Rumannstraße

Straßenschild mit Legendentafel zum Stadtdirektor Wilhelm Rumann

Die Rumannstraße in Hannover im heutigen Stadtteil Oststadt wurde im 19. Jahrhundert kurz nach der Ausrufung des Deutschen Kaiserreichs angelegt. Die nach dem hannoverschen Stadtdirektor Wilhelm Rumann (1784–1857) benannte Straße führt von der Sedanstraße bis zu Bödekerstraße[1] und liegt in ihrer Gesamtheit im sogenannten „denkmalpflegerischen Interessenbereich“ in der Zuständigkeit des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege.[2]

Geschichte und Beschreibung

In der Gründerzeit, überwiegend jedoch ab Ende der 1870er Jahre entstand in dem Bereich nördlich und nordöstlich der Königstraße eine überwiegend vornehme Wohnbebauung für den gehobenen bürgerlichen Bedarf.[2]

Blick von der Eichstraße durch die Rumannstraße in Richtung Bödekerstraße;
Ansichtskarte Nummer 458 von Friedrich Astholz junior, 1904, Lichtdruck

Eine Gruppe von zwei Mietshäusern, die 1891 nach Plänen des Architekten Max Küster auf den heutigen Grundstücken Rumannstraße 4 und 6 errichtet wurden, hat sich nicht erhalten.[3]

Ende des 20. Jahrhunderts wohnte die Schriftstellerin Charlotte Regenstein unter ihrem Pseudonym Alexander Römer unter der Adresse Rumannstraße 4.[4]

Ab seinem fünften Lebensjahr und bis 1915 bewohnte die Familie des späteren Schriftstellers Hansjürgen Weidlich „das Erdgeschoss in dem dunklen Eckhaus der Bödekerstraße am Ende der Rumannstraße“, von wo aus die Kinder die alljährlichen abendlichen Fackelzüge am Geburtstag von Kaiser Wilhelm beobachten durften.[5]

Stadttafel für Kurt Schwitters vor dem Haus Rumannstraße 8

2016 konnte der Physiker Walter Selke mit Unterstützung des im Stadtarchiv Hannover tätigen Christian Heppner die lange als verloren geglaubte Geburtsstätte des Künstlers Kurt Schwitters neu verorten. Ein lange verbreiteter Irrtum hatte sich im Jahr 1956 ergeben, als die Hausnummern in der Rumannstraße neu festgelegt wurden; für die eine Straßenseite die geraden, für die andere Straßenseite die ungeraden Hausnummern. Dadurch erhielt die Rumannstraße 2 – die Geburtsstätte des Künstlers lag in dem erhaltenen Erdgeschoss des Gebäudes – die heutige Hausnummer 8.[6][7] Vor dem Haus Rumannstraße 8 stellte die Stadt Hannover im November 2021 eine von Walter Selke initiierte Stadttafel auf, die an Leben und Werk von Kurt Schwitters erinnert.[8][9]

Die historische Bebauung der seinerzeit oftmals zweieinhalb- bis dreigeschossigen Reihenhäuser lässt sich noch heute insbesondere in der als Bauensemble denkmalgeschützten Gruppe Rumannstraße 15 sowie 17/19 ablesen: Die drei aneinander auf der nördlichen Straßenseite Ende der 1870er Anfang der 1880er Jahre errichteten Gebäude ähneln der von dem Architekten Heinrich Köhler am Schiffgraben entworfenen Bauten, wenngleich die in der Rumannstraße erhaltenen Baukörper einfacher gestaltet wurden; ihre „Plastizität wird durch Gesimse, Fensterverdachungen betont.“ Die Baugruppe mit ihren Hintergebäuden diente rund ein Jahrhundert nach ihrer Errichtung inklusive des rückseitig bis an die Holscherstraße heranreichenden Grundstückes Anfang der 1980er Jahre als Schulgebäude für die Albert-Liebmann-Schule.[2]

Während der Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg erlitt die Gegend nördlich und nordöstlich der Königstraße starke Zerstörungen durch Fliegerbomben.[2]

Das Doppelhaus Rumannstraße 17/19 dient heute (Stand: Oktober 2018) unter der Bezeichnung „Wohnheim Rumannstraße“ als von der Caritas-Hannover betreute und vollausgelastete Flüchtlingsunterkunft für 65 Menschen.[10]

