Rudolf Walter (Musikwissenschaftler)

Rudolf Walter (* 24. Januar 1918 in Groß Wierau, Landkreis Schweidnitz, Provinz Schlesien; † 30. Oktober 2009 in Eppelheim) war ein deutscher Organist, Komponist, Kirchenmusikdirektor und Hochschullehrer.[1]

Leben und Wirken

Rudolf Walter war Sohn des Groß-Wierauer Lehrers und Kantors. Er besuchte bis 1937 das humanistische Gymnasium in Frankenstein und machte dort sein Abitur. Er studierte anschließend Kirchen- und Schulmusik sowie Musikwissenschaft an der Lehrerbildungsanstalt in Beuthen und an der Universität Breslau.[1]

Während seines Kriegsdienstes war er bereits ab Juli 1942 als Kirchenmusiker an St. Maria auf dem Sande in Breslau tätig. Vom September 1945 bis Mai 1948 war er Organist an St. Josef in Weiden und zusätzlich als Organist und Orgellehrer bei den Regensburger Domspatzen. Danach studierte er in Folge an den Universitäten Straßburg und Mainz, wo er 1949 bei Arnold Schmitz promoviert wurde und im Wintersemester 1955/1956 das Schulmusikexamen ablegte. Zusätzliche Orgelstudien absolvierte er bei Joseph Ahrens in Berlin und Marcel Dupré in Paris. Nach Lehraufträgen an der Universität Würzburg und Mainz wurde er 1972 Honorarprofessor im Fach Musikwissenschaft in der Philosophischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1983 war er als Professor und Abteilungsleiter der katholischen Kirchenmusik sowie als Orgellehrer an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart tätig.[1]

Walter trat als Organist in Konzerten im In- und Ausland in Erscheinung. Er war als Musikwissenschaftler sowie als Editor älterer Kompositionen tätig. Als Kirchenmusiker wirkte er viele Jahre in Bad Kissingen und Heidelberg. Von 1948 bis 1961 war er Organist und Kirchenmusikdirektor an der Stadtpfarrkirche in Bad Kissingen; die gleiche Tätigkeit übte er von 1961 bis 1983 an der Katholischen Universitätskirche in Heidelberg aus.[1] Er gründete 1971 die Cappella Palatina als Konzertchor an der Jesuitenkirche in Heidelberg. Zu den Konzerten in der Zeit von 1971 bis 1982 unter seiner Leitung zählen unter anderem Werke der Komponisten Joseph Haydn, Johann Sebastian Bach, Antonín Dvořák, Wolfgang Amadeus Mozart, Georg Friedrich Händel, Franz Liszt, Franz Schubert, Anton Bruckner, Max Reger, Anton Stamitz, Carl Ditters von Dittersdorf sowie Ludwig van Beethoven.[2]

Ehrungen

Publikationen

Monografien (Auswahl)

  • Max Regers Choralvorspiele für Orgel (Hochschulschrift). Mainz [1949]. Phil. Fak., Diss. v. 12. März 1949.
  • Moritz Brosig (1815-1887): Domkapellmeister in Breslau. 1. Auflage. Laumann, Dülmen 1988, ISBN 978-3-87466-112-6.
  • Johann Caspar Ferdinand Fischer: Hofkapellmeister des Markgrafen von Baden. 1. Auflage. Lang, Frankfurt am Main; Bern; New York; Paris 1990, ISBN 978-3-8204-9976-6.
  • Musikgeschichte des Zisterzienserklosters Grüssau: von Anfang des 18. Jahrhunderts bis zur Aufhebung im Jahre 1810. 1. Auflage. Bärenreiter, Kassel; Basel; London; New York; Prag 1996, ISBN 978-3-7618-1260-0.

