Sør-Varanger

WappenKarte
Wappen der Kommune Sør-Varanger
Sør-Varanger (Norwegen)
Sør-Varanger
Basisdaten
Kommunennummer:5605
Provinz (fylke):Finnmark
Verwaltungssitz:Kirkenes
Koordinaten:69° 30′ N, 29° 4′ O
Fläche:3.971,42 km²
Einwohner:9.850 (1. Jan. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte:2 Einwohner je km²
Sprachform:Bokmål
Webpräsenz:
Verkehr
Straße:Europastraße 6
Lage in der Provinz Finnmark
Lage der Kommune in der Provinz Finnmark

Sør-Varanger (nordsamisch Mátta-Várjjaga, kvenisch Etelä-Varankin[2]) ist eine Kommune im norwegischen Fylke Finnmark. Die Kommune grenzt an Finnland sowie Russland und hat 9850 Einwohner (Stand: 1. Januar 2023). Verwaltungssitz ist die Stadt Kirkenes, die nordöstlicher Endpunkt der Hurtigruten und der Europastraße 6 ist.

Geografie

Foto eines Flusses, der durch eine grüne Landschaft fließt. Am Fluss eine kleinere Siedlung.
Neiden und der Fluss Neidenelva

Sør-Varanger liegt auf der Varangerhalbinsel (Varangerhalvøya) im äußerten Nordosten Norwegens. Die Kommune erstreckt sich entlang der Barentssee-Küste der östlichen Finnmark und deren Innenland. Im Südwesten grenzt Sør-Varanger an die finnische Gemeinde Inari und im Osten an Russland. Sør-Varanger ist die einzige Kommune Norwegens, die an Russland grenzt. Auf russischer Seite der Grenze liegt die Oblast Murmansk. Grenzflüsse zu Russland sind die Pasvikelva und die Jakobselva.[3] Die norwegisch-russische Grenze ist rund 198 km lang. Das Dreiländereck zwischen Norwegen, Finnland und Russland wird durch die Treriksrøysa Krokfjellet markiert.[4] Auf norwegischer Seite grenzt Sør-Varanger im Nordwesten an die Kommune Nesseby. Des Weiteren verlaufen im Varangerfjord im Norden von Sør-Varanger Grenzen zu den Kommunen Vadsø und Vardø.

Von Norden aus schneiden sich mehrere Seitenarme des Varangerfjords in die Kommune ein. Zu diesen Seitenarmen gehören unter anderem der Bugøyfjord, der Neidenfjord, der Kjøfjord und der Bøkfjord. In dieser Fjordlandschaft liegt die Insel Skogerøya mit einer Fläche von rund 126 km².[3][5] In den Neidenfjord mündet bei der Ortschaft Neiden der Fluss Neidenelva, der zu den besten Lachsflüssen der Region zählt.[6]

Das Tal Pasvikdalen stellt den südlichen Bereich der Kommune dar. Der obere Talbereich geht in den Øvre-Pasvik-Nationalpark ein.[7] Im Norden der Kommune wird das tiefergelegene Gebiet von Hügeln mit bis zu 500 moh. unterbrochen.[3] Die Erhebung Báhttervárri stellt mit einer Höhe von 497,08 moh. den höchsten Punkt der Kommune Sør-Varanger dar.[8] Vielerorts liegen Moorgebiete vor.

Sør-Varanger ist flächenmäßig die neuntgrößte Kommune Norwegens.[9] Die Gesamtfläche beträgt 3.971,42 km², wobei Binnengewässer zusammen 512,58 km² ausmachen.[10]

