Südmärkischer Dialekt

Südbrandenburgisch, manchmal auch Südmärkisch, ist ein ostmitteldeutscher Dialekt. Das Berlinische ist durch diesen Dialekt beeinflusst und wird z. T. hinzugerechnet. Die Besonderheit dieses Dialekts ist die Tatsache, dass er in einem großen Gebiet nieder- und hochdeutsche Merkmale in sich vereinigt. Dies ist durch die Überformung des einstigen mittelniederdeutschen Dialekts durch das den hochdeutschen Dialekten zugehörige Mitteldeutsch zu erklären.

In der Literatur (und von den Sprechern selbst) werden die Begriffe „Märkisch“ und „Brandenburgisch“ teilweise vermengt. Gemäß der unter märkische Dialekte skizzierten Taxonomie sollten die mitteldeutschen Mundarten Südbrandenburgs richtiger als „Südbrandenburgisch“, aber in ihrer modernen Form nicht als „Südmärkisch“ bezeichnet werden, da es sich nicht um Dialekte des Märkischen (Ostniederdeutsch), sondern des Mitteldeutschen handelt. Die Bezeichnung „Südmärkisch“ ist nur historisch richtig, da es sich um ursprünglich niederdeutsche Mundarten handelt, die mitteldeutsche Merkmale angenommen haben.

Zum Südbrandenburgischen gehören u. a.:

Begriffsdisambiguierung

Die Bezeichnung „Südbrandenburgisch“ oder „Südmärkisch“ wird vereinzelt auch für das niederdeutsche Mittelmärkisch oder Teile davon verwendet, jedoch nur sofern das Mittelmärkische im Kontext des Niederdeutschen beschrieben und das dann dem Nordmärkischen gegenübergestellt wird (so bei Schröder (2004, S. 50).[1] Da dies jedoch gleichzeitig die Bezeichnung der (jetzt) mitteldeutschen (aber historisch niederdeutschen) Dialekte Südbrandenburgs ist, führt das zu Ambiguitäten und sollte daher vermieden werden. Analog gilt das für die Bezeichnung des mittelmärkischen Diphthongierungsgebietes als „südmärkisch“ (so bei Stellmacher 1980, S. 465 f.).[2]

Merkmale

Anhand der Niederlausitzer Mundart.

  • Lautverschiebung von p, t, k zu f (nicht pf), z/ß und ch:
    • Fanne ‚Pfanne‘, Fund ‚Pfund‘, heeßen ‚heißen‘, ich, weech ‚weich‘[3]
    • daneben aber auch Appel ‚Apfel‘, plüen/plien ‚pflügen‘ in der Niederlausitz[3]
  • Bewahrung der niederdeutschen Monophthonge ê und ô statt hochdeutsch ei und au:
    • Been, breet, Boom, kofen, lofen,[3] vgl. mittelmärkisch Been, breet, Boom, kopen, lopen
  • Entrundung von ö, ü und eu:
    • hibsch ‚hübsch‘, Biecher ‚Bücher‘, Lecher ‚Löcher‘, scheen ‚schön‘, Scheine ‚Scheune‘[3]
  • Slawische Einflüsse, v. a. aus dem Niedersorbischen:
    • fehlender Artikel (foahre noach Schmiede)[4]
    • Unsicherheit im Gebrauch von anlautendem h- (eezen ‚heizen‘, Eistall ‚Heustall‘)[4]
    • Gebrauch des Reflexivpronomens (die Katze leeft sich ‚die Katze ist läufig‘, wörtlich ‚die Katze läuft sich‘)[4]

Siehe auch

Literatur

  • Joachim Wiese: Kleines Brandenburger-Berliner Wörterbuch. Reclam, Leipzig 1996
  • Peter Wiesinger: Das Nordobersächsisch-Südmärkische. In: Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. Hrsg. von Werner Besch, Ulrich Knoop, Wolfgang Putschke, Herbert Ernst Wiegand. Zweiter Halbband. Walter de Gruyter, Berlin / New York 1983, S. 865–869, dazu Karte 47.12.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. I. Schröder: Niederdeutsch in der Gegenwart. Sprachgebiet – Grammatisches – Binnendifferenzierung. In: D. Stellmacher (Hrsg.): Niederdeutsche Sprache und Literatur der Gegenwart. Olms, Hildesheim 2004.
  2. D. Stellmacher: Ostniederdeutsch. In: Lexikon der Germanistischen Linguistik. Niemeyer, Tübingen 2011, S. 464–486.
  3. a b c d Joachim Wiese: Kleines Brandenburger-Berliner Wörterbuch. Reclam, Leipzig 1996, S. 8.
  4. a b c Joachim Wiese: Kleines Brandenburger-Berliner Wörterbuch. Reclam, Leipzig 1996, S. 9.