Rezeption

Orgelmusik (als Komponist)

  • Süddeutsche Orgelmusik zur Weihnacht. 1. Auflage. Coppenrath, Altötting 1962.
  • Orgelstücke aus der Orgelschule „Wegweiser“ (Augsburg 1668). 1. Auflage. Coppenrath, Altötting [1965].
  • mit Erhard Quack (Komponist): Orgelstücke zum Hochamt für Sonn- und Feiertage von zeitgenössischen Komponisten. 1. Auflage. Christophoros-Verlag [1972].

Orgelmusik (als Interpret)

  • Böhmische Orgelmeister: Rudolf Walter an der Marienorgel der Basilika Altötting. Christophorus-Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 1978.
  • Schlesische Orgelmusik: Rudolf Walter an der Orgel der Jakobus-Kirche in Neisse, Schlesien/Werke von Gerhard Strecke; Fritz Lubrich; Richard Wetz; Adolf Hesse; Max Drischner. Pädagogischer Verlag Schwann, Düsseldorf 1980.
  • Ogelwerke des Komponisten Harald Heilmann. Vlengels, Hardheim [1985].
  • Schlesische Orgelmusik - 19. [neunzehntes] und 20. [zwanzigstes] Jahrhundert (Rudolf Walter an der Orgel der Evang. Pfarrkirche in Amorbach). Harmonia Mundi, Freiburg im Breisgau [1986]; EMI-Electrola ASD, Köln [1986].
  • Schlesische Orgelmusik - 15. [fünfzehntes] bis 18. [achtzehntes] Jahrhundert (Rudolf Walter an der Ebert-Orgel der Hofkirche in Innsbruck und an der Freundt-Orgel der Stiftsbasilika in Klosterneuburg). Harmonia Mundi, Freiburg im Breisgau [1986]; EMI-Electrola ASD, Köln [1986]

Editionen Orgelmusik (Auswahl)

  • Johann Ernst Eberlin: 65 Vor- und Nachspiele: Versetten und Fugetten in den 8 Kirchentonarten. 1. Auflage. Doblinger, Wien; München [o. J.].
  • Johann Caspar Ferdinand Fischer: Musikalischer Blumenstrauß: Präludien, Fugen und Finali in den 8 Kirchentonarten. 1. Auflage. Coppenrath, Altötting [1956].
  • Georg Muffat: Apparatus musico-organisticus: 12 Tokkaten, Ciacona, Passacaglia. Neuausgabe. Coppenrath, Altötting [1957].
  • Johann Caspar Simon: Vierzehn leichte Praeludien und Fugen. 1. Auflage. Schott, Mainz 1964.
  • Johann Jacob Froberger: Toccaten: Fantasien, Ricercari, Canzonen und Capricci. 1. Auflage. Coppenrath, Altötting [1968].
  • Arnolt Schlick: Orgelkompositionen. 1. Auflage. Schott, Mainz 1970.
  • Alessandro Poglietti: Praeludia, Cadenzen und Fugen (1676). 1. Auflage. Müller, Heidelberg 1970.
  • Österliche Orgelmusik süddeutscher Meister aus dem 15. bis 19. Jahrhundert. 1. Auflage. Coppenrath, Altötting 1976.
  • Johann Sebastian Bach: Acht kleine Präludien und Fugen: BWV 553-560; für Orgel. Schott, Mainz [u. a.] 1981.
  • Georg Böhm: Präludium und Fuge C-Dur: für Orgel. Schott, Mainz [u. a.] 1982.
  • Süddeutsche Orgelmusik zu marianischen Gesängen aus fünf Jahrhunderten. Coppenrath, Altötting 1986.
  • Valentin Rathgeber: Regina coeli, laetare: Antiphon; für Soli, vierstimmigen gemischten Chor, zwei Violinen, Violonchello und Orgel. Alfred Coppenrath, Altötting 1995.
  • Johann Georg Albrechtsberger: Präludien und Fugen op. 5 und 6 für Orgel. Josef Butz, Sankt Augustin 2004.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Rudolf Walter auf der Site der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, abgerufen am 22. Juli 2022.
  2. Kirchenmusik an der Jesuitenkirche Heidelberg. Abgerufen am 3. Oktober 2023.