S1 (1913)
Film | |
Originaltitel | S1 |
Produktionsland | Deutschland |
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Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1913 |
Länge | ca. 61 Minuten |
Stab | |
Regie | Urban Gad |
Drehbuch | Urban Gad |
Produktion | Paul Davidson |
Musik | Max Jacobs (Dirigent) |
Kamera | Emil Schünemann Karl Freund |
Besetzung | |
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S1 ist ein deutsches Stummfilmdrama, das der dänische Regisseur Urban Gad 1913 in Berlin nach eigenem Drehbuch für die Projektions-AG PAGU[1] des Paul Davidson realisierte. Vorlage für das Drehbuch war ein Schauspiel von E. Pagani. Die weibliche Hauptrolle in dem Technologie-Spionagefilm spielte Asta Nielsen.
Handlung
Eben konnte Gertrud, Tochter des Generals von Hessendorf, ihren Vater noch dazu überreden, sie auf einem Probeflug mit dem neuen Luftschiff mitzunehmen. Doch schon Tage später liegt es zerschellt am Boden. Die Sachverständigen wollen sich von dem Unglück nicht entmutigen lassen. Sie beraten sich über die Verbesserung der Luftflotte und bringen dabei Pläne für einen neuen Typ von Aeroplan ins Spiel, den ein junger Erfinder namens Johnson in Kopenhagen entwickelt hat.
Gertrud ist heimlich verlobt mit Graf Baldini. Der aber handelt im Interesse eines Agentenrings, für den er den neuen Aeroplan ausspionieren soll, und benutzt seine Braut, um an die Pläne heranzukommen. Er überredet sie, ihn mit dem Erfinder bekanntzumachen, und bringt diesen dazu, ihm gegen Honorar Kopien der Pläne zu verschaffen. Gertrud gerät so in den Zwiespalt zwischen Neigung und Treue zu ihrem Vaterland. Sie verständigt ihren Vater von dem Vorhaben, worauf dieser Baldini die Einwilligung zur Heirat entzieht: „Niemals werde ich die Hand meiner Tochter einem geheimen Feinde meines Vaterlandes geben!“, sagt er (in einem Zwischentitel).
Gertrud, zwischen Vaterlandsliebe und der Treue zu dem Geliebten schwankend, weigert sich schließlich, mit Baldini zu fliehen, und nimmt ihm die Pläne wieder ab. Ihr Vater erwirbt offiziell die Pläne des Flugapparats, der ein Jahr darauf fertiggestellt wird und „S1“ heißen soll. Der Schlusstitel „Das Glück des Vaterlandes ist das Glück aller“ wird zur patriotischen Apotheose über Gertruds zerronnenem privatem Liebesglück.
Hintergrund
Die Dreharbeiten fanden im August 1913 statt; die Außenaufnahmen wurden auf dem Flugplatz Wanne im Ruhrgebiet, die Studioszenen im Union-Atelier[2] in Berlin-Tempelhof gemacht. Die Kameraleute waren Emil Schünemann und Karl Freund.[3] Die originale Kinomusik dirigierte Max Jacobs. Das Orchester umfasste 20 Musiker.[4]
Von den Dreharbeiten haben sich Wochenschau-Aufnahmen erhalten; sie wurden in dem halbstündigen Dokumentarfilm ASTA & „CHARLOTTE“ von Paul Hofmann und Heinz Trenczak verwendet,[5] den der WDR Köln 1990 herstellen ließ.
Zu sehen ist in S1 das sogenannte Parseval-Luftschiff „Charlotte“,[6] das 1912 gebaut und tatsächlich bis 1914 als Passagier- und Werbeluftschiff im Einsatz war.[7]
Der Polizei in Berlin lag S1, mit dem Arbeitstitel Pro patria und dem Untertitel Ein mimisches Schauspiel in 3 Akten versehen, am 3. November 1913 vor und wurde unter der Nr. 13.46 für Jugendliche nicht zugelassen.[8] Auch die Polizei in München verhängte unter den Prüf-Nummern 11377, 11378 und 11379 Jugendverbot.[9]
Der Film wurde am 15. November 1913 in Essen im eben eröffneten „Riesenkino“ Schauburg[10] uraufgeführt. In Berlin lief er schon am 3. November 1913[11] im U.T. Friedrichstraße[12] an. Den Erstverleih hatte die Internationale Film Vertriebs GmbH Berlin. In Dänemark startete S1 am 17. Juni 1914.
Rezeption
Der Film wurde besprochen in:[13]
- SLA: D Vol. 13, Nr. 296.
- SLA: Bild und Film (Röm.) Vol. 3, Nr. 5.
- SLA: Lichtbildbühne Nr. 47, 1913.
- SLA: Kinematograph Nr. 347, 1919.
- SLB: Union Theater Zeitung Nr. 46, 1913.
- SLZ: Verbotene Kinematographenbilder Nr. 100, 1913, S. 114.
- SLZ: Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme. München 1980 (München) Nr. 347, 1913.
- SLZ: Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme. München 1980 (München) Nr. 518, 1913.
