Saint-Gobain

Saint-Gobain
StaatFrankreich
RegionHauts-de-France
Département (Nr.)Aisne (02)
ArrondissementLaon
KantonTergnier
GemeindeverbandChauny Tergnier la Fère
Koordinaten49° 36′ N, 3° 23′ O
Höhe53–207 m
Fläche29,88 km²
Einwohner2.294 (1. Januar 2019)
Bevölkerungsdichte77 Einw./km²
Postleitzahl02410
INSEE-Code
Websitewww.villedesaintgobain.com

Saint-Gobain im 18. Jahrhundert

Saint-Gobain ist eine französische Gemeinde mit 2294 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) in der Region Hauts-de-France (bis 2015 Picardie) im Norden Frankreichs.

Geografie

Saint-Gobain liegt 20 Kilometer west-nordwestlich von Laon und 30 Kilometer südlich von Saint-Quentin im Staatsforst von Saint-Gobain (forêt domaniale de Saint-Gobain).

Geschichte

Der Name der Gemeinde geht auf einen irischen Mönch namens Goban zurück, der im 7. Jahrhundert in der Gegend unterwegs war, um sie zu missionieren.[1] Der Legende nach ruhte Goban, auf der Flucht vor heidnischen Verfolgern, sich im Wald aus und schlief ein. Als er aufwachte, stellte er fest, dass an der Stelle, wo er seinen Stock in die Erde gesteckt hatte, eine Quelle mit ausgezeichnetem Wasser sprudelte. Er beschloss, sich an diesem Ort, der heute Mont de l’ermitage (Einsiedelei-Hügel) genannt wird, niederzulassen. Der Überlieferung zufolge bewirkte er eine Reihe von Wunderheilungen in der Gegend, bis ihn seine Gegner schließlich gefangen nahmen und am 20. Juni 670 enthaupteten. Die Stelle seiner Hinrichtung wurde in der Folgezeit zu einer Wallfahrtsstätte, um die herum sich das Dorf Saint-Gobain entwickelte.

Der Wald von St. Gobain war schon ein beliebtes Jagdgebiet Karls des Großen, dem Kaiser der Franken. Die Charles-Fontaine, während des Ersten Weltkriegs in „Karlsbrunnen“ umgetauft, in ihm erinnert an ihn. Die St. Lambert-Feste bei Fourdrain war seine Pfalz.

Im 13. Jahrhundert gelangte das Dorf in den Besitz der Adelsherren von Coucy (sires de Coucy). Einer von ihnen, Enguerrand III., baute eine Reihe von Burgen in der näheren Umgebung, darunter von 1226 bis 1242 die Burg von Saint-Gobain, eine große Burg mit fünf Türmen mit annähernd quadratischen Grundriss mit einer Seitenlänge von rund 100 m. Diese Burg wurde 1475 auf Befehl von König Ludwig XI. geschleift.

Zwei Jahrhunderte lang waren die Mauern dem Verfall anheimgegeben, bis sie 1692 Ludwig XIV. der Spiegelglas-Manufaktur Compagnie des Grandes Glaces als Produktionsstätte zur Verfügung stellte. Damit trat das Dorf in die europäische Industriegeschichte ein: 1830 nahm die Gesellschaft den Namen des Ortes an und wurde zur Compagnie de Saint-Gobain, der Vorläuferin des heutigen Weltkonzerns. Bereits zuvor, im 18. Jahrhundert, wurde das Dorf zu einem Zentrum der europäischen Glasproduktion, dank neuer Produktionsverfahren, durch die die zuvor dominierende venezianische Glasmanufaktur zurückgedrängt werden konnte. 1856 wurde eine Eisenbahnstrecke gelegt, über die Rohmaterialien an- und fertige Glasprodukte abtransportiert wurden. 1892 wurde die Produktion auf Ziegel und Bodenplatten ausgeweitet.

Nach starken Zerstörungen und Produktionsstillstand in beiden Weltkriegen wurde die Fabrik jeweils wieder aufgebaut und die Glasproduktion fortgesetzt. 1982 wurde im Glasofen von Saint-Gobain das Glas für die Pyramide vor dem Louvre hergestellt, in einer besonders hellen Qualität mit speziellen chromatischen Eigenschaften, für die zuvor umfangreiche Studien angestellt wurden.

Am 30. November 1993 beschloss der Konzern, die Produktion am Standort Saint-Gobain einzustellen. Am 31. Dezember 1995 wurde, nach 300 Jahren der Glasproduktion, zum letzten Mal Glas am Ort hergestellt.

Bevölkerungsentwicklung

  Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner 
  17932023 18562374 19012317 19622994 
  18002013 18612261 19062268 19682893 
  18062119 18662190 19112305 19752657 
  18212339 18722133 19211586 19822278 
  18312338 18762193 19262196 19902321 
  18362378 18812120 19311976 19992340 
  18412256 18862219 19361909 20042343 
  18462186 18912346 19462217 20062349 
  18512210 18962147 19542535 20162267 
ab 1962 ohne Einwohner mit doppeltem Wohnsitz[2]

Wappen

Blasonierung: „Ein mit rotem Balken unterstütztes Schildhaupt ist durch blau-silbernes Eisenhutfeh geteilt; unten in Schwarz pfahlweise drei silberne Salamander ohne Flammenglorie, erster und dritter nach links gekehrt.“[3]

Sehenswürdigkeiten

Gebäude

  • Kirche aus dem 12. Jahrhundert mit sehenswerter Krypta
  • Monumentales Steinportal der ehemaligen Glasfabrik

Natursehenswürdigkeiten

Der Wald, der den Ort umgibt, war ehemals Eigentum der Glasfabrik und ist jetzt Staatsdomäne. Es handelt sich um einen Mischwald mit Eichen, Rot- und Weißbuchen, Eschen. Auch Birken, Vogelkirschen, Linden und Kastanien findet man vor. Ein Netz von Fußpfaden durchzieht den Wald. Besonders bemerkenswerte Bäume sind auf der örtlichen Wanderkarte verzeichnet; desgleichen Punkte wie die Felsen der Einsiedelei (Roches de l’Ermitage), das Seizine-Kreuz (Croix Seizine), die Sébourgand-Steinbrüche (carrières Sébourgand) und andere. Der Wald ist reich an Rot- und Schwarzwild.

Wirtschaft und Infrastruktur

Tourismus

Nach dem Wegfall der Glasproduktion setzt die Gemeinde auf den Tourismus als Wirtschaftsfaktor und wirbt um Besucher.[4]

Verkehr

Bahnanbindung besteht über den Bahnhof von La Fère in 8 km Entfernung und den Bahnhof von Tergnier in 12 km Entfernung. Letzterer bietet schnelle Direktverbindungen zum Pariser Gare du Nord und nach Maubeuge.

Über den Anschluss Nr. 12 ist die französische Autobahn 26 (E 17) in 15 Kilometern Entfernung in nordnordöstlicher Richtung erreichbar.

Einzelnachweise

  1. Die Darstellung in diesem Abschnitt stützt sich auf die Internet-Seite der Gemeinde zu ihrer Geschichte (Memento des Originals vom 30. Mai 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.villedesaintgobain.com, besucht am 6. Juni 2009 17:00
  2. Statistik auf cassini.ehess.fr
  3. De sable aux trois salamandres d’argent rangées en pal, la première et la dernière contournées ; au chef coupé de vair et de gueules.
  4. L'historique de Saint-Gobain. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 30. Mai 2009; abgerufen am 6. Juni 2009 (französisch, Absätze ganz unten).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.villedesaintgobain.com

Weblinks

Commons: Saint-Gobain (Aisne) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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blason de la commune de saint gobain Aisne france : De sable aux trois salamandres d’argent rangées en pal, la première et la dernière contournées ; au chef coupé de vair et de gueules
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