Sachau (Gardelegen)

Sachau
Hansestadt Gardelegen
Koordinaten:52° 28′ N, 11° 16′ O
Höhe: 59 m ü. NHN
Fläche:8,63 km²
Einwohner:125 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte:14 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Januar 2011
Postleitzahl:39649
Vorwahl:039082
Sachau (Sachsen-Anhalt)

Lage von Sachau in Sachsen-Anhalt

Lage der Ortschaft Sachau in Gardelegen

Sachau ist ein Ortsteil der gleichnamigen Ortschaft der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.[2]

Geografie

Lage

Sachau, ein Dorf mit Kirche, liegt etwa elf Kilometer nördlich von Calvörde in der Altmark zwischen der Colbitz-Letzlinger Heide und dem Naturpark Drömling. Der Grenzgraben Sachau und der Moorgraben Dachau fließen im Norden des Dorfes und münden westlich des Dorfes in die Sichauer Beeke. Die Gardelegener Altstadt befindet sich etwa zehn Kilometer nordöstlich.[3]

Nachbarorte sind Mieste im Westen, Wernitz im Nordwesten, Solpke im Norden, Jerchel im Osten sowie Jeseritz im Südosten von Sachau.

Ortschaftsgliederung

Die beiden offiziellen Wohnplätze des Ortsteils Sachau sind die Kolonie Breiteiche I im Westen und Kämeritz im Süden.[4] Auf der Top50-Karte von 2003 ist südöstlich der damaligen Kolonie Kämeritz ein Wohnplatz namens Jerchel verzeichnet.[5] Der Wohnplatz Waldstern liegt direkt nördlich von Kämeritz.

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Sachau wurde 1472 erstmals als dat wuste dorp Sachou erwähnt, als Kurfürst Albrecht von Brandenburg Werner und Gebhard von Alvensleben mit Schloss und Vogtei Gardelegen belieh,[6] es war nicht besiedelt, also eine Wüstung. 1506 wird Sachou im Verpfändungskonsens des halben Schlosses Gardelegen genannt.[7]

Sachau war ursprünglich ein Rundplatzdorf. Aus alten Karten ergibt sich, dass das Dorf im 16. Jahrhundert auf dem ursprünglichen Grundriss wiedererrichtet wurde.[8]

Ab 1930 war ostsüdöstlich des Dorfes ein Notlandeplatz (Flugplatz) errichtet worden. Den Anstoß dazu gab der Bauer und Landwirt Ewald Knacke aus Sachau. Es entstand eine Flugleitung, im Wald wurden Unterkünfte errichtet. Ebenso gab es eine Feuerwehr, ein Kino und einen Theaterraum. Im angrenzenden Waldgelände waren die Flugzeugstellplätze errichtet worden.[9] Heute wird das Gelände wieder landwirtschaftlich genutzt.

Herkunft des Ortsnamens

Franz Mertens leitet den Namen 1506 Sachou ab vom wendischen Wort „zachow“ für „Schlupfwinkel“.[10]

Archäologie

Im Jahre 1935 wurde der Fund eines Feuersteindolches bei Sachau im Kreis Gardelegen beschrieben: Er ist von gelbbrauner Farbe, 17 Zentimeter lang, der Griff rückseitig flach, im Durchschnitt ein niederes gleichseitiges Dreieck bildend und der Mittelgrat gekröselt. Sein Verbleib wurde nicht überliefert.[11]

Eingemeindungen

Am 1. Juli 1936 wurde die Kolonie Kämeritz aus der Gemeinde Sylpke in die Gemeinde Sachau eingegliedert.[12]

Sachau wurde am 1. Januar 2011 gemäß einem Landtagsbeschluss per Landesgesetz in die Hansestadt Gardelegen eingemeindet.[13] Die ehemalige Gemeinde war ein Mitglied in der Verwaltungsgemeinschaft Südliche Altmark.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
1734101
1774130
1789156
1798164
1801163
1818127
JahrEinwohner
1840248
1864295
1871286
1885237
1895233
1905224
JahrEinwohner
1925324
1939324
1946499
1964334
1971274
1981194
JahrEinwohner
1993148
2006154
2012[00]153[14]
2016125
2017120
2021[0]123[1]
2022[0]125[1]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006:[8]

Religionen

Die evangelischen Christen aus Sachau sind in die Kirchengemeinde Sachau eingepfarrt, die anfangs zur Pfarrei Berge gehörte.[15] 1910 kam sie zu neu errichteten Pfarrei Solpke.[16] Die Kirchengemeinde wurde 2002 mit anderen Gemeinden zur Kirchengemeinde Solpke zusammengeschlossen, die beute betreut wird vom Pfarrbereich Letzlingen im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[17] Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Berge stammen aus dem Jahre 1815.[18]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Hildegard in Gardelegen im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[19]

Politik

Bürgermeister

Ortsbürgermeisterin der Ortschaft Sachau ist Kirsten Trittel.[20] Die letzte Bürgermeisterin der ehemals selbstständigen Gemeinde Sachau war Viola Mewes.

