Südhimmel

Südliche Hemisphäre des Sternenhimmels
Zentrum der Milchstraße – beobachtet am Paranal-Observatorium in Chile
Illustration aus dem Brockhaus-Efron (1890–1907)

Der Südhimmel, Südstern(en)himmel oder südliche Sternenhimmel ist jene Hälfte des Sternenhimmels, die südlich des Himmelsäquators liegt und somit alle Punkte mit negativer Deklination umfasst (→ Äquatoriales Koordinatensystem). Vom Südpol aus kann der Südhimmel ganz überblickt werden; je weiter nördlich der Beobachtungsort, desto weniger ist von ihm sichtbar.

Bei guten Sichtbedingungen umfasst der Südhimmel über 2.000 freiäugig sichtbare Fixsterne, bei Verwendung eines Feldstechers etwa 20.000 bis 40.000. In Großstädten sieht man auch bei wolkenlosem Nachthimmel je nach Ausmaß der Luft- und Lichtverschmutzung nur etwa 100 bis 500 Sterne. Die hellsten Sterne sind alle größer als unsere Sonne. Der hellste mit einer scheinbaren Helligkeit von −1,5 mag ist Sirius im Sternbild Großer Hund; er hat doppelten Sonnenradius und ist 8 Lichtjahre entfernt. Auch Canopus und der mit 4 Lichtjahren nächste Stern Toliman (α Centauri) stehen am Südhimmel, allerdings mit rund 60° südlicher Deklination so nahe am Pol, dass beide von Mitteleuropa aus nicht beobachtet werden können.

Der Südhimmel zeigt etwas mehr Sterne als der Nordhimmel, da das Zentrum der Milchstraße etwa 20° südlich des Äquators im Sternbild Schütze liegt. Von den 14 hellsten Sternen 1. Größe (bis 1,0 mag) sind jeweils 7 an Nord- und Südhimmel, jeweils 11 von den 22 hellsten (bis 1,5 mag).

Das exakte Zentrum des Südhimmels ist die verlängerte Erdachse, der Himmelssüdpol. Der ihm nächste noch freiäugig sichtbare „Polarstern“ Sigma Octantis (σ Oct) ist ein Stern 5. Größe und hat nur ein Fünfundzwanzigstel der Helligkeit von Polaris, dem Polarstern über dem Nordpol. Deutlicher weisen vier der hellsten Sterne auf die Lage des Südpols hin, von dem sie 27–30° entfernt sind: Die Sterne Gacrux und Acrux im Kreuz des Südens zeigen direkt zum Pol, während Alpha Centauri und Beta Centauri fast rechtwinklig dazu auf Gacrux zeigen. Sie sind von geringen geographischen Breiten der Südhalbkugel aus am besten im dortigen Herbst sichtbar.

Bemerkenswert sind außer den Sternbildern Zentaur, Kreuz des Südens, Schiff Argo und Skorpion auch die zwei Magellanschen Wolken, bei denen es sich um Zwerggalaxien handelt, die die Galaxis (Milchstraße) begleiten. Am Übergang zum Nordhimmel über den Himmelsäquator reichend liegt das bekannte Sternbild Orion. Auf der Nordhalbkugel steht es im Winter im Süden, und somit gleichzeitig von der Südhalbkugel aus betrachtet im dortigen Sommer im Norden.

Während man am Äquator zu jeder Jahres- und Nachtzeit genau eine Hälfte vom Südhimmel wie vom Nordhimmel überblickt, kann man in südlichen höheren Breiten von Südafrika oder Australien zu jedem Zeitpunkt rund zwei Drittel des Südhimmels sehen, im südlichsten Südamerika mehr als 80 Prozent, und ihn am Südpol ganz überblicken.

Literatur

  • David Ellyard, Wil Tirion: The Southern Sky Guide. Cambridge Univ. Press, Cambridge 2009, ISBN 978-0-521-71405-1
  • Svend Laustsen, (et al.): Entdeckungen am Südhimmel – ein Bildatlas der Europäischen Südsternwarte. Springer, Berlin 1987, ISBN 3-7643-1896-1

Weblinks

Wiktionary: Südsternhimmel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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South Hemisphere.png
Autor/Urheber: Roberto Mura, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Full map of the Southern celestial hemisphere.
Iconographic Encyclopedia of Science, Literature and Art 020.jpg
Illustration from Brockhaus and Efron Encyclopedic Dictionary (1890—1907)
Laser Towards Milky Ways Centre.jpg
Autor/Urheber: ESO/Yuri Beletsky (ybialets at eso.org), Lizenz: CC BY 4.0
Mitte August 2010 machte der ESO-Fotobotschafter Yuri Beletsky dieses Foto des Paranal-Observatoriums der ESO. Eine Gruppe von Astronomen beobachtete das Zentrum der Milchstraße unter Verwendung der Vorrichtung zur Erzeugung eines künstlichen Leitsterns mit dem Yepun-Teleskop, einem der vier Unit-Teleskope des Very Large Telescope (VLT).

Yepuns Laserstrahl durchquert den südlichen Himmel und erzeugt einen künstlichen Stern in 90 km Höhe in der Mesosphäre der Erde. Der Laser-Leitstern (LGS) ist ein Teil der adaptiven Optik des VLT und wird als Referenz zur Korrektur der durch die Atmosphäre verursachten Unschärfe-Effekte auf Aufnahmen verwendet. Die Farbe des Lasers ist exakt abgestimmt, um eine Schicht von Natrium-Atomen anzuregen, die sich in einer der oberen Schichten der Atmosphäre befindet – die bekannte Farbe der Natrium-Lampen der Straßenbeleuchtung lässt sich in der Farbe des Lasers wiedererkennen. Vermutlich ist diese Schicht von Natrium-Atomen ein Überrest von Meteoriten, die in die Erdatmosphäre eintreten. Wenn sie durch das Licht des Lasers angeregt werden, beginnen die Atome zu leuchten und bilden so einen kleinen hellen Fleck, der als künstlicher Referenzstern für die adaptive Optik benutzt werden kann. Mittels dieser Technik können Astronomen schärfere Beobachtungsergebnisse erhalten. Beispielsweise können Forscher bei der Beobachtung des Zentrums unserer Milchstraße besser den galaktischen Kern überwachen. In diesem verschluckt ein supermassereiches schwarzes Loch Gas und Staub, während es von nahen Sternen umkreist wird.

Das Foto wurde mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen und deckt mit etwa 180° beinahe den gesamten sichtbaren Himmel ab.