Einwohner

Der Großteil der Einwohner lebt in den Orten Kirkenes, Bjørnevatn und Hesseng. Die drei Orte liegen in der Nähe des Bergbaugebiets Bjørnevatn.[11] In der Gemeinde liegen mehrere sogenannte Tettsteder, also mehrere Ansiedlungen, die für statistische Zwecke als eine städtische Siedlung gewertet werden. Diese sind Hesseng mit 1691, Bjørnevatn mit 2553, Kirkenes mit 3383 und Skytterhusfjellet mit 287 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2022).[12] Weitere Orte sind unter anderem Neiden und Svanvik. In Neiden leben viele Samen und der Ort ist Zentrum der skoltsamischen Kultur in Norwegen. Die skoltsamische Siedlung Skoltebyen steht heute unter Schutz.[6]

Die Einwohner Varangers werden Varangværing genannt.[13] Offizielle Schriftsprache ist wie in vielen Kommunen in Finnmark Bokmål, also die weiter verbreitete der beiden norwegischen Sprachformen.[14]

Jahr19861990199520002005201020152020
Einwohnerzahl[15]98539641991395329463973810.22110.158

Geschichte und Kultur

Foto einer steinernen Kapelle
Die König-Oskar-II.-Kapelle

Die Kommune Sør-Varanger entstand im Jahr 1858, als sie mit damals 1171 Einwohnern von Vadsø abgespalten wurde. Vadsø verblieb im Zuge dessen mit 1344 Einwohnern.[16] Bis zum 31. Dezember 2019 gehörte Sør-Varanger der damaligen Provinz Finnmark an. Sie ging im Zuge der Regionalreform in Norwegen in die zum 1. Januar 2020 neu geschaffene Provinz Troms og Finnmark über.[17]

In der Kommune gibt es Funde früherer samischer Kultur. Kirkenes und andere Siedlungen der Kommune wurden während des Zweiten Weltkriegs fast vollständig durch die deutschen Besatzer zerstört. Viele Bewohner wurden aus der Region evakuiert oder versteckten sich in den Tunneln des Bergbaugebiets Bjørnevatn. In den Gruben sollen rund 1000 bis 3500 Personen gelebt haben. Im Oktober 1944 war Sør-Varanger das erste Gebiet Norwegens, das durch die Rote Armee von den deutschen Truppen befreit wurde. Heute erinnern mehrere Denkmäler an die Befreiung. In den 1990er-Jahren entwickelte sich eine verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland.[11][18] Im Jahr 2012 trat eine Regelung in Kraft, die es den Bewohnern der russisch-norwegischen Grenzregion erlaubte, mit einem Nachweis über den Wohnsitz in das jeweils auf der anderen Grenzseite gelegene Grenzgebiet einzureisen. Anwendbar wurde die Regelung für Einwohner von Orten in bis zu 30 Kilometer Entfernung von der Grenze.[19]

In Sør-Varanger liegen mehrere Kirchen. Die Kirkenes kirke ist eine Kirche aus dem Jahr 1959. Die vorherige Hauptkirche von Kirkenes war zuvor im Jahr 1944 bei einem Bombenangriff zerstört worden.[20] Die Svanvik kirke ist eine Holzkapelle aus dem Jahr 1934. Sie hat einen kreuzförmigen Grundriss und wurde 1944 durch Granaten beschädigt.[21] Ebenfalls einen kreuzförmigen Grundriss hat die Neiden kapell. Der von Stabkirchen inspirierte Bau wurde im Jahr 1902 fertiggestellt.[22] Aus dem Jahr 1869 stammt die König-Oskar-II.-Kapelle (Kong Oscar IIs kapell). Die an einer Klippe nahe der Grenze zu Russland gelegene Kapelle wurde zeitweise als Leuchtfeuer genutzt.[23] In der Skoltebyen in Neiden liegt die St. Georgs kapell, die einzige russisch-orthodoxe Kapelle Norwegens. Sie soll im 16. Jahrhundert errichtet worden sein.[6]

In Svanvik liegt das Sør-Varanger Museum. In Kirkenes befindet sich das Kunstmuseum Saviomuseet. Es wurde 1994 eröffnet und ist nach dem Künstler John Andreas Savio benannt.[11]

