Schnelleinsatzeinheit Bergung Ausland
Die Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA, englisch Rapid Deployment Unit Search and Rescue) des Technischen Hilfswerks ist eine taktische Einheit zur notfallmäßigen Urban Search and Rescue, wie es die INSARAG Guidelines der Vereinten Nationen fordern.
Sie ist weltweit einsetzbar und sechs Stunden nach Alarmierung zum Abflug bereit. Sie umfasst biologische Ortung (Rettungshunde), technische Ortung (akustische Ortungsgeräte), technische Bergungsmöglichkeiten und medizinische Versorgung.
Aufgaben
Die SEEBA hat im Wesentlichen folgende Aufgaben:
- Ortung und Rettung von verschütteten Personen
- Bergung von Toten und Sachwerten
- Fachkundige Beratung örtlicher Kräfte und Stellen (Koordination)
- Leistung technischer Hilfe
- Erkundung weitergehender Hilfsmöglichkeiten
- ggf. Vorbereitung von Folgeeinsätzen
Dies kann die SEEBA sowohl im Aus- als auch im Inland leisten.
Struktur
Gemäß INSARAG-Zertifizierung[1] verfügt die SEEBA über zwei Einsatzoptionen:
Darüber hinaus kann in einem extremen Bedarfsfall auch ein sogenanntes Heavy + Search and Rescue Team mit fast 100 Personen entsendet werden.
Das Team besteht aus einer Managementkomponente mit Führungsstab, Logistik und Medizin sowie einer bzw. mehreren Ortungs- und Bergungsgruppen. Alle Funktionen sind mehrfach besetzt, um eine ständige Einsatzbereitschaft zu gewährleisten und gegebenenfalls mehrere Einsätze gleichzeitig zu bewältigen.
Die SEEBA ist weltweit einsetzbar und sechs Stunden nach Alarmierung zum Abflug bereit.[2] Am Einsatzort kann sie für zehn Tage autark agieren. Dies betrifft die Versorgung mit Trinkwasser und Verpflegung.
Insgesamt existieren SEEBA-Einheiten in drei Ortsverbänden in Deutschland: in Bocholt (Nordrhein-Westfalen), Darmstadt (Hessen) und Freisen-Nohfelden (Saarland).[2] Die Alarmierung erfolgt in der Regel durch das Bundesministerium des Innern oder das Auswärtige Amt.
Die SEEBA ist nicht nur gemäß INSARAG als Heavy Search and Rescue Team zertifiziert, sondern ist auch Rahmen des EU-Gemeinschaftsverfahrens als ein HUSAR-Modul gelistet und kann auf Ersuchen eines EU-Staates für gemeinschaftliche Hilfsmaßnahmen angefordert werden.[2]
Ausbildung und Personal
THW-Kräfte können sich für die SEEBA bewerben und unterlaufen ein Aufnahmeverfahren.
Die Spezialisten der SEEBA sind in Deutschland in einen Ortsverband des THW fest integriert und nehmen an dessen Übungen teil. Zusätzlich absolvieren sie die i. d. R. monatlich stattfindenden SEEBA-Übungen bzw. Ausbildungen gemäß ihrer spezifischen Funktionen und nehmen auch an internationalen Übungen teil.[3][4][5][6][7]
Ausrüstung und Fahrzeuge
Die Ausrüstung der SEEBA wiegt insgesamt 15 Tonnen und ist in Form von Leichtmetallkisten mit jedem Linienverkehrsflugzeug verlastbar.[2] Sie beinhaltet Rettungsausstattung, Ortungsgeräte, die Campausstattung mit Stromerzeuger (40 kVA), eine Feldküche und Verpflegung für zehn Tage für das Personal und die Rettungshunde. Bei besseren Lufttransportkapazitäten können Fahrzeuge wie Geländewagen und kleine LKW mit Anhänger mitgeführt werden.
Die gesamte Ausstattung wird im Zentrum für Auslandslogistik (ZAL) des THW in Mainz vorgehalten.[8]
Geschichte und Einsätze
1986 erteilte das Bundesministerium des Innern die Weisung zur Aufstellung einer Schnell-Einsatz-Einheit für den Auslandseinsatz.[9] Hintergrund waren die Erfahrungen des Erdbeben von Mexiko-Stadt 1985. 2007 erhielt die SEEBA als erste deutsche Einheit die INSARAG-Zertifizierung.[10] Die regelmäßigen Reklassifizierungen erfolgten 2012 und 2017.[11][12]
Eine Auswahl der internationalen SEEBA-Einsätze seit 1988:
- Erdbeben von Spitak 1988[13]
- Erdbeben von Erzincan 1992[9]
- Erdbeben von Düzce und Izmit 1999[14]
- Erdbeben in Gujarat 2001[9]
- Erdbeben im Indischen Ozean 2004[15]
- Erdbeben in Kaschmir 2005[16]
- Tōhoku-Erdbeben 2011[17]
- Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut 2020[18]
In Deutschland wurde die SEEBA bzw. ihre Teileinheiten bei folgenden Unglücken eingesetzt:
- Explosion mit Gebäudeeinsturz in Berlin-Steglitz 1998[2]
- Eisenbahnunfall von Eschede 1998[2]
- Gasexplosion in Lehrberg 2006[2]
Siehe auch
- I.S.A.R. Germany
- @fire Internationaler Katastrophenschutz Deutschland
- Austrian Forces Disaster Relief Unit
- Rettungskette Schweiz
- USAR.NL
Einzelnachweise
- ↑ INSARAG Members, Europe. Abgerufen am 13. Juli 2021.
- ↑ a b c d e f g h i Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA). Abgerufen am 13. Juli 2021.
- ↑ Erdbeben in „Euphoria“. 8. Oktober 2009. Abgerufen am 14. Juli 2021.
- ↑ Orion 2010: Schnelle Rettung für Verschüttete. 10. September 2010. Abgerufen am 14. Juli 2021.
- ↑ Polex2013 beendet. 26. April 2013. Abgerufen am 14. Juli 2021.
- ↑ SEEBA trainiert in Frankreich. 24. Mai 2016. Abgerufen am 14. Juli 2021.
- ↑ Erdbeben in Modulistan: SEEBA und ATF üben in Dänemark. 1. Februar 2019. Abgerufen am 14. Juli 2021.
- ↑ Bundesanstalt Technisches Hilfswerk: Von Mainz aus in die ganze Welt. 4. Juni 2012. Abgerufen am 1. Januar 2022.
- ↑ a b c Bundesanstalt Technisches Hilfswerk: 25 Jahre SEEBA Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland. November 2011. Abgerufen am 13. Juli 2021.
- ↑ UN-Klassifizierung für THW-Schnelleinsatzeinheit SEEBA. 3. September 2007. Abgerufen am 14. Juli 2021.
- ↑ THW-SEEBA Reklassifizierung 2012. 4. September 2012. Abgerufen am 14. Juli 2021.
- ↑ Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) erfolgreich reklassifiziert. 10. Mai 2017. Abgerufen am 14. Juli 2021.
- ↑ Vor 30 Jahren: Das Erdbeben in Armenien. 2. Februar 2019. Abgerufen am 12. Juli 2021.
- ↑ Unvergessener SEEBA-Einsatz – 20 Jahre nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei. 16. August 2019. Abgerufen am 13. Juli 2021.
- ↑ Tsunami 2004 – SEEBA-Einsatz in Thailand. 29. Dezember 2014. Abgerufen am 12. Juli 2021.
- ↑ SEEBA-Team kehrt aus Pakistan zurück – der Einsatz geht weiter. 17. Oktober 2005. Abgerufen am 12. Juli 2021.
- ↑ THW im Katastrophengebiet. 21. März 2011. Abgerufen am 12. Juli 2021.
- ↑ Fünf Tage nach Explosion: Deutsche THW-Helfer beenden Rettungsarbeiten in Beirut. 8. September 2020. Abgerufen am 13. Juli 2021.
Weblinks
Auf dieser Seite verwendete Medien
Kräfte des Technischen Hilfswerks beim Hochwassereinsatz in Rumänien
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