MR UR-100

Die MR UR-100 (oft auch: UR-100MR) ist eine Interkontinentalrakete (GRAU-Index: 15A15) mit nuklearen Mehrfachsprengköpfen, die in der Sowjetunion entwickelt wurde. Der NATO-Codename lautet SS-17 Spanker. Der Systemindex der russischen Streitkräfte lautet RS-16A Sotka.

MR UR-100

Nutzlastsektion einer MR UR-100 im Kriegs-Freilichtmuseum zu Orenburg
Nutzlastsektion einer MR UR-100 im Kriegs-Freilichtmuseum zu Orenburg

Allgemeine Angaben
TypInterkontinentalrakete
Heimische Bezeichnunga. RS-16 (MR UR-100)
b. RS-16A
c. RS-16B (MR UR-100UTTKh)
GRAU-Indexa. 15A15
b. 15A16
c. 15A16M
NATO-Bezeichnunga. SS-17 Spanker mod 1
b. SS-17 Spanker mod 2
c. SS-17 Spanker mod 3
HerkunftslandSowjetunion Sowjetunion
HerstellerJuschmasch
EntwicklungOKB-586 ab 1970
Einsatzzeit1975–1997
Technische Daten
Länge24,38 m
Durchmesser2.250 mm
Gefechtsgewicht71.100 kg
Antrieb
Erste Stufe
Zweite Stufe
Dritte Stufe
Flüssigkeitstriebwerk
RD-268 + RD863 (4×Vernier)
RD-862
15D171
Feststofftriebwerk am Bus
Reichweitemin. 1.000 km
max. 10.250 km (a. und c.)
max. 10.320 km (b.)
Ausstattung
LenkungInertiales Navigationssystem
GefechtskopfNuklear
a. 3 MRV à 200 kT
b. 1 RV 3.6 MT
c. 4 MIRV à 750 kT
ZünderProgrammierter Zünder
WaffenplattformenRaketensilo
CEP

450 – 900 m

Nutzlast

2.250 kg

Listen zum Thema

Entwicklung

Die UR-100MR entstand als Nachfolgesystem der UR-100 (NATO-Code:SS-11 Sego). Sie wurde 1975 bei den sowjetischen Raketentruppen eingeführt. Das neue System wurde zur Bekämpfung von verbunkerten Zielen, wie Raketensilos und Kommandobunkern konzipiert. Insgesamt wurden 150 Systeme hergestellt. Sämtliche Raketen waren in ehemaligen Silos der Vorgängerversion UR-100 stationiert. Weil die UR-100MR länger als ihre Vorgänger waren, konnte ihre Spitze zur Seite geklappt werden. Unmittelbar vor dem Start wurde die Lenkwaffenspitze aufgerichtet.

Technik

Alle Versionen waren zweistufige Raketen mit Flüssigkeitstriebwerk. Als Treibstoff verwendete die UR-100MR wie das Vorgängermodell UR-100 bzw. die auch aus dem OKB Jangel stammende R-36M die flüssigen und lagerfähigen UDMH als Treibstoff und Distickstofftetroxid als Oxidator. Die Sprengköpfe waren auf einem sog. Post-Boost-Vehicle (PBV) als Bus montiert. Die Steuerung der Rakete erfolgte durch eine Trägheitsnavigationsplattform. Es wurde eine Treffgenauigkeit (CEP) von 450 m bis 900 m erreicht.

Bei der UR-100MR wurde als erste ihrer Art das „kalte“ Startverfahren angewendet. Dabei wird die Lenkwaffe mittels Pressluft aus dem Silo ausgestoßen. Das Triebwerk zündet während dieses Initialvorganges außerhalb des Silos. Mittels dieser Technologie wird Treibstoff gespart und eine Beschädigung des Silos vermieden.

Neben den Nukleargefechtsköpfen konnte die MR UR-100 auch mit einem Gefechtskopf mit chemischem Kampfstoff bestückt werden. Dieser 9-A-707-Gefechtskopf (russisch ПАС-2000СУ, PAS-2000SU) war mit 1945 kg verdicktem VX (russische Bezeichnung VR-33) beladen. Für die MR UR-100 standen insgesamt 118 dieser Gefechtsköpfe bereit.[1]

Status

1986 waren SS-17 im Raum Kostroma sowie bei Osjorny (Jedrowo) stationiert. Das letzte System wurde 1997 ausgemustert.

Siehe auch

Quellen

  • Russian Strategic Nuclear Forces by Frank von Hippel, Pavel Podvig
  • JANE’S STRATEGIC WEAPON SYSTEMS Edition 2005 Jane’s Verlag
  • Landgestützte sowjetische/russische ballistische Lenkwaffen DTIG – Defense Threat Informations Group, Juli 2005

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Сайт Федорова Льва Александровича: Химическое разоружение по-русски (russisch)

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flag of the Ministry of Defence of the Russian Federation (Министерство обороны Российской Федерации). Colours are taken from the Flag of Russia.