St. Vincent und die Grenadinen

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St. Vincent und die Grenadinen (St. Vincent und die Grenadinen)
St. Vincent und die Grenadinen (St. Vincent und die Grenadinen)

St. Vincent und die Grenadinen (), amtlich englisch Saint Vincent and the Grenadines, ist ein unabhängiger Inselstaat in der Karibik im Bereich der Westindischen Inseln. Er ist Mitglied im Commonwealth of Nations und in der Bolivarianischen Allianz für Amerika.

Geographie

Staatsgebiet

Die Inseln liegen südlich von St. Lucia und nördlich von Grenada. Ungefähr 160 km östlich liegt die Insel Barbados.

Der Inselstaat umfasst die Insel St. Vincent und die nördlichen Inseln der Grenadinen, eines Teilarchipels der Kleinen Antillen. Die südlichen Grenadinen mit den Inseln Carriacou und Petite Martinique gehören nicht zum Staat St. Vincent und die Grenadinen, sondern zum Staatsgebiet von Grenada. Hauptstadt und größte Stadt des Landes ist Kingstown.

Verwaltungsgliederung

Der Staat ist in sechs Verwaltungsbezirke (Parishes) eingeteilt. Die sechs Parishes sind:

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung

Insgesamt leben etwa 110.000 Einwohner im Inselstaat. Die jährliche Wachstumsrate der Bevölkerung beträgt 0,3 %.[5] Im Jahr 2020 lebten 53 Prozent der Einwohner von St. Vincent und den Grenadinen in Städten.[6]

JahrEinwohnerzahl[7]JahrEinwohnerzahl[7]
195066.9981990107.505
196080.9492000107.898
197090.4522010111.000
1980100.5052020109.897[8]

Seit den 1970er Jahren gibt es eine stete Abwanderung aus St. Vincent und den Grenadinen in das wohlhabendere Trinidad und Tobago.[9]

Ethnien

Die Bevölkerung setzt sich zu ca. 65,5 % aus Menschen mit Herkunft aus Subsahara-Afrika und zu ca. 19 % aus Menschen mit Vorfahren mit heller und dunkler Hautfarbe zusammen. Außerdem gibt es 5,5 % Inder und 3,5 % Weiße.

Religion

Ca. 80 % der Bewohner bekennen sich zum Protestantismus (davon etwa 40 % Anglikaner und 30 % Methodisten), etwa 11 % zur Römisch-Katholischen Kirche; 0,5 % sind Zeugen Jehovas. Kingstown ist Sitz eines katholischen Bistums.

Geschichte

Port Elizabeth auf Bequia

St. Vincent liegt auf einer Migrationsroute von Nordamerika nach Südamerika. Die Insel wurde vermutlich seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. zumindest zeitweise besiedelt. Ab 700 v. Chr. besiedelten die Arawak die Insel. Um 800 n. Chr. wurden sie von den Kariben vertrieben. Die Kariben nannten die Insel Hairoun („Heimat der Gesegneten“).

Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Insel sowohl von England als auch von Frankreich beansprucht. Die Herrschaft über die Insel wechselte in den folgenden Jahrzehnten immer wieder zwischen den beiden Königreichen und den Kariben. Im Jahr 1783 trat Frankreich St. Vincent an Großbritannien ab.

Europäische Kolonisten begannen bald überall in der Karibik mit dem Anbau von Zuckerrohr, wobei der größte Teil der Arbeit von afrikanischen Sklaven geleistet wurde. 1635 lief ein Sklavenschiff vor St. Vincent auf Grund. Aus den Nachfahren der Überlebenden und der einheimischen „gelben“ Kariben bildeten sich die „schwarzen“ Kariben.

Mit der Zeit wurden immer mehr Afrikaner zur Arbeit in den Plantagen auf die Insel gebracht. Bald stellten die Afrikaner, und nicht mehr die Europäer oder Kariben, die Bevölkerungsmehrheit. Um die stark anwachsende Bevölkerung zu ernähren, wurden neue Pflanzen auf der Insel eingeführt, wie etwa die Brotfrucht, die von William Bligh, vorher Kommandant der berühmten Bounty, auf seiner „zweiten Brotfruchtreise“ 1793 auf die Insel gebracht wurde.

Fort Duvernette (links) und Young Island in den 1890er Jahren
Kingstown (2005)

Im Jahr 1838 wurde die Sklaverei auf St. Vincent abgeschafft und es entwickelte sich eine neue Gesellschaft, in der die nun freien Nachkommen der Sklaven die Bevölkerungsmehrheit bildeten. Die Großgrundbesitzer holten indische Vertragsarbeiter auf die Insel. Mitte des 19. Jahrhunderts wanderte eine Anzahl Portugiesen ein. Durch die Vermischung der vielen Kulturen bildeten sich die heutigen „Vincenter“.

Das aktive und passive Frauenwahlrecht wurde am 5. Mai 1951 eingeführt.[10][11] Die Grundsätze des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts waren seit den Wahlen zum House of Assembly von 1951 in Geltung.[12]

St. Vincent blieb bis 1969 britische Kolonie, bevor es weitreichende Autonomie erhielt. Von 1958 bis 1962 war St. Vincent Mitglied der Westindischen Föderation. 1975 wurde das Land ein assoziierter Staat und am 27. Oktober 1979 unter dem neuen Namen „Saint Vincent and the Grenadines“ unabhängig, verblieb aber im Commonwealth. Das Frauenwahlrecht wurde bei der Unabhängigkeit 1979 bestätigt.[13]

Politik

St. Vincent und die Grenadinen ist Mitglied der UNO, der CARICOM, der OECS, der OAS, der CELAC und im Commonwealth of Nations. Das Land gehört außerdem zu den Trägern der Universität der Westindischen Inseln.

St. Vincent und die Grenadinen ist ein Commonwealth Realm und somit eine parlamentarische Monarchie mit dem britischen König Charles III. als Staatsoberhaupt. Er wird seit dem Rücktritt von Frederick Ballantyne am 31. Juli 2019 durch Generalgouverneurin Susan Dougan vertreten. Regierungschef ist Premierminister Ralph Gonsalves.

Das Parlament heißt House of Assembly und besteht aus derzeit 23 Mitgliedern, davon werden alle fünf Jahre 15 gewählt und 6 ernannt. Hinzu kommen qua Amt der Generalstaatsanwalt und der Speaker of the House.[14] Wahlberechtigt sind alle Personen ab dem 18. Lebensjahr. Die letzten Wahlen fanden am 5. November 2020 statt. Dabei entfielen von den 15 gewählten Repräsentanten 9 Sitze auf die Unity Labour Party (ULP) und 6 Sitze auf die New Democratic Party (NDP).[15][16]

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene politische Indizes
Name des IndexIndexwertWeltweiter RangInterpretationshilfeJahr
Freedom in the World Index91 von 100Freiheitsstatus: frei
0 = unfrei / 100 = frei
2022[17]
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI)59 von 10036 von 1800 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber2021[18]

Am 24. Juni 2009 trat St. Vincent und die Grenadinen der Bolivarianischen Allianz für Amerika bei. Der Iran, welcher einen Beobachterstatus in dieser Organisation hat, engagierte sich in St. Vincent und die Grenadinen mit wirtschaftlicher Hilfe und Krediten zu geringen Zinsen.[19] Beim Bürgerkrieg in Libyen 2011 schloss sich die Regierung von St. Vincent und die Grenadinen dem Verhandlungsvorschlag von Hugo Chávez an.[20] Als eines von wenigen Ländern weltweit unterhält St. Vincent und die Grenadinen diplomatische Beziehungen zur Republik China (Taiwan) anstatt zur Volksrepublik China.

