Südindien

Karte von Südindien

Südindien ist eine Region, die aus dem südlichen Teil Indiens besteht und die Bundesstaaten Andhra Pradesh, Karnataka, Kerala, Tamil Nadu und Telangana sowie die Unionsterritorien Lakshadweep und Puducherry umfasst, die 19,3 % der Fläche Indiens und knapp 20 % der indischen Bevölkerung ausmachen.

Aufgrund der sozialen, sprachlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Besonderheiten wurden bereits Forderungen nach einer verstärkten Autonomie und Unabhängigkeit Südindiens und der hier lebenden Draviden laut. Diese reichen bis zur Forderung nach einem eigenen Staat mit dem Namen Dravida Nadu.

Geografie

Mahendravadi-Granittempel bei Kanchipuram, Tamil Nadu

Das in hohem Maße von Granitgestein dominierte Südindien erstreckt sich über den südlichen Teil des Dekkan-Hochlands und wird im Osten vom Golf von Bengalen, im Westen vom Arabischen Meer und im Süden vom Indischen Ozean begrenzt. Manche sehen auch den nördlichen Teil des Dekkan (Bundesstaat Maharashtra) aufgrund seiner geologischen Ähnlichkeiten als zu Südindien gehörig. Die Grenze zwischen Nord- und Südindien würde dann von den in Ost-West-Richtung verlaufenden Flüssen Purna und Tapti bzw. von den Gebirgsketten des Satpuragebirges und des Vindhyagebirges gebildet. Die Region ist geografisch sehr vielfältig und wird von zwei Gebirgsketten – den West- und Ostghats – begrenzt, die in Teilen an die Hochebene grenzen. Die Region verfügt über ein feuchttropisches Klima und eine vielfältige Flora und Fauna mit bedeutenden Urwaldflächen.

Fauna

In Südindien leben die seltenen Nilgiri-Tahre und Nilgiri-Languren sowie die vom Aussterben bedrohten Bartaffen.

Bundesstaaten und Unionsterritorien

Südindien gliedert sich in 5 Bundesstaaten:

und zwei Unionsterritorien:

Bedeutende Städte

Modernes Bengaluru
Hyderabad

Wichtige Bevölkerungs- und Wirtschaftszentren sind:

Geschichte

Herrschafts- und Einflussgebiet der Chola um 1050

Die Kohlenstoffdatierung zeigt, dass Aschehügel, die mit jungsteinzeitlichen Kulturen in Südindien in Verbindung gebracht werden, auf die Zeit um 8000 v. Chr. zurückgehen. Der Süden Indiens war die meiste Zeit seiner Geschichte in verschiedene hinduistische Kleinkönigreiche und Fürstentümer aufgespalten, unter denen das Pallava- und das Chola-Reich hervorstechen, deren Blütezeiten vom 6. bis zum 9. beziehungsweise vom 9. bis zum 13. Jahrhundert dauerten. Auf die Chola folgte von etwa 1350 bis 1550 das Vijayanagar-Reich, welches eine Hegemonie über den Süden Indiens errichten konnte.[1] Nach wiederholten Invasionen durch das Sultanat von Delhi und dem Fall des Vijayanagar-Reiches im Jahr 1646 wurde der Norden der Region von den Dekkan-Sultanaten, dem Maratha-Reich und diversen Kleinstaaten dominiert.[2]

Die Portugiesen fanden Ende des 15. Jahrhunderts einen Seeweg nach Indien und errichteten in der Folgezeit Stützpunkte an der Küste, um den Handel zu kontrollieren und die Versorgung ihrer Schiffe und Mannschaften sicherzustellen; ins Binnenland drangen sie nicht vor. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts lieferten sich Franzosen und Briten einen langwierigen Kampf um die militärische Kontrolle über Südindien. Nach der Niederlage von Tipu Sultan im Vierten Mysore-Krieg (1799) und dem Ende der Vellore-Meuterei (1806) festigten die Briten ihre Macht über einen Großteil des heutigen Südindiens, mit Ausnahme des französischen Pondichéry (Puducherry). Das britische Weltreich übernahm im Jahr 1857 die Kontrolle über die Region von der Britischen Ostindien-Kompanie. Während der britischen Kolonialherrschaft wird die Region neu unterteilt, wobei die Fürstenstaaten Mysore und Hyderabad eine gewisse regionale Bedeutung aufwiesen.

Nach der Unabhängigkeit Indiens im Jahr 1947 wurde die Region in vier Bundesstaaten aufgeteilt: Madras, Mysore, Hyderabad und Travancore-Cochin. Mit dem States Reorganisation Act von 1956 wurden die Bundesstaaten nach sprachlichen Gesichtspunkten neu geordnet, was zur Schaffung der neuen Bundesstaaten Andhra Pradesh, Karnataka, Kerala und Tamil Nadu führte. Im Jahr 2014 entstand Telangana aus Teilen von Andhra Pradesh.[3]

Bevölkerung

Laut der indischen Volkszählung von 2011 beläuft sich die geschätzte Bevölkerung Südindiens auf 252 Millionen, was etwa einem Fünftel der Gesamtbevölkerung Indiens entspricht. Die Fertilitätsrate der Region liegt unter dem Durchschnitt des Landes.[4] Infolgedessen ist der Anteil der Bevölkerung Südindiens an der Gesamtbevölkerung Indiens von 1981 bis 2011 zurückgegangen und der demografische Übergang ist weiter fortgeschritten als im Rest des Landes. Laut der Volkszählung 2011 liegt die durchschnittliche Alphabetisierungsrate in Südindien bei etwa 80 % und damit deutlich über dem indischen Landesdurchschnitt von 74 %, wobei Kerala mit 93,9 % die höchste Alphabetisierungsrate aufweist.[5]

Die größte Sprachgruppe in Südindien ist die dravidische Sprachfamilie, die etwa 73 Sprachen umfasst, darunter die wichtigsten Sprachen Telugu, Tamil, Kannada und Malayalam. Die größte Religionsgruppe sind Hindus, welche rund 80 % der Bevölkerung ausmachen. Daneben gibt es größere Gemeinschaften von Muslimen (rund 11 %) und Christen (rund 4 %).

Südindien verfügt im landesweiten Vergleich über ein höheres sozioökonomisches Entwicklungsniveau.[6] Nach Schwankungen in den Jahrzehnten unmittelbar nach der Unabhängigkeit Indiens verzeichneten die Volkswirtschaften der südindischen Bundesstaaten in den letzten drei Jahrzehnten ein überdurchschnittliches Wachstum im Vergleich zum nationalen Durchschnitt. Armutsraten sind in Südindien niedriger als im Rest des Landes, genauso wie Kindersterblichkeit und Analphabetismus. Es wird auch eine bessere Beteiligung von Frauen im öffentlichen Leben verzeichnet.[7] Bei der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung stechen insbesondere die Technologiezentren Bengaluru, Chennai, Hyderabad sowie der Bundesstaat Kerala hervor.

Kulturelle Unterschiede

Chola-Tempel in Gangaikonda Cholapuram (2017)
Shiva Nataraja, Shiva als „König des Tanzes“ (Chola-Bronze, Tamil Nadu, 11. Jh., Größe: 68 cm)

Der Süden Indiens weist hinsichtlich Geschichte, Kultur, Sprache, Küche, Architektur und Politik bedeutende Unterschiede zum Rest des Landes auf. Die Draviden bilden im Süden Indiens die Mehrheit der Einwohner. Die Mehrheit der Menschen in Südindien spricht mindestens eine der vier großen dravidischen Sprachen: Telugu, Tamil, Kannada und Malayalam. In einigen Bundesstaaten und Unionsterritorien wird auch eine Minderheitensprache anerkannt, wie Urdu in Telangana und Französisch in Puducherry. Neben diesen Sprachen wird Englisch sowohl von der Zentralregierung als auch von den Regierungen der Bundesstaaten für offizielle Mitteilungen verwendet und ist auf allen öffentlichen Schildern zu lesen.

Neben Abstammungs- und Sprachunterschieden gibt es auch eine Reihe weiterer kultureller Differenzen zwischen Nord- und Südindien, etwa bei:

Weblinks

Commons: Südindien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jeffrey Hays: Ancient and medieval kingdoms in Southern India. In: FactsAndDetails.com. September 2020, abgerufen am 25. März 2022 (englisch).
  2. Shankar Vanavarayar: Metro Plus Coimbatore: They administered our region Heritage. In: The Hindu. 4. Juni 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. April 2014; abgerufen am 25. März 2022 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hindu.com
  3. Rajya Sabha passes Telangana bill. Abgerufen am 18. September 2021.
  4. https://www.censusindia.gov.in/vital_statistics/SRS_Bulletins/MMR_release_070711.pdf
  5. https://censusindia.gov.in/2011-prov-results/data_files/india/Final_PPT_2011_chapter6.pdf
  6. Northern States versus Southern States: A comparative analysis. (PDF) Mai 2004, abgerufen am 18. September 2021.
  7. Alice Evans: Why do women in South India have more freedom than their northern sisters? Abgerufen am 18. September 2021 (amerikanisches Englisch).

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Karte des Chola-Reiches während der Regierungszeit Rajendra I. (c. 1030)
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Metropolitan Museum of Art, NYC.

Shiva as Lord of Dance (Nataraja), Chola period (880-1279), ca. 11th century Tamil Nadu, India Copper alloy; H. 26 7/8 in. (68.3 cm); Diam. 22 1/4 in. (56.5 cm) Gift of R. H. Ellsworth Ltd., in honor of Susan Dillon, 1987 (1987.80.1)

If a single icon had to be chosen to represent the extraordinarily rich and complex cultural heritage of India, the Shiva Nataraja might well be the most remunerative candidate. It is such a brilliant iconographic invention that it comes as close to being a summation of the genius of the Indian people as any single icon can. Sculptures of Shiva dancing survive from at least as early as the fifth century, but it was under the rule of the great Chola dynasty of southern India (880-1279) that the world-famous iconographic type evolved. The setting of Shiva's dance is the golden hall of Chidambaram, at the center of the universe, in the presence of all the gods. Through symbols and dance gestures, Shiva taught the illustrious gathering that he is Creator, Preserver, and Destroyer. As he danced he held in his upper right hand the "damaru," the hand drum from which issued the primordial vibrating sound of creation. With his lower right hand he made the gesture of "abhaya," removing fear, protecting, and preserving. In his upper left hand he held "agni," the consuming fire of dynamic destruction. With his right foot he trampled a dwarf like figure (apasmara purusha), the ignoble personification of illusion who leads mankind astray. In his dance of ecstasy Shiva raised his left leg, and, in a gesture known as the "gaja hasta," pointed to his lifted leg to provide refuge for the troubled soul. He thus imparted the lesson that through belief in him, the soul of mankind can be transported from the bondage of illusion and ignorance to salvation and eternal serenity. Encircling Shiva is a flaming body halo ("prabhamandala," or surrounding effulgence) that not only establishes the visual limits of this complex and dynamic composition but also symbolizes the boundaries of the cosmos.
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Uppal aerial view from NSL sez
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Location of South India within the country
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The mesmerising view of the temple at Gangaikonda Cholapuram
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Mahendravadi Rock Cut Temple from the 7th century. It is situated north of Kanchipuram, Tamil Nadu, India.
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