„Ein früher Abenteuer- und Spionagefilm nach einem Theaterstück von E. Pagani, aber auch ein Film, in dem sich die Zeit, und das, was sich am Horizont abzeichnete, ganz besonders spiegelt: S 1 hatte seine Erstaufführung am 15. November 1913. Neun Monate später begann der Erste Weltkrieg …“.[7]
Die Spionagegeschichte wurde seinerzeit so angekündigt: „Urban Gad hat den Text zu einem vaterländischen Drama verfasst, das voraussichtlich den Titel PRO PATRIA (S 1) führen wird und in dem Riesenkinobau der Schauburg in Essen die Uraufführung erleben wird. Vor einigen Tagen fand sich eine kleine Schauspielertruppe und Vertreter der Projektions-A.-G.-Union, Berlin, auf dem Flugplatz Wanne ein, um die erforderlichen Aufnahmen zu machen. Nachdem das Parsevalluftschiff Charlotte aus der Halle gebracht war, trat der ‚Flimmerkasten‘ in Tätigkeit.“.[14]
„Dieses Meisterstück ist speziell für das Ruhrgebiet bestimmt u. dürfte den Ruhm der unvergleichlichen Tragödin wieder aufleben lassen und zur Begeisterung führen.“ (Zeitungsanzeige der Schauburg in Essen zur Aufführung am 22. November 1913)
Der Film galt lange Zeit als verschollen, bis in den 1990er Jahren in Russland eine Kopie wiederentdeckt und vom Bundesarchiv in Koblenz restauriert wurde. Die im Filmarchiv des Bundesarchivs unter der Eingangs-Nr. B 97 691-3 (Archivsignatur 16 271) erhaltene Kopie hat eine Länge von 1240 Metern.[15]
Literatur
- Bernhard Chiari, Matthias Rogg, Wolfgang Schmidt (Hrsg.): Krieg und Militär im Film des 20. Jahrhunderts. (= Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte, Schriftenreihe des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, Band 59). Oldenbourg Verlag, München 2003, ISBN 3-486-56716-0, S. 259.
- Friedrich von Zglinicki: Der Weg des Films. Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Rembrandt Verlag, Berlin 1956.
- Mathilde Jamin, Lisa Kosok (Hrsg.): Viel Vergnügen! Öffentliche Lustbarkeiten im Ruhrgebiet der Jahrhundertwende. (Ausstellungskatalog) Ruhrlandmuseum, Essen 1992, ISBN 3-89355-077-1.
- Herbert Birett: Quellen zur Filmgeschichte 1906–1920. (kinematographie.de)
- Lynn Abrams: Workers’ Culture in Imperial Germany. Leisure and Recreation in the Rhineland and Westphalia. Verlag Routledge, London 2002, ISBN 1-134-90254-9 (englisch).
- Hans-Michael Bock: Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon. In: Uta Berg-Ganschow, Wolfgang Jacobsen (Hrsg.): … Film … Stadt … Kino … Berlin … . Argon, Berlin 1987, ISBN 3-87024-105-5, S. 177–202.
- Herbert Birett: Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme. München / New York / London / Paris 1980, ISBN 3-598-10067-1.
Weblinks
- S 1 auf deutsches-filminstitut.de
- S1 bei filmportal.de
- S1 bei The German Early Cinema Database, DCH Cologne.
- S 1 auf fwm-stiftung.de
- S1 in der Internet Movie Database (englisch)
Abbildungen
- Zehn Standfotos aus dem Film auf filmportal.de
- Standfoto aus dem Film auf hannover.de
- Ansichtskarte: Großkino „Lichtburg“ in Essen (nach 1928) auf heimatsammlung.de
Einzelnachweise
- ↑ Jan-Christopher Horak in filmlexikon.uni-kiel.de
- ↑ cinegraph.de, Berliner Union-Film
- ↑ Filmportal.de nennt statt Schünemann Axel Graatkjaer als Kameramann.
- ↑ Text der Zeitungsanzeige der Schauburg zur Premiere am 22. November 1913.
- ↑ ASTA & „CHARLOTTE“, BRD 1990, Regie, Buch Heinz Trenczak, Paul Hofmann, Kamera Christel Fomm, Schnitt Christel Mayer, Musik Matthieu Hoefnagels (Asta-Nielsen-Walzer), Wolfgang Hamm, Sprecher: Hildburg Schmidt (Nielsen-Zitate), Heinz Trenczak (Kommentar), Produktion Vis-à-vis Film / Heinz Trenczak im Auftrag des WDR Köln, Farbe & s/w, 30 Min. Angaben: Filmarchiv Austria.
- ↑ Parseval-Luftschiffe waren Prall-Luftschiffe (im Gegensatz zu den starren Zeppelinen), vgl. zu „PL 12 Charlotte“: Auf „Charlotte“ getauft, Gebaut für „Rheinisch-Westfälische Flug- und Sportplatz-Gesellschaft mbH Wanne-Herten“, dort für Rundfahrten genutzt. Erste Fahrt: 11. Mai 1912. PL 12 wurde bis 1914 als Passagier- und Werbeluftschiff genutzt. 82 m lang, 14 m Durchmesser. Antrieb: 2 NAG-Motoren mit je 81 kW (110 PS). Gasvolumen: 8000 m³. Höchstgeschwindigkeit: 48 km/h.
- ↑ a b Kommunales Kino Hannover: S1. (presse-hannover.de (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive))
- ↑ filmportal.de
- ↑ GECD #32699.
- ↑ filmarchiv austria auf film.at, Lichtburg Essen: „Am 5. September 1913 eröffnete die Projektions-AG Union (PAGU) mit 2000 Klappstuhl-Plätzen die Schauburg am Viehofer Tor, den damals größten Kinobau Deutschlands. Die Schauburg bezeichnete sich selbst als Koloss der Lichtspiele.“
- ↑ GECD #32699.
- ↑ U.T. Friedrichstraße, Nr. 180, am 30. Mai 1913 eröffnet, Premierenkino, webloc.de (Memento vom 14. November 2011 im Internet Archive)
- ↑ Alle Daten nach GECD #32699.
- ↑ filmarchiv austria auf film.at
- ↑ bundesarchiv.de
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Zeitungsanzeige der Schauburg in Essen