Wirtschaft und Infrastruktur

Allgemein

Laden auf der Insel Mustique
Strand auf Mustique

Das Land exportierte 2002 für 42,2 Mio. US-Dollar Waren. Davon waren 31 % Bananen, 16 % Mehl, 11 % Reis. Die vier wichtigsten Handelspartner sind mit 40 % Großbritannien, 10 % Trinidad und Tobago, 9 % St. Lucia und 9 % Barbados.

Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist der Tourismus, der für viele Arbeitsplätze sorgt. So entstammen 61 % der Erwerbstätigkeit der Dienstleistung, gefolgt von 20 % Industrie und 15 % Landwirtschaft.

Ein großes Problem ist die hohe Arbeitslosigkeit von 22 %.

Das Bruttosozialprodukt im Jahr 2002 lag bei 775 Mio. US-$. Das entspricht 7038 Dollar pro Einwohner.

Die Regierung von St. Vincent und den Grenadinen ist Mitglied im Wirtschaftsbündnis Bolivarianische Allianz für Amerika.

Am 28. Januar 2016 legte die EU-Kommission ein Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Steuerflucht vor, bei dem unter anderem St. Vincent und die Grenadinen auf der schwarzen Liste der Steueroasen auftauchen.[21]

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 222,2 Mio. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 222,2 Mio. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein ausgeglichener Haushalt.[22]
Die Staatsverschuldung betrug 2016 79,2 % des BIP.[23][22]

Die Ausgaben verteilten sich (in % des BIP) wie folgt:

Infrastruktur

Mustique Airport

Festnetz- und Mobiltelefonie

2005 hatte das Land 22.500 Festnetz-Telefonanschlüsse. 2004 gab es bereits 57.000 Mobiltelefone in St. Vincent und den Grenadinen. Im Jahr 2015 besaßen 24.865 Einwohner einen Festnetz-Telefonanschluss, aber gleichzeitig gab es 113.000 Mobiltelefone und damit mehr als Einwohner.[22] Die Verbindungen werden von zwei Anbietern – Digicel und Flow – bereitgestellt.

Im Jahr 2017 nutzten 66 Prozent der Einwohner von St. Vincent und den Grenadinen das Internet.[25]

Medien

Das Land hat neun Radiosender (Stand: 2007) und einen Fernsehsender. Alle Radiosender senden auf UKW und sind somit nicht international zu empfangen.

Sport

Cricket ist der beliebteste Sport auf St. Vincent und die Grenadinen. St. Vincent und die Grenadinen ist eines der Länder, das mit anderen Karibikstaaten das West Indies Cricket Team bildet, eine der „Nationalmannschaften“ im internationalen Cricket mit Teststatus, der angesehensten Form dieses Sports. Das West Indies Cricket Team nahm an beinahe jedem Cricket World Cup teil, gewann die ersten beiden Austragungen 1975 und 1979 und verpasste lediglich das Turnier 2023. Hier wurden fünf Spiele des ICC Men’s T20 World Cup 2024 ausgetragen.[26]

Special Olympics St. Vincent und die Grenadinen wurde 1981 gegründet und nahm mehrmals an Special Olympics Weltspielen teil.

