Rudolf Tillessen

Rudolf Tillessen (* 3. März 1857 in Düsseldorf; † 22. Dezember 1926 in Mannheim[1]) war ein deutscher Architekt.

Werdegang

Tillessen stammte aus einer gutbürgerlichen Familie und hatte neun Geschwister. Sein Vater, Johann Wilhelm Tillessen, war preußischer Proviantmeister, seine Mutter, Margarete, eine gebürtige Hesse-Theis. Nach zahlreichen Versetzungen des Vaters kam die Familie 1872 nach Mannheim. Tillessen studierte von 1875 bis 1879 Architektur an der Polytechnischen Schule zu Carlsruhe und bereiste anschließend Italien, Frankreich und in die Niederlande. Dabei hospitierte er auch bei dortigen Architekten.[1]

1883/84 war er kurzzeitig sowohl bei Rudolf Opfermann in Mainz als auch bei Wilhelm Manchot in Mannheim tätig. 1885 machte er sich selbständig. Aus den folgenden Jahren ist nahezu nichts bekannt. Auch Tillessen hat darüber immer geschwiegen. Erst ab 1895, als er sich an dem Wettbewerb beteiligte, den „Wasserturmplatz“ (Friedrichsplatz) in Mannheim zu gestalten, ist mehr bekannt.[1] Besonders im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurden nach seinen Entwürfen zahlreiche Villen in der Mannheimer Oststadt errichtet sowie Wohn- und Geschäftshäuser in der Altstadt.

Seit 1920 führte er ein gemeinsames Büro mit dem Architekten Wilhelm W. Hoffmann.[2] In Anerkennung seines Lebenswerkes erhielt er von seiner Karlsruher Hochschule noch kurz vor seinem Tod die Ehrendoktorwürde.[3]

Werke

(c) Verein Heidelberger Rhenanen e. V., CC BY-SA 3.0 de
Corpshaus der Suevia Heidelberg, 1905
Villa Küchen, 1913

Bauten und Entwürfe

  • 1898: neugotische Häusergruppein der Lameystraße 6, 8, 10, 12, Mannheim[4]
  • 1899/1900: Bernhardushof, Breite Straße, Mannheim[2]
  • Häuserzeile in der Lameystraße 6–12, Mannheim[2]
  • 1907: Villen Darmstädter, Engelhorn und Reuther, Werderstraße, Mannheim[5]
  • 1904/1905: Corpshaus des Corps Suevia Heidelberg, Am Klingenteich, Heidelberg[6]
  • 1905/06: Villa Würzweiler, Mollstraße 47[7]
  • 1906: Villa Freudenberg, Weinheim[4]
  • 1906: Doppelvilla Weil/Eckhard, Viktoriastraße 26/28, Mannheim[4]
  • 1908/09: Villa Haas, Mannheim, Maximilianstraße 5[8]
  • 1908/09: Villa Krieger, Maximilianstraße, Mannheim[8]
  • 1909/10: Elizabeth-Duncan-Tanzschule bei Darmstadt[8]
  • 1913: Villa Reverchon, Römerstraße 100, Trier-Pallien[2]
  • 1913: Villa Küchen in Mülheim an der Ruhr[2]
  • 1922/23: Häuser in der Medicusstraße, Mannheim[2]
  • 1924: Häuser in der Bassermannstraße, Mannheim[9]
  • 1926: Villa Gisella Lanz, Spinozastraße 7, Mannheim[2]

Schriften

  • Das Großherzogliche Schloss zu Mannheim. Ausgewählte Innendekorationen. Mannheim 1897.
  • Das Bretzenheimsche Palais. In: Mannheimer Geschichtsblätter 1 [1900], S. 131–134.
  • Die Eremitage zu Waghäusel. Mannheim 1909.
  • Einzelhäuser und Villen. In: Unterrheinischer Bezirk des Badischen Arch. u. Ing.-Vereins, Arch. u. Ing.-Verein Mannheim-Ludwigshafen (Hg.): Mannheim und seine Bauten. Mannheim 1906, S. 305–358.

Privatleben

1890 heiratete er Maria Grütering aus Dinslaken. Zwischen 1891 und 1897 wurden dem Ehepaar vier Söhne und zwei Töchter geboren. 1896 kaufte er in Mannheim im Quadrat C 9, 5/6 ein Wohn- und Geschäftshaus, das er umbaute und vergrößerte. 1902 zog die Familie in eine „Halbvilla“ in der Lachnerstraße in Mannheim, wohin er auch sein Büro verlegte. Diesen Standort behielt er bis 1911 bei. 1914 fielen zwei seiner Söhne im Ersten Weltkrieg. In dieser Zeit wurde auch seine Ehe geschieden. 1916 heiratete er erneut: Mathilde Hummel,[Anm. 1] Schauspielerin am Nationaltheater Mannheim. Diese Ehe bestand nicht lange. Kriegsbedingt und stilistisch aus der Zeit gefallen hatte er auch wirtschaftlich wenig Erfolg. Zahlreiche Umzüge innerhalb Mannheims sind belegt. Nach seinem Tod wurde er auf dem Hauptfriedhof Mannheim beigesetzt.[1]

Gesellschaftliches Engagement

1897 bis 1905 war Rudolf Tillessen Stadtverordneter in Mannheim. Er war im städtischen Vereinsleben rege aktiv. Seit 1904 gehörte er in wechselnden Funktionen, meist dem Vorstand, dem Mannheimer Kunstverein an. Engagiert war er weiter im Kunstgewerbeverein Pfalzgau. Außerdem leitete er die Ortsgruppe Mannheim im 1903 gegründeten Bund Deutscher Architekten und organisierte in dieser Eigenschaft die Baukunstausstellung Mannheim 1909.[1]

Literatur

Anmerkungen

  1. Ob es sich um die Gleiche handelt, die das Lemma Mathilde Hummel erfasst, ist nicht geklärt.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Werner: Mannheimer Villen. Architektur und Wohnkultur in den Quadraten und der Oststadt. S. 300.
  2. a b c d e f g Werner: Mannheimer Villen. Architektur und Wohnkultur in den Quadraten und der Oststadt. S. 301.
  3. Werner: Mannheimer Villen. Architektur und Wohnkultur in den Quadraten und der Oststadt. S. 303.
  4. a b c Werner: Mannheimer Villen. Architektur und Wohnkultur in den Quadraten und der Oststadt. S. 305.
  5. Werner: Mannheimer Villen. Architektur und Wohnkultur in den Quadraten und der Oststadt. S. 246.
  6. Werner: Mannheimer Villen. Architektur und Wohnkultur in den Quadraten und der Oststadt. S. 301, 305.
  7. Werner: Mannheimer Villen. Architektur und Wohnkultur in den Quadraten und der Oststadt. S. 248.
  8. a b c Werner: Mannheimer Villen. Architektur und Wohnkultur in den Quadraten und der Oststadt. S. 306.
  9. Werner: Mannheimer Villen. Architektur und Wohnkultur in den Quadraten und der Oststadt. S. 301 f.

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