Rudolf Staritz

Rudolf Staritz mit Lorenz-Schlüsselmaschine (2007)

Rudolf Friedrich Staritz (* 11. Dezember 1921 in Ziegenrück; † 24. Juli 2021 in Bamberg) war ein deutscher Nachrichtentechniker.

Leben

Nach dem Schulbesuch in Pößneck und einem begonnenen Studium der Elektrotechnik an der Höheren Technischen Lehranstalt in Hildburghausen wurde Staritz 1940 aufgrund seiner Kenntnisse in der Nachrichtenübertragung vom Oberkommando der Wehrmacht (OKW) in das Amt Ausland/Abwehr eingezogen. Während seines Kriegsdienstes von 1940 bis 1945 war er als Funker, Funkausbilder und Konstrukteur von Agentenfunkgeräten im weltweiten Funknetz des OKW unter Admiral Canaris und Oberst Hansen tätig.[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg beendete Staritz das unterbrochene Studium in Hamburg und arbeitete ab 1954 für Forschungsinstitute der Bundespost, so im Fernmeldetechnischen Zentralamt für Verstärker- und Impulstechnik. Am Posttechnischen Zentralamt wirkte Staritz an Entwicklungen von Computerperipherietechnik und Datenfernübertrag mit. Des Weiteren war er Mitglied verschiedener Arbeitsgruppen der Raumfahrtkommission. Sein Forschungsschwerpunkt in diesem Bereich war insbesondere die Kommunikation per Satellitenübertragung.

Privat widmete sich Staritz der Aufarbeitung und Aufklärung der Aktivitäten von Professor Oskar Vierling auf Burg Feuerstein in der Fränkischen Schweiz und veröffentlichte wissenschaftliche Berichte zur Geschichte der Nachrichten- und Computertechnik.[2] Zudem besaß Staritz eine der deutschlandweit größten privaten Sammlungen an Agentenfunkgeräten und Kryptosystemen, die heute im Deutschen Spionagemuseum in Berlin zu sehen ist.

Im November 2007 wirkte der pensionierte Nachrichtentechniker an einer Neuauflage des deutsch-britischen Dechiffrierduells mit. Vom Heinz Nixdorf MuseumsForum aus sendete er eine chiffrierte Botschaft, die in Bletchley Park, etwa 70 km nordwestlich von London, empfangen und entziffert wurde.[3][4][5] Am 24. Juli 2021 verstarb Rudolf Staritz in Bamberg im Alter von 99 Jahren.[6]

Mitgliedschaften

Staritz war Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt sowie der International Intelligence History Association (IIHA). „Rudi“, wie ihn seine Funkfreunde nannten, war langjähriges Mitglied im Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) sowie lizenzierter Funkamateur mit dem Rufzeichen DL3CS.[7]

Publikationen

  • mit Louis Meulstee: Clandestine Radio. Wireless for the Warrior. Vol. 4, Wimborne Publ. Ltd., Ferndown / Dorset 2004, ISBN 0-9520633-6-0.[8]
  • mit Walter Dieminger, Gerhard Strössner: 60 Jahre Amateurfunk-Sendebetrieb in Coburg. Coburg 1986.
  • Technik der Flugkörper. Berlin 1966.
  • Zahlreiche Fachberichte aus den Fachgebieten Funktechnik, Raumfahrttechnik und Kryptographie.

Weblinks

Commons: Rudolf Staritz – Sammlung von Bildern
  • Abwehrfunk − Funkabwehr. Technik und Verfahren der Spionagefunkdienste. Unveröffentlichtes Buchmanuskript, Redaktionsschluss Mitte 1985, überarbeitete Version 2018 (PDF; 10,5 MB)

Einzelnachweise

  1. In Bamberg lebt Rudolf F. Staritz. Er gehörte als Funker dem Geheimen Meldedienst der Abwehr unter Admiral Canaris an und ist außer der Familie einer der letzten Zeitzeugen, die Georg Hansen persönlich kannten. Der 87-Jährige ist ein gefragter Gesprächspartner, vor allem wenn es um Funktechnik geht. … Er selbst war beim Zusammenbruch [Agenten-]Funkausbilder und half der Familie Hansen bei der Aufarbeitung der Dokumente. http://www.willy-aron-gesellschaft.de/downloads/FT_FSonntag18072009.pdf@1@2Vorlage:Toter Link/www.willy-aron-gesellschaft.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  2. Sprache ist mehr als Worte. 13. September 2007, abgerufen am 27. Februar 2020: „Dazu hält der Nachrichtentechniker Dipl.-Ing. Rudolf Staritz einen Vortrag über die Entschlüsselung von militärischen Codes im 2. Weltkrieg und über ein geheimes Projekt auf der nahen Burg Feuerstein.“
  3. Frank Thadeusz: COMPUTER: Der Fehler des Funkers. In: Der Spiegel. Nr. 46, 2007 (online12. November 2007).
  4. Detlef Borchers: Wer schlägt Colossus? In: heise.de. 15. November 2007, abgerufen am 27. Februar 2020.
  5. Helmut Martin-Jung: Code-Knacker. In: sueddeutsche.de. 17. Mai 2010, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  6. Rudolf F. Staritz - Der letzte Zeitzeuge des militärischen Geheimdienstes der Nazis ist tot! In: Deutsches Spionagemuseum. 26. Juli 2021, abgerufen am 26. Juli 2021 (deutsch).
  7. ABK-Runde. In: DARC-Coburg.de. Abgerufen am 23. August 2019.
  8. „This volume is an important contribution in eliminating some of the smaller and larger gaps in the analysis of military and secret service history in the twentieth century. Agent radios from World War II until the end of the Cold War are depicted.“ Archivierte Kopie (Memento vom 15. Februar 2010 im Internet Archive).

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Autor/Urheber: Heinz Nixdorf MuseumsForum, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Rudolf F. Staritz im Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn.