Saab 29
Saab 29 Tunnan | |
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Typ | Strahlgetriebenes Kampfflugzeug |
Entwurfsland | |
Hersteller | Saab AB |
Erstflug | 1. September 1948 |
Indienststellung | 10. Mai 1951 |
Produktionszeit | 1950–1956 |
Stückzahl | 661 |
Die Saab 29 Tunnan (deutsch die Tonne) war ein einstrahliges Kampfflugzeug des schwedischen Flugzeugherstellers Saab aus der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die Bezeichnung „Tunnan“ (schwedisch für Tonne, Fass) leitet sich vom gedrungenen und etwas bauchigen Erscheinungsbild des Flugzeuges ab, das an eine fliegende Tonne erinnerte. Es war das erste in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg in Serie gefertigte Kampfflugzeug mit Pfeilflügeln. Der Erstflug fand am 1. September 1948 durch den britischen Piloten Robert Moore statt.[1]
Geschichte
Im Frühjahr 1945 wurde ein Angestellter der Messerschmitt-Werke, der geheime Dokumente der SS mit sich führte, beim illegalen Übertritt der deutsch-schweizerischen Grenze verhaftet. Im Herbst 1945 kam Frid Wänström, Projektleiter von Saab, in die Schweiz und prüfte dort die Unterlagen. Er erkannte deren Bedeutung und begann darauf basierend die Entwicklung der Saab 29. Als Basis der Entwicklung diente das Messerschmitt-Projekt P.1101.[2]
Insgesamt wurden während der Entwicklungsphase vier Prototypen gefertigt.
Konstruktion
Bei der Saab 29 handelt es sich um einen ganz aus Metall gefertigten, einsitzigen, von einem Strahltriebwerk angetriebenen Mitteldecker. Die Tragflächen sind als Pfeilflügel ausgeführt und weisen ab der E-Variante einen Sägezahn mit Grenzschichtzaun auf, was höhere Anstellwinkel möglich machte. Das Fahrwerk ist einziehbar ausgeführt.
Es war das erste Kampfflugzeug dieser Art in West-Europa und ähnelte in der Auslegung der deutschen Messerschmitt P.1101, der sowjetischen MiG-15 und der US-amerikanischen F-86. Das gedrungene Erscheinungsbild ist auf das mit Radialverdichter ausgeführte De-Havilland-Ghost-Triebwerk zurückzuführen.
Um die Langsamflugeigenschaften beherrschbar zu gestalten, wurden automatische Vorflügel aus Leichtmetallguss an den Tragflächen angebracht, die bei eingefahrenen Landeklappen verriegelt waren. Die Landeklappen reichten beim ersten Prototyp über die gesamte Tragflächenlänge, wobei die Querruder gleichzeitig als Landeklappen dienten. Ab dem zweiten Prototyp wurden diese Funktionen wieder getrennt. Die Pfeilung des zweiholmigen Tragwerkes betrug 25°; es bestand zum Teil aus der Aluminiumlegierung 75S und wurde mit Senknieten gefertigt. Die Höhenflosse, an der auch das Höhenruder angebracht war, konnte zur Trimmung von +1° bis −6° eingestellt werden.[3]
Zur Sicherheit des Piloten wurde ein bei Saab entwickelter Schleudersitz eingebaut. Der Projektleiter bei Saab war Lars Brising.
Einsatz
Die Einsatzbezeichnung lautete J 29 für die Jagdvarianten (schwedisch: „Jakt“) und S 29 für die Aufklärungsvariante (schwedisch: „Spaning“). Am 10. Mai 1951 wurden die ersten Serienmaschinen an die Staffel F 13 in Norrköping ausgeliefert. In den Jahren 1954 und 1955 erlangte die Saab 29 die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit, als es gelang, zwei Weltrekorde aufzustellen – einmal 977 km/h über eine Strecke von 500 km und 900 km/h über eine Großkreis-Distanz von 1000 km.[4]
Während der Operation der Vereinten Nationen in Kongo wurden neun Saab J 29B und zwei S 29C bereitgestellt. Ab 1960 wurde die Tunnan durch den wesentlich modernen Nachfolger Saab 35 Draken ersetzt. Insgesamt baute Saab neben den Prototypen 224 Exemplare der J 29A, 360 J 29B (viele später modifiziert zu J 29E und J 29F) und 76 Maschinen der Aufklärerversion S 29C.
Export
Einziger Exportkunde des Musters war das österreichische Bundesheer. Der Alpenstaat übernahm zwischen 1960 und 1962 insgesamt 30 gebrauchte Saab 29F in zwei Losen zu je 15 Flugzeugen und betrieb diese bis 1973.
