Runlevel

Der Begriff Runlevel bezeichnet einen Betriebszustand von Computern. Er hat vor allem beim Start des Betriebssystems Bedeutung. Der Runlevel ist vor allem bei unixoiden Betriebssystemen bekannt, jedoch auch bei anderen Betriebssystemen vorhanden.

Allgemeines

Viele Betriebssysteme durchlaufen beim Start (Booten) mehrere abgestufte Systemzustände, bzw. starten in einen bestimmten Zustand, den Runlevel. Jedem Runlevel sind bestimmte System-Dienste zugeordnet, die beim Booten als Prozesse in wohldefinierter Reihenfolge innerhalb des Betriebssystems gestartet werden. Auf diese Weise werden Betriebsmittel des Computers stufenweise in Betrieb genommen. Beim Herunterfahren des Betriebssystems werden die Runlevel in umgekehrter Reihenfolge durchlaufen, die laufenden Prozesse werden stufenweise beendet, bis der Computer ausgeschaltet werden kann. Daneben kann auch direkter Wechsel von einem Runlevel in einen anderen erfolgen.

Runlevel kennt man vor allem aus den unterschiedlichen Unix-Systemen wie Solaris (vor Solaris 10), GNU/Linux, HP-UX oder AIX. Doch auch in Windows entsprechen die Startoptionen Abgesicherter Modus, Abgesicherter Modus mit Netzwerk oder Windows normal Starten im Windows-Bootmenü jeweils genau einem Runlevel. Solaris 10 verwendet runlevel nur noch rudimentär, die Hauptsystemsteuerung wird dort durch Service Management Facility (SMF) erledigt.

Idee der unterschiedlichen Runlevel ist es, Sicherheitsstufen bereitzustellen, in denen nur bestimmte Systemprozesse aktiv sind. Dies ist wichtig, falls beispielsweise ein System von Computerviren befallen ist und ohne Netzwerk-Anbindung laufen soll.

Im Gegensatz zu den am System V orientierten Betriebssystemen kennt FreeBSD keine Runlevels, sondern hält am traditionellen init von BSD fest.[1]

Beispiel Linux

Das Runlevel wird durch eine Befehlszeile oder die Datei /etc/inittab gewählt, aber nicht unbedingt dort definiert, und alles weitere kann bei den verschiedenen Linux-Distributionen sehr unterschiedlich sein.[2] Runlevels müssen nicht fortlaufend definiert sein und müssen sich nicht alle unterscheiden.[3]

Beim Wechsel in ein Runlevel werden die in seiner Definition benannten Dienste oder Prozesse automatisch gestartet oder gestoppt. Eine denkbare Konfiguration ist in folgender Tabelle angegeben:

RunlevelBeschreibung
0Shutdown. Alle Netzverbindungen werden geschlossen, Dateipuffer werden geschrieben, Mounts auf Partitionen werden entfernt (d. h. die im Verzeichnisbaum eingebundenen Datenträger werden ausgehängt).
SSingle-User-Runlevel; niedrigster Systemzustand für Wartungsarbeiten, in dem ausschließlich Systemressourcen wie Festplatten oder Dateisysteme aktiv sind.
1Einzelnutzerbetrieb ohne Netzwerk mit ausschließlich lokalen Ressourcen. In vielen Implementierungen identisch mit 'S'.
2Lokaler Mehrnutzerbetrieb ohne Netzwerk mit ausschließlich lokalen Ressourcen. Unter einigen Linuxdistributionen (z. B. Debian) wird in Runlevel 2 auch das Netzwerk konfiguriert.
3Netzwerkbetrieb, über das Netzwerk erreichbare Ressourcen sind nutzbar, eine grafische Oberfläche steht nicht zur Verfügung. Firewalls sollten aktiviert werden.
4Ist normalerweise nicht definiert. Kann aber für diverse Dienste genutzt werden.
5Wie 3, zusätzlich wird die grafische Oberfläche bereitgestellt.
6Reboot. Alle Netzverbindungen werden geschlossen, Dateipuffer werden geschrieben, Mounts auf Partitionen werden entfernt.

Das oben bereits erwähnte Programm init kann von privilegierten Benutzern auch zum Wechsel des Runlevel benutzt werden. Entsprechend den in der Tabelle wiedergegebenen leveln kann mit /sbin/init 0 das System heruntergefahren, oder mit /sbin/init 6 rebootet werden. Zur Ermittlung des aktuellen Runlevel steht bei den meisten Distributionen der Befehl /sbin/runlevel und/oder die Umgebungsvariable RUNLEVEL zur Verfügung (oder nach System V who -r).

Beispiel Solaris

Alle Systemdienste werden ebenfalls in der Datei /etc/inittab festgelegt. Für die einzelnen Runlevel gelten unter Solaris, im Unterschied zu Linux, die folgenden Definitionen:

RunlevelBeschreibung
0Shutdown-Runlevel, PROM-Modus
SSingle-User-Runlevel; ähnlich wie Runlevel 1, doch es werden nur die nötigsten Dateisysteme gemountet ("/" und "/usr"), um Veränderungen am System während der Wartungsarbeiten zu vermeiden
1Administrations-Runlevel (siehe Linux)
2Multi-User-Runlevel (siehe Linux)
3Multi-User-Runlevel mit Netzwerk (siehe Linux)
4Benutzerdefinierter Runlevel (siehe Linux)
5Poweroff-Runlevel; ähnlich wie Runlevel 0, doch es wird das Netzteil abgeschaltet, sofern dies unterstützt wird.
6Reboot-Runlevel (siehe Linux)
a,b,cSpezielle Runlevel; diese werden zusätzlich zu den aktiven Runleveln gestartet
QDieser Parameter dient dem erneuten Einlesen der /etc/inittab, um Änderungen ohne Reboot zu verwirklichen. Jedoch ist Q kein spezieller Runlevel.

Einzelnachweise

  1. System Startup. In: FreeBSD Quickstart Guide for Linux® Users. FreeBSD Foundation, abgerufen am 2. Dezember 2015.Vorlage:Cite web/temporär
  2. Run levels. In: Linux System Administrator's Guide. Linux Documentation Project, abgerufen am 2. Dezember 2015.Vorlage:Cite web/temporär
  3. An introduction to services, runlevels, and rc.d scripts. Linux Foundation, 11. Januar 2006, abgerufen am 2. Dezember 2015.Vorlage:Cite web/temporär