Vielharmonie

Unter der Adresse Rumannstraße 9 findet sich die von der Gundlach-Stiftung eingerichtete „Vielharmonie“, in der Stipendiaten des Gundlach Musikpreises für jeweils zwei Jahre mietfrei wohnen und ihre musikalischen Fähigkeiten ausbauen können. Hierfür wurde ein ehemaliges Wohnhaus im Jahr 2003 für Musikstudien umgestaltet und unter anderem mit einer schalldichten „Übebox“ ausgestattet. Nach der Restaurierung des Pavillons, Teil der Kulisse während des jährlich veranstalteten Serenadenkonzertes, wurde dieser im Jahr 2005 beim Garten- und Innenhofwettbewerb der Stadt Hannover ausgezeichnet.[11]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Rumannstraße (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helmut Zimmermann: Rumannstraße, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 213
  2. a b c d Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Anspruchsvolle Wohnbebauung zwischen Schiffgraben und Alte Celler Heerstraße (Lister Meile), sowie Ortskarte 7 / 09 Oststadt / 10 List, in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover (DTBD), Teil 1, Band 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 42f., 160f.; sowie Oststadt im Addendum zu Teil 2, Band 10.2: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 11f.
  3. Reinhard Glaß: Küster, Max in der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902) [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 20. Oktober 2018
  4. Sophie Pataky (Hrsg.): Regenstein, Charlotte, und Römer, Alex, in dies.: Lexikon deutscher Frauen der Feder. Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienenen Werke weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem Verzeichnis der Pseudonyme, Bd. 2, Berlin: C. Pataky, 1898, S. 172; 200–201Digitalisat bei Zeno.org
  5. Hansjürgen Weidlich: Hindenburg und sein Dackel, in Diethard H. Klein, Herbert Grohmann (Hrsg.): Hannover. Ein Lesebuch. Die Stadt Hannover einst und jetzt in Sagen und Geschichten, Erinnerungen und Berichten, Briefen und Gedichten, Husum: Husum-Verlag, 1987, ISBN 978-3-88042-324-4 und ISBN 3-88042-324-5, S. 126f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Conrad von Meding: Aus der Stadt / Bislang von falschem Gebäude ausgegangen / Schwitters` Geburtshaus liegt woanders ..., illustrierter Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 27. Mai 2016, zuletzt abgerufen am 20. Oktober 2018
  7. Walter Selke, Christian Heppner: Das Geburtshaus von Kurt Schwitters in Hannover, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Bd. 70 (2016), S. 66–71
  8. Simon Benne: Stadttafel erinnert an Kurt Schwitters. Ehrung vor dem Geburtshaus in der Rumannstraße., in: Hannoversche Allgemeine Zeitung. Stadt-Anzeiger Ost vom 11. November 2021, S. 3
  9. Information der Stadt Hannover: Enthüllung der Stadttafel für Kurt Schwitters
  10. o. V.: Oststadt / Wohnheim Rumannstraße / Informationen zur Flüchtlingsunterkunft in der Rumannstraße auf der Seite hannover.de in der Version vom 5. Dezember 2016, zuletzt abgerufen am 20. Oktober 2018
  11. o. V.: Gundlach Musikpreis / Vielharmonie auf der Seite gundlachstiftung.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 22. Oktober 2018

Koordinaten: 52° 22′ 49,3″ N, 9° 45′ 2,4″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Stadttafel Kurt Schwitters (11).jpg
Autor/Urheber: Klaaschwotzer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Stadttafel in Hannover für Kurt Schwitters: Auf dem Bürgersteig vor dem Gebäude Rumannstraße 8 (linkes Haus), in dem der Künstler 1887 im Erdgeschoss geboren wurde, stellte die Stadtverwaltung Hannover im November 2021 auf einer über zwei Meter hohen flachen Stele eine Stadttafel auf, die in deutscher und englischer Sprache an den Künstler erinnert. Auf der Rückseite findet sich das Gedicht „An Anna Blume“, das bekannteste Gedicht Schwitters‘.
F. Astholz jun. AK 0458 Hannover. Rumannstrasse, Bildseite.jpg
Im Vordruck für das Jahr 1904 datierte Aufnahme im Verlag des Fotografen Friedrich Astholz junior, hier als Ansichtskarte mit der fortlaufenden Nummer 458 per Lichtdruck vervielfältigt. Zu sehen ist eine Ansicht in der Oststadt von Hannover, und zwar ein Blick von der im Vordergrund quer durch das Bild verlaufenden Eichstraße längs durch Rumannstraße bis zu der Bödekerstraße in der Bildmitte im Hintergrund. Im Vordergrund rechts, hinter den beiden Knaben auf dem Bürgersteig in Höhe der wartenden Pferdekutsche, ist das Geburtshaus des späteren hannoverschen Künstlers Kurt Schwitters zu sehen, der in dem bis heute erhaltenen Erdgeschoss des Hauses unter der - heutigen - Adresse Rumannstraße 8, zum Zeitpunkt der Aufnahme die seinerzeitige Hausnummer 2. Auf der linken Straßenseite sind die drei heute denkmalgeschützten hellen Gebäude zu erkennen: Unter der damaligen Adresse Rumannstraße 26A bis 27, betrieb die Schulgründerin Julie Boysen und später die Lehrerin Elisabeth Granier privat die dann als Ost-Lyzeum bekannt gewordene Mädchenschule, aus der sich die spätere Ricarda-Huch-Schule entwickelte.
Marie Witte, die die Ansichtskarte mit ihrer Handschrift versah, sandte diesen Bildgruß 1905 an Fräulein Katarina Brandt in Homburg vor der Höhe ...
Rumannstraße Hannover Straßenschild mit Legende Wilhelm Rumann 1824-1843 Stadtdirektor, von König Ernst August 1839 wegen Verfassungstreue des Amtes enthoben.jpg
Autor/Urheber: Bernd Schwabe in Hannover, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Legende unter dem Straßenschild der Rumannstraße Ecke Bödekerstraße erläutert:

Wilhelm Rumann (18.07.1784 - 18.10.1857), 1824 - 1843 Stadtdirektor, von König Ernst August 1839 wegen Verfassungstreue des Amtes enthoben“

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