Varianten
Folgende Varianten wurden gefertigt:
- Saab J 29A, Jagdflugzeug
- Saab J 29B, Jagdflugzeug
- Saab S 29C, Aufklärungsflugzeug mit sieben Kameras
- Saab J 29D, mit einem Nachbrenner ausgerüstete J 29B, nur Muster
- Saab J 29E, Jagdflugzeug
- Saab J 29F, Jagdflugzeug, umgerüstete Saab J 29B mit schwedischem Nachbrenner
Nutzer
- Österreich
- Schweden
- UNO (Einsatz im Kongo durch die schwedische Luftwaffe)
Technische Daten
Kenngröße | Daten Saab J 29B |
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Besatzung | 1 |
Länge | 10,23 m |
Spannweite | 11,00 m |
Höhe | |
Flügelfläche | |
Flügelstreckung | |
Leermasse | |
max. Startmasse | |
Höchstgeschwindigkeit | 1035 km/h |
Dienstgipfelhöhe | 13.500 m |
Reichweite | |
Triebwerke | 1 × de Havilland Ghost mit 22,26 kN |
Bewaffnung
- Im Rumpf integrierte Rohrwaffen
- 4 × 20-mm-Maschinenkanone Hispano-Suiza 804 (Mk. V bzw. Akan m/47C) mit je 180 Schuss Munition[5]
- Kampfmittel bis zu 1000 kg an acht Außenlaststationen
- Luft-Luft-Lenkflugkörper
- 2 × RB 24 (Robotsystem 24, schwedische Lizenzproduktion der Ford AIM-9B „Sidewinder“) – infrarotgesteuerter Kurzstrecken-Luft-Luft-Lenkflugkörper
- Ungelenkte Luft-Luft-Raketen
- 4 × Startschiene mit je 3 × ungelenkten Luft-Luft-Raketen 75 mm (2,95 inch)
- Ungelenkte Luft-Boden-Raketen
- 4 × Startschiene mit je 2 × ungelenkten Luft-Boden-Raketen 80 mm (3 inch)
- 14 × ungelenkte M60-Anti-Panzer-Raketen 135 mm (5,7 inch)
- 14 × ungelenkte M50-Luft-Boden-Raketen 150 mm (5,9 inch)
- 4 × Startschiene mit je einer Anti-Schiff-Rakete 180 mm (7,2 inch)
- Ungelenkte Bomben
- 4 × Freifallbombe (125 kg bzw. 275 lb)
- 2 × Napalmbombe (befüllter 500-Liter-Zusatztank)
- Zusatzbehälter
- 2 × abwerfbarer Zusatztank mit 400 Liter (106 US gallon) Kerosin
- 2 × abwerfbarer Zusatztank mit 500 Liter (132 US gallon) Kerosin
Verbleib
Heute existiert neben diversen Maschinen in Museen nur noch ein flugfähiges Exemplar (zivile Registrierung SE-DXB), das sich im Besitz des schwedischen Luftfahrtmuseums befindet und von der F10 Friends Society in Ängelholm betreut wird. Im Außenbereich des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums befindet sich ein rund um die Uhr der Öffentlichkeit zugängliches Modell einer „fliegenden Tonne“, die vom österreichischen Bundesheer ausgemustert wurde. Ein weiteres Modell, welches zuständigkeitshalber dem Heeresgeschichtlichen Museum zuzuzählen ist, befindet sich in der Militärluftfahrtausstellung Zeltweg im Fliegerhorst Hinterstoisser.[6] Eine Maschine befindet sich im Österreichischen Luftfahrtmuseum am Flughafen Graz Thalerhof.[7] Ein weiteres ausgemustertes Exemplar befindet sich in Linz auf dem Schulgelände des LiTec (HTL Paul-Hahn-Straße), eine Maschine befindet sich im Innenbereich der Kaserne Hörsching (Fliegerhorst Vogler). Eine Maschine befindet sich am Flughafen Wien, eine weitere im steirischen Ratschendorf in Privatbesitz. Eine weitere Maschine ist im Freizeitpark Hubhof im niederösterreichischen Aggsbach Markt ausgestellt.
Weblinks
- SAAB 29 Tunnan, a short description auf Swedish military aviation (englisch)
- SE-DXB auf Airliners.net (Bilder)
- Düsenjets nach Naziplänen auf Tages-Anzeiger
Siehe auch
- Lars Brising
- Frid Wänström
- Sten Luthander
- Erik Bratt
- Olof Ljungström
- Saab AB
Einzelnachweise
- ↑ A Flight through the ages. Flygvapenmuseum, 2002.
- ↑ Radinger, Schick: Messerschmitt Geheimprojekte. Aviatic.
- ↑ Janes all the worlds aircraft 1956–1957.
- ↑ Greg Goebel: The SAAB 29 Tunnan. In: vectorsite.net. 1. Juli 2011, archiviert vom Original am 29. Juni 2011; abgerufen am 6. Oktober 2012 (englisch).
- ↑ Archivlink (Memento vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive)
- ↑ auf doppeladler.com, abgerufen am 10. September 2013
- ↑ Webpräsenz des Österreichischen Luftfahrtmuseums Graz-Thalerhof
Auf dieser Seite verwendete Medien
Flagge Österreichs mit dem Rot in den österreichischen Staatsfarben, das offiziell beim österreichischen Bundesheer in der Charakteristik „Pantone 032 C“ angeordnet war (seit Mai 2018 angeordnet in der Charakteristik „Pantone 186 C“).
Saab J 29F Tunnan („fliegende Tonne“) vor dem Heeresgeschichtlichen Museum in Wien
Autor/Urheber:
Saab J29F „Tonne“ (Kennzeichen „Yellow F“) der Österreichischen Luftstreitkräfte in der Ausstellung „Militärluftfahrt 2006“ in Zeltweg
Autor/Urheber: Gnolam, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Saab 29 Tunnan (J 29) "Gul Rudolf" in flight at the Swedish Armed Forces' Airshow 2010.
Autor/Urheber: Per80, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Cockpit of J 29F 29575. This aircraft was converted for target towing and towards the end of its service and thus lacking some of the original fighter equpiment The picture was taken just prior to restoration of the cockpit to its original fighter configuration.