Literatur

  • Saskia Thorbecke: St. Vincent und die Grenadinen. In: Wolfgang Gieler, Markus Porsche-Ludwig (Hrsg.): Staatenlexikon Amerika: Geographie, Geschichte, Kultur, Politik und Wirtschaft. Peter Lang, Berlin 2018, ISBN 978-3-631-77017-7, S. 403–410.
Wiktionary: St. Vincent und die Grenadinen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: St. Vincent und die Grenadinen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: St. Vincent und die Grenadinen – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. Population, total. In: World Economic Outlook Database. Weltbank, 2021, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  2. Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2021, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  3. World Economic Outlook Database October 2023. In: World Economic Outlook Database. Internationaler Währungsfonds, 2023, abgerufen am 22. Oktober 2023 (englisch).
  4. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2023/2024. United Nations Development Programme, New York 2024, ISBN 978-92-1358870-3, S. 275 (englisch, undp.org [PDF]).
  5. St. Vincent und die Grenadinen. In: Auswärtiges Amt. Oktober 2008, abgerufen am 9. Juni 2009.
  6. Urban population (% of total population). Weltbank, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  7. a b World Population Prospects - Population Division - United Nations. Abgerufen am 28. Juli 2017.
  8. Population, total. In: World Economic Outlook Database. Weltbank, 2021, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  9. Hans-Dieter Haas: Die karibischen Inseln. Bevölkerungsentwicklung, Ressourcenerschließung und Tragfähigkeit. In: Helmut Nuhn (Hrsg.): Krisengebiet Mittelamerika. Interne Probleme, weltpolitische Konflikte. Westermann, Braunschweig 1985, ISBN 3-07-508866-8, S. 267–283, hier S. 272.
  10. Jad Adams: Women and the Vote. A World History. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, Seite 438
  11. Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 328.
  12. Bernd Hillebrands: St. Vincent und die Grenadinen. In: Dieter Nohlen (Hrsg.): Handbuch der Wahldaten Lateinamerikas und der Karibik (= Politische Organisation und Repräsentation in Amerika. Band 1). Leske + Budrich, Opladen 1993, ISBN 3-8100-1028-6, S. 695–701, S. 697.
  13. – New Parline: the IPU’s Open Data Platform (beta). In: data.ipu.org. 5. Mai 1951, abgerufen am 28. September 2018 (englisch).
  14. Composition of Parliament. In: assembly.gov.vc. Government of Saint Vincent and the Grenadines, abgerufen am 24. Mai 2024 (englisch).
  15. Elections: Saint Vincentian House of Assembly 2020 General. In: electionguide.org. International Foundation for Electoral Systems (IFES), 10. Mai 2024, abgerufen am 24. Mai 2024 (englisch).
  16. Report on Saint Vincent & The Grenadines General Election November 5th 2020. Electoral Office of the Government of Saint Vincent & the Grenadines, Table 6: Shows Candidates who were elected as Parliamentary Representatives, S. 11 (englisch, electoral.gov.vc [PDF; 4,4 MB; abgerufen am 24. Mai 2024]).
  17. Countries and Territories. Freedom House, 2022, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  18. CPI 2021: Tabellarische Rangliste. Transparency International Deutschland e. V., 2022, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  19. Iran's new revolutionary politics (Memento vom 21. Juni 2010 im Internet Archive)
  20. http://www.finalcall.com/artman/publish/World_News_3/article_7642.shtml
  21. Trend: EU will neue schwarze Liste von Steueroasen (Memento vom 17. April 2021 im Internet Archive)
  22. a b c d e The World Factbook (Memento vom 13. Februar 2016 im Internet Archive)
  23. This Business of Public Debt (Memento vom 6. November 2011 im Internet Archive)
  24. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  25. Individuals using the Internet (% of population). Weltbank, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  26. Nagraj Gollapudi: Next Men's T20 World Cup set to be played from June 4 to 30, 2024. Cricinfo, 28. Juli 2023, abgerufen am 27. April 2024 (englisch).

Koordinaten: 13° 15′ N, 61° 12′ W

Auf dieser Seite verwendete Medien

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Saint Vincent and the Grenadines' national anthem, "Saint Vincent, Land so Beautiful", performed by the U.S. Navy Band circa the late 2010s.
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Aussprachebeispiel des deutschen Substantivs "St. Vincent und die Grenadinen", IPA: /ˌsntˈvɪnsənt ʔʊnt diː ˌɡʁenaˈdiːnən/. Männliche Stimme, aufgenommen von deutschem Muttersprachler aus Berlin, Deutschland.
Fort Duvernette and Young's Island from Calliaqua, St. Vincent 1890s.jpg
Fort Duvernette and Young's Island from Calliaqua, St. Vincent