B.L. 1993. A supplement to 'Distribution and Taxonomy of Birds of the World'. Yale University Press, New Haven, USA.
  • Sibley, C.G. and Monroe, B.L. 1990. Distribution and Taxonomy of Birds of the World. Yale University Press, New Haven, USA.
  • del Hoyo, J., Collar, N.J., Christie, D.A., Elliott, A., Fishpool, L.D.C., Boesman, P. and Kirwan, G.M. 2016. HBW and BirdLife International Illustrated Checklist of the Birds of the World. Volume 2: Passerines. Lynx Edicions and BirdLife International, Barcelona, Spain and Cambridge, UK.
  • Seki S-I & Ogura T (2007) Breeding origins of migrating Ryukyu Robins Erithacus komadori inferred from mito-chondrial control region sequences. Ornithol. Sci. 6:21–27.
  • Seki S-I, Sakanashi M, Kawaji N & Kotaka N (2007) Phylo-geography of the Ryukyu robin (Erithacus komadori): population subdivision in land-bridge islands in relation tothe shift in migratory habit. Mol. Ecol. 16: 101–113

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Samtkehlnachtigall. Avibase, abgerufen am 20. Januar 2021 (deutsch/englisch).
  2. a b c Clement, P. and Rose, C. 2015. Robins and Chats. Christopher Helm, London.
  3. a b Shin-Ichi Seki, 2009. Population trends and molecular phylogenetic position of theisolated Ryukyu Robin Erithacus komadorion the Danjo Islands, Japan. Jpn. J. Ornithol.58: 18–27. 男女群島におけるアカヒゲ Erithacus komadori の生息状況と集団の分子系統的位置. (PDF, 12,2 MB) jstage.jst.go.jp, abgerufen am 20. Januar 2021 (japanisch).
  4. a b c Red data book
  5. a b Samtkehlnachtigall (Larvivora komadori) – Near Threatened in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2017. Eingestellt von: BirdLife International, 1. Oktober 2016. Abgerufen am 5. Dezember 2021.
  6. Shin-Ichi Seki: The origin of the East Asian Erithacus robin, Erithacus komadori, inferred from cytochrome b sequence data. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. 39. Jahrgang, Nr. 3, 2006, S. 899–905, doi:10.1016/j.ympev.2006.01.028, PMID 16529957 (englisch).
  7. G. Sangster, P. Alström, E. Forsmark, U. Olsson: Multi-locus phylogenetic analysis of Old World chats and flycatchers reveals extensive paraphyly at family, subfamily and genus level (Aves: Muscicapidae). In: Molecular Phylogenetics and Evolution. 57. Jahrgang, Nr. 1, 2010, S. 380–392, doi:10.1016/j.ympev.2010.07.008, PMID 20656044 (englisch).
  8. Chats, Old World flycatchers. In: World Bird List Version 6.2. International Ornithologists' Union, 2016, abgerufen am 20. Mai 2016 (englisch).
  9. a b c 環境省レッドリスト2020 (Rote Liste 2020). (PDF, 662 KB) Japanisches Umweltministerium, S. 4, abgerufen am 20. Januar 2021 (japanisch).

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Luscinia komadori female 1.jpg
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アカヒゲ Luscinia komadori のメス(沖縄県国頭村)
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Männliches Samtkehlchen (Larvivora komadori) in Kunigami auf Okinawa-jima
Erithacus komadori 1838.jpg
« Sylvia komadori » = Erithacus komadori (Ryukyu Robin) - male and female
Erithacus komadori - National Museum of Nature and Science, Tokyo - DSC07033.JPG
Autor/Urheber: Daderot, Lizenz: CC0
Exhibit in the National Museum of Nature and Science, Tokyo, Japan. Photography was permitted in the museum without restriction.