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Foto eines Grenzübergangs mit Zollschildern und einigen Autos. Im Hintergrund ein Wachturm
Grenzübergang Storskog

Aus dem Westen führt die Europastraße 6 (E6) in die Kommune. Bei Neiden zweigt der Riksvei 92 von der E6 in den Südwesten ab. Der Riksvei führt an die finnische Grenze. Endpunkt der E6, die in Norwegen von Südost- bis Nordostnorwegen durch das gesamte Land führt, ist die Stadt Kirkenes. Etwas südlich von Kirkenes mündet bei Hesseng die aus dem russischen Osten kommende Europastraße 105 (E105) in die E6. Der Grenzübergang zu Russland liegt im Ort Storskog. In das Tal Pasvikdalen führt von Hesseng aus der Fylkesvei 8850. In den Nordosten der Gemeinde führt von Kirkenes der Fylkesvei 8860. Westlich von Kirkenes liegt der Flughafen Kirkenes.[3] Der Hafen von Kirkenes ist Anlaufstelle der Schiffslinie Hurtigruten. Kirkenes ist der End- und Wendepunkt der Route.[24]

Zwischen Kirkenes und Bjørnevatn verläuft die Bahnstrecke Kirkenes–Bjørnevatn. Die Bahnstrecke ist nicht an das restliche norwegische Schienennetz angebunden und verbindet den Hafen von Kirkenes mit dem Bergwerk in Bjørnevatn.

Wirtschaft

Im Bereich der Landwirtschaft ist die Rinderhaltung typisch. Im Tal Pasvikdalen ist auch die Forstwirtschaft vertreten. Fischerei wird größtenteils in Kombination mit anderen Erwerbsformen betrieben. Vor allem in der Umgebung von Kirkenes ist die Industrie sowie der Dienstleistungssektor von größerer Bedeutung. Unter anderem werden in der Stadt Schiffe repariert. Von 1906 bis 1996 wurde bei Bjørnevatn Bergbau betrieben. Im Jahr 2009 begann A/S Sydvaranger erneut mit dem Bergbau in der Region. In Kirkenes ist die Zeitung Sør-Varanger Avis ansässig. Vor allem durch Passagiere der Hurtigruten gewann der Tourismus für Kirkenes mit der Zeit an Bedeutung.[11][25] In der Kommune befinden sich mehrere Wasserkraftwerke. Das Kraftwerk Skogfoss wurde 1964 in Betrieb genommen und hatte zwischen 1981 und 2010 eine mittlere Jahresproduktion von rund 289 GWh. Am Kraftwerk wird eine Fallhöhe von knapp 20 Metern ausgenutzt.[26] Die Fallhöhe beim Kraftwerk Melkefoss beträgt rund 10 Meter. Das Werk wurde 1978 in Betrieb genommen und hatte in den Jahren 1981 und 2010 eine mittlere Jahresproduktion von zirka 141 GWh.[27] Im Jahr 2021 arbeiteten von etwa 5260 Arbeitstätigen knapp 4700 in Sør-Varanger selbst, über 100 Personen waren in Tromsø berufstätig. Jeweils über 50 Personen pendelten in die Kommunen Vadsø und Tana.[28]

Name und Wappen

Die Beschreibung des seit 1982 offiziellen Wappens lautet: In Gold und Rot mit rechtsschräger großer Flammenteilung.[29] Der Gemeindename bedeutet im Deutschen „Süd-Varanger“. Varanger war ursprünglich ein Fjordname und ging dann auf die Halbinsel über. Im Quellen aus dem Jahr 1567 taucht der Name als Verannger auf. Der Name setzt sich aus „ver“ (deutsch Fischerdorf) und angr (deutsch Bucht oder Fjord) zusammen.[30]

