Ruhrsandstein

Der Steinerne Turm in Dortmund ist aus Ruhrsandstein gebaut.
Die Kirche St. Peter zu Syburg in Syburg besteht aus Ruhrsandstein.

Als Ruhrsandstein wird ein entlang der Ruhr in Nordrhein-Westfalen, Deutschland vorkommender Sandstein bezeichnet, der als Baumaterial vielfältige Verwendung findet.

Entstehung

Der Ruhrsandstein entstand aus Fluss-Sedimenten vor etwa 320 Millionen Jahren im so genannten Namur C, einem Zeitabschnitt des Oberkarbon. Bei den Bewegungen der Erdkruste wurden die Schichten des Karbon gefaltet und verdichtet (Variskische Faltung). Aus diesen Bewegungen heraus entstanden Klüfte im Gestein (Risse quer zur Streichrichtung der Bänke).

Eigenschaften

Der Ruhrsandstein zeichnet sich – im Gegensatz zu den meisten anderen in Mitteleuropa gewonnenen Sandsteinen – durch geringe Wasseraufnahme, sehr hohe Druckfestigkeit, Abriebfestigkeit und Verwitterungsbeständigkeit aus. Er ist intensiv kieselig zementiert und durch Kornbindung gefestigt. In Deutschland gilt der Ruhrsandstein als einer der resistentesten Sandsteine überhaupt.

Er hat sowohl graue als auch gelbliche, rötliche und bräunliche Farbtöne. Die Eintönungen entstehen insbesondere durch Oxidationsprozesse (Eisenhydroxid, Limonit). Die glänzenden Partikel im Ruhrsandstein stammen zumeist vom Muskovit-Glimmer. Einige Schichten enthalten auch Knollen aus Eisenerz. Gelegentlich findet man im Ruhrsandstein Versteinerungen von Pflanzen (Schuppenbäume, Farne und so weiter) als Treibgut. Auf Schichtflächen können kohlige Flitter auftreten; in einigen Sandsteinbänken sind Steinkohle-Flöze zwischengelagert.

Verwendung

Empfangsgebäude des Bahnhofs Hattingen (Ruhr) aus Ruhrsandstein
Kohleflöz im Ruhrsandstein an der Zeche Nachtigall

Ruhrsandstein wurde historisch für viele sakrale und profane Bauwerke insbesondere im Ruhrgebiet und im bergisch-märkischen Bereich verwendet. Er wird für Mauerwerk, Treppenstufen, Bodenbelag, Fenster- und Türumrahmungen und Wandbekleidungen verwendet. Im Innenausbau findet Ruhrsandstein darüber hinaus Verwendung für Küchenarbeitsplatten und Waschtische, Kamine und Kaminabdeckungen. Er zählt zu den verschleißfestesten Sandsteinen in Deutschland und ist einer der wenigen Sandsteine, die poliert (Fachleute sprechen hierbei von teilpoliert) werden können.

Vorkommen

Oberflächennahe Gesteinsvorkommen des Ruhrsandsteins befinden sich grundsätzlich nördlich der Ruhr im Ardeygebirge bei Dortmund sowie westlich davon auf beiden Seiten des Ruhrtals bis nach Mülheim. Geologen bezeichnen im engeren Sinne nur den Sandstein der „(Unteren und Oberen) Sprockhöveler Schichten“ als Ruhrsandstein.

Steinbrüche

In den vergangenen Jahrhunderten gab es hunderte von größeren und kleineren Ruhrsandsteinbrüchen in der Region. Die Bauern betrieben ihre eigenen kleinen Brüche im Wald („Steinkuhlen“). Anders war es bei den großen Steinbruchunternehmern, die auch als Bauunternehmer auftraten.

Mittlerweile wird Ruhrsandstein nur noch in vier Steinbrüchen abgebaut (von Ost nach West):

  • Betrieb Oberste, Buchholz[1]
  • Betrieb Grandi, Herdecke
  • Betrieb Steinbruch und Sägebetrieb Lange (ehemals Betrieb Bossert), Sprockhövel[2]
  • Betrieb Rauen, Mülheim-Broich

Stillgelegte Steinbrüche (Auswahl)

Informationstafel zum Steinbruch Opherdicke
BetriebBezeichnungOrt/Lage
OpherdickeOpherdickeHolzwickede
EbbergEbbergSchwerte
ImbergUniversitätsstraßeBochum
ImbergSyburgDortmund
NackenHerdecke
BosselmannSirrenbergSprockhövel
NippusSirrenbergSprockhövel
VogelSirrenbergSprockhövel
KopperschlägerHammertalWitten
WigmannHammertalWitten
BlankenagelHammertalWitten
RauenKohlensiepenWitten-Gedern
BandmannWitten-Vormholz
KülpmannAlbringhausenWetter-Albringhausen
KülpmannAltenhainWetter-Albringhausen
KülpmannAltenhainWetter-Albringhausen
KülpmannHödeyWetter-Voßhöfen
KülpmannAm OstholzWetter-Volmarstein

Siehe auch

Literatur

  • Olaf Otto Dillmann: Der Ruhrsandstein. In: Naturstein. 12/1998. 53. Jg., Ulm, ISSN 0028-1026, S. 62–67.
  • Integrierte geologische Landesaufnahme in Nordrhein-Westfalen. 2020
  • Olaf Otto Dillmann: Vorkommen und Gewinnung von Naturwerkstein am Nordrand des Sauerlandes (Exkursion F am 27. März 2008). Jber. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N.F. 90, Stuttgart 2008, S. 255–265 (10 Abb.).
  • Paul Brandenburg: Wittener Ziegeleien und Steinbrüche : eine fast vergessene Industrie. (Liste)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Oberste GmbH, Koordinaten: 51° 26′ 3,4″ N, 7° 30′ 21,9″ O
  2. Lange, Koordinaten 51° 19′ 33,6″ N, 7° 15′ 21,7″ O

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Kohleflöz im rückwärtigen Teil der Zeche Nachtigall im Muttental, Witten. Flöz „Geitling 3“, auch Flöz „Mentor“ genannt, im ehemaligen Tonschiefersteinbruch im Muttental, der durch den Nachtigall-Stollen mit dem Betriebsgelände der ehemaligen Zeche Nachtigall in Witten-Bommern verbunden ist.
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Informationstafel zum Sandsteinbruch Opherdicke, Historischer Bergbaurundweg Holzwickede (Station 13)
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Ruhrsandstein poliert (Muster ca. 24 x 15 cm)
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Ruhrsandstein beflammt (Muster ca. 24 × 14 cm)
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Ruhrsandstein sandgestrahlt (Muster ca. 24 x 15 cm)
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Oberfläche gesandstrahlt