Ortschaftsrat

Bei der Ortschaftsratswahl am 26. Mai 2019 gewann die „Wählergemeinschaft Sachau und Kolonien“ alle 5 Sitze. Gewählt wurden aber nur 2 Ortschaftsrätinnen und 2 Räte, da nur diese sich zur Wahl gestellt hatten.[20][21]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische Dorfkirche Sachau, ein kleiner Saalbau in rotem Sandstein aus den Jahren 1953/54,[22] ist der letzte protestantische Sakralbau der Altmark.[23] Der Vorgängerbau war eine Fachwerkkirche, die im 18. Jahrhundert erbaut worden war.[24] Aus ihm stammt ein mittelalterlicher Taufstein in Kelchform mit Inschrift aus dem Jahre 1619[22] und die Bronzeglocke aus dem Jahre 1670 von Jacob Wenzel.[25]
  • Am Dorfplatz steht unter einer Eiche ein Ehrenmal für Gefallene des Ersten Weltkrieges.[26]

Sage aus Sachau – Der Werwolf

Philipp Wegener überlieferte 1880 eine Sage über ein Mädchen aus Mieste, das einen Mann aus Sachrau heiratete, von dem die Leute sagten, er könnte sich durch das Umlegen eines Riemens in einen Werwolf verwandeln. Sie machte ihm Vorhaltungen darüber. Er bestritt das nicht und wollte es ihr vormachen, sie dürfe ihn aber nicht beim Namen rufen. Es legte den Riemen um und verwandelte sich in einen Wolf. Die Frau aber rief vor Schreck seinen Namen und so musste er fünf Jahre ein Wolf bleiben und verließ das Haus. Die Frau aber verheiratete sich neu. Als die fünf Jahre vorüber waren, schleppte er sich auf den Hof und starb.[27]

Literatur

  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 413, 74. Sachau (Online bei google books).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 212 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Elke Weisbach: Die Kurve zeigt wieder nach oben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 24. Januar 2022, DNB 1047268027, S. 13.
  2. Hansestadt Gardelegen. Der Bürgermeister.: Hauptsatzung der Hansestadt Gardelegen. 27. August 2019, abgerufen am 1. März 2022.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 29 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  5. Top50-CD Sachsen-Anhalt, 1:50000, Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2003
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 141 (Digitalisat).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 159 (Digitalisat).
  8. a b Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1845–1848, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  9. Sebastian Siebert: Fahrt führte Solpker zum Sachauer Flugplatz. In: Volksstimme Magdeburg. 15. August 2011 (archiviert auf archive.org (Memento vom 2. November 2018 im Internet Archive) [abgerufen am 2. November 2018]).
  10. Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB 1015184308, S. 202.
  11. Paul Kupka: Fundberichte. Hrsg.: Paul Kupka im Auftrag des Altmärkischen Museumsvereines zu Stendal (= Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. Band IV.). 1918, ZDB-ID 212026-4, S. 246.
  12. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1936, ZDB-ID 3766-7, S. 113.
  13. Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Altmarkkreis Salzwedel (GemNeuglG SAW) vom 8. Juli 2010. 8. Juli 2010, GVBl. LSA 2010, 410, § 3, § 4 (sachsen-anhalt.de [abgerufen am 28. Februar 2022]).
  14. Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
  15. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 60 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  16. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1910, ZDB-ID 3766-7, S. 163.
  17. Pfarrbereich Letzlingen. Abgerufen am 2. November 2018.
  18. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 7 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 18. Februar 2023.
  20. a b Hansestadt Gardelegen: Bürgerinfoportal Gardelegen, Ortschaftsrat Sachau. In: kitu-genossenschaft.de. Abgerufen am 27. März 2022.
  21. Elke Weisbach: Sechs von vier Ratssitze in Jeseritz besetzt. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Gardelegen,. 29. Mai 2019 (volksstimme.de [abgerufen am 25. März 2022]).
  22. a b Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 403 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  23. Hansestadt Gardelegen: Sachau. In: gardelegen.de. Abgerufen am 27. März 2022.
  24. Adolf Parisius, Adolf Brinkmann: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gardelegen (= Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen. Heft 20). Otto Hendel, 1897, DNB 362007144, S. 143.
  25. Folkhard Cremer in: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band I: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 788.
  26. Sachau, Stadt Gardelegen. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. April 2018, abgerufen am 1. Oktober 2022.
  27. Philipp Wegener: Sagen und Märchen des Magdeburger Landes, aus dem Volksmunde gesammelt. Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde des Herzogtums und Erzstifts Magdeburg (= Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg. Band 15). Schäfer’sche, Magdeburg 1880, S. 60 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DrCYBAAAAYAAJ%26pg%3DPA60~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).

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