Persönlichkeiten

Weblinks

Commons: Sør-Varanger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 07459: Population, by sex and one-year age groups (M) 1986–2023. In: ssb.no. Statistisk sentralbyrå, abgerufen am 3. Dezember 2023 (englisch).
  2. Sør-Varanger kommune (Norsk - Hovednavn). In: Kartverket. Abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch).
  3. a b c d Sør-Varanger kommune. In: Norgeskart. Abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch).
  4. Riksgrenser. In: Kartverket. 16. September 2021, abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch).
  5. 100 største øyene i Noreg. In: Kartverket. 3. November 2021, abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch).
  6. a b c Svein Askheim: Neiden. In: Store norske leksikon. Abgerufen am 1. Juli 2022 (norwegisch).
  7. Øvre Pasvik nasjonalpark. In: naturbase.no. Miljødirektoratet, abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch).
  8. Høgaste fjelltopp i kvar kommune. Kartverket, 6. Januar 2022, abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch (Nynorsk)).
  9. Kor stort er Noreg? In: Kartverket. 13. Januar 2022, abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch).
  10. 09280: Areal (km²), etter arealtype, statistikkvariabel, år og region. In: Statistisk sentralbyrå. Abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch).
  11. a b c d Svein Askheim: Sør-Varanger. In: Store norske leksikon. Abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch).
  12. Population and land area in urban settlements. Statistisk sentralbyrå, 14. Dezember 2022 (englisch).
  13. Innbyggjarnamn. Språkrådet, abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch (Nynorsk)).
  14. Forskrift om språkvedtak i kommunar og fylkeskommunar (språkvedtaksforskrifta). In: Lovdata. 6. Januar 2020, abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch).
  15. Population. Municipalities, pr. 1.1., 1986 - latest year. In: ssb.no. Abgerufen am 24. Juni 2022 (englisch).
  16. Dag Juvkam: Historisk oversikt over endringer i kommune- og fylkesinndelingen. (PDF) In: Statistisk sentralbyrå. 1999, abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch).
  17. Kommunal- og moderniseringsdepartementet: Nye kommune- og fylkesnummer fra 2020. In: regjeringen.no. 27. Oktober 2017, abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch).
  18. Svein Askheim: Bjørnevatn. In: Store norske leksikon. Abgerufen am 1. Juli 2022 (norwegisch).
  19. Grenseboerbevis. In: regjeringen.no. 30. Mai 2012, abgerufen am 1. Juli 2022 (norwegisch).
  20. Kirkenes kirke, Sør-Varanger. In: Kirkesøk. Abgerufen am 1. Juli 2022 (norwegisch).
  21. Svanvik kirke. In: Kirkesøk. Abgerufen am 1. Juli 2022 (norwegisch).
  22. Neiden kapell. In: Kirkesøk. Abgerufen am 1. Juli 2022 (norwegisch).
  23. Kong Oscar IIs kapell. In: Kirkesøk. Abgerufen am 1. Juli 2022 (norwegisch).
  24. Kirkenes - Stadt an der Grenze zu Russland. In: Hurtigruten. Abgerufen am 1. Juli 2022.
  25. Svein Askheim: Kirkenes. In: Store norske leksikon. Abgerufen am 1. Juli 2022 (norwegisch).
  26. Skogfoss. In: NVE. Abgerufen am 1. Juli 2022 (norwegisch).
  27. Melkefoss. In: NVE. Abgerufen am 1. Juli 2022 (norwegisch).
  28. Pendlingsstrømmer. Statistics Norway, abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch).
  29. Godkjenning av våpen og flagg for Sør-Varanger kommune, Finnmark. In: Lovdata. Abgerufen am 1. Juli 2022 (norwegisch).
  30. Sør-Varanger. In: Norsk stadnamnleksikon. Abgerufen am 24. Juni 2022 (norwegisch).

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In Nordnorwegen, in der Gemeinde Sør-Varanger, Ort Storskog, die norwegisch-russische Grenze mit dem Grenzübergang
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Die König Oscar II kapelle in Grense Jakobselv, Kirkenes, Norwegen
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