SChTS-NATI

СТЗ, ХТЗ und АТЗ
(c) Bundesarchiv, Bild 183-V8393-009 / CC-BY-SA 3.0

Ein SChTS-NATI bei Schwerin, wahrscheinlich frühe 1950er-Jahre

SChTS-NATI
Hersteller:Charkowski Traktorny Sawod
sowie
Stalingradski Traktorny Sawod
und
Altaiski Traktorny Sawod
Verkaufsbezeichnung:СХТЗ-НАТИ
Produktionszeitraum:1937–1952
Motoren:Vierzylinder-Petroleummotor
Länge:3750 mm
Höhe:2300 mm
Radstand:2250 mm
Spurweite:1435 mm
Standardbereifung:Gleisketten
Leergewicht:4800–5100 kg
Vorgängermodell:keines
Nachfolgemodell:DT-54

Der SChTS-NATI (russisch СХТЗ-НАТИ), später auch als ASChTS-NATI bezeichnet, ist ein sowjetischer Kettentraktor, der ab 1937 in verschiedenen Traktorenwerken gefertigt wurde. Insgesamt entstanden knapp 200.000 Exemplare des Fahrzeugs.

Fahrzeuggeschichte

(c) Bundesarchiv, Bild 183-R0210-340 / CC-BY-SA 3.0
Ein SChTS-NATI in Sachsendorf (1950)
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R0210-350 / CC-BY-SA 3.0
Gleich vier SChTS-NATI auf einer MAS, ebenfalls Sachsendorf (1950)

Der SChTS-NATI wurde in den 1930er-Jahren im Moskauer Fahrzeugbauinstitut NATI entwickelt. Nach mehreren politischen Beschlüssen und Tauglichkeitsprüfungen begannen 1937 sowohl das Charkowski Traktorny Sawod (kurz ХТЗ) als auch das Stalingradski Traktorny Sawod (СТЗ) mit der Serienfertigung der Maschinen.[1] Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg mussten beide Werke die Produktion unterbrechen. In Charkow passierte dies bereits 1941, in Stalingrad ein Jahr später. Während das gesamte Charkower Werk in das Altaigebirge evakuiert wurde, erfolgte in Stalingrad eine Produktionsumstellung auf Rüstungsgüter.[2]

Entgegen anders lautenden Angaben begann bereits 1942 das Altaiski Traktorny Sawod (АТЗ) mit dem Bau von Kettentraktoren vom Typ SChTS-NATI. Dieses Werk entstand 1941/42 durch die Evakuierung der Charkower Fertigung an den Standort Rubzowsk. Es war auch das einzige sowjetische Traktorenwerk, das auch während der Kriegsjahre 1942 bis 1944 durchgängig Traktoren baute.[3] 1944 nahmen sowohl das Charkower als auch das Stalingrader Werk die Produktion des Traktors wieder auf.[2] Bei beiden Unternehmen endete sie 1949 zugunsten des Nachfolgers DT-54. Im Altaiski Traktorny Sawod ging man diesen Schritt erst 1952. Insgesamt wurden in allen Werken 190.744 Traktoren des Typs SChTS-NATI gefertigt.[2]

Die Bezeichnung SChTS-NATI beziehungsweise СХТЗ-НАТИ setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. NATI steht für das oben erwähnte Fahrzeuginstitut, das den Traktor entwickelte, ТЗ allgemein für Traktorny Sawod (zu Deutsch: Traktorenwerk). Х steht für Charkow (russisch Харьков), С für Stalingrad (russisch Сталинград).[1] Die ebenfalls gelegentlich verwendete Bezeichnung ASChTS-NATI ist um das A aus Altai ergänzt,[1] wurde aber erst später eingeführt, da bei Produktionsbeginn das Altaiski Traktorny Sawod noch gar nicht existierte.

Der SChTS-NATI kam auch nach Deutschland. Einige Monate vor der Gründung der DDR, im Sommer 1949, lieferte die UdSSR eine Charge von etwa 1000 Traktoren in die Sowjetische Besatzungszone. Darunter befanden sich auch 248 SChTS-NATI.[4] Ob danach weitere Exemplare importiert wurden, ist unbekannt, ebenso ist nicht klar, ob in Deutschland ein Exemplar erhalten blieb. In Russland sind einige Maschinen in Museen oder in Sammlerhänden vorhanden, ob darunter betriebsfähige Exemplare sind, ist nicht bekannt.

Eine technische Besonderheit des Traktors war der Motor. Es wurde ein Petroleummotor verbaut, der nach dem Prinzip eines Ottomotors arbeitete, aber schwereres Petroleum verbrennen konnte. Er wird mit Benzin gestartet und muss zunächst die Betriebstemperatur von 80 bis 90 °C erreichen und kann dann auf Petroleumbetrieb umgestellt werden. Der Betrieb war aufwändig und störanfällig, da die Maschinen nicht abkühlen durften. Fällt die Temperatur zu stark, verbrennt das Petroleum unvollständig, gelangt ins Motorenöl, verdünnt dieses und sorgt so für schwere Lagerschäden.[1] Zusätzlich wurde zur Kühlung und Leistungssteigerung serienmäßig eine Wassereinspritzung verbaut.[1]

Technische Daten

Die nachfolgenden Daten beziehen sich auf das Modell SChTS-NATI.[1][2] Einzelne Werte schwanken je nach Quelle leicht.

  • Motor: Vierzylinder-Viertakt-Petroleummotor mit Wassereinspritzung
  • Motortyp: 1MA, eventuell auch anders bezeichnet
  • Leistung: 52 PS (38,3 kW) bei 1250 min−1
  • Zughakenleistung: 34 PS
  • Hubraum: 7460 cm³
  • Bohrung: 125 mm
  • Hub: 152 mm
  • Anlasser: Handkurbel
  • Getriebe: handgeschaltetes Getriebe mit vier Vorwärts- und einem Rückwärtsgang
  • Höchstgeschwindigkeit: 20 km/h für Transportaufgaben
  • Arbeitsgeschwindigkeit: 3,82 bis 8,04 km/h
  • Riemenscheibe als Sonderausstattung, keine Hydraulikanlage

Abmessungen und Gewichte

  • Länge: 3750 mm
  • Höhe: 2300 mm
  • Radstand (zwischen den Kettenrädern): 2250 mm
  • Spurweite: 1435 mm
  • Gesamtgewicht: 4800 bis 5100 kg, je nach Angabe

Literatur

  • Horst Hintersdorf: Typenkompass. Traktoren und Landmaschinen. DDR-Importe aus den RGW-Staaten. Motorbuch Verlag, 1. Auflage 2006.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Horst Hintersdorf: Typenkompass. Traktoren und Landmaschinen DDR-Importe aus den RGW-Staaten, S. 31.
  2. a b c d Online abrufbarer Zeitungsartikel aus der Техника-молодежи (Memento vom 1. Oktober 2016 im Internet Archive), Juni 1975, russisch.
  3. Geschichte des Altaiski Traktorny Sawods auf der Webseite des Herstellers (russisch)
  4. Horst Hintersdorf: Typenkompass. Traktoren und Landmaschinen DDR-Importe aus den RGW-Staaten, S. 8.

Weblinks

Commons: SChTS-NATI – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Bundesarchiv Bild 183-R0210-340, Sachsendorf, Maschinenpark der MAS.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R0210-340 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Sachsendorf, Maschinenpark der MAS

ADN-ZB Blunck 1950 MAS Sachsendorf Bezirk Frankfurt-Oder. Der Maschinenpark. [u.a. Traktor]

Aufn. 1950.
Bundesarchiv Bild 183-V8393-009, Schwerin, Feldarbeit.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-V8393-009 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Schwerin, Feldarbeit Schwerin Feldarbeiten mit Traktor Zentralbild Berlin W 8 Ho
Bundesarchiv Bild 183-R0210-350, Sachsendorf, Maschinenpark der MAS.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R0210-350 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Sachsendorf, Maschinenpark der MAS ADN-ZB Blunck 1950 MAS Sachsendorf Bezirk Frankfurt-Oder